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NEW YORK/ Die Met im Kino/Wien Cineplexx: LA TRAVIATA

16.12.2018 | Oper

Bildergebnis für Met-Kino Metropolitan Opera 2018La traviata

15.12.2018   MET/Kino   „La Traviata“ (Wien Cineplexx)

Micheal Mayers Neuinszenierung der Traviata an der MET ist ein Schritt in die Vergangenheit. Man mag an der Salzburger Produktion dieser Oper die Kälte und Nüchternheit anprangern, hier wird wieder aus dem Fundus der guten alten Zeit geschöpft. Ein sehr dekoratives Einheitsbühnenbild (Christine Jones) zeigt einen prunkvollen Salon, prächtige Kostüme (Susan Hilferty) runden das Bild einer klassischen Inszenierung ab.

An der Personenführung gab es nichts auszusetzen, die Handlung läuft ohne originelle Einfälle ab, wenn man davon absieht, dass Vater Germont seine Tochter zu seinem Treffen mit Violetta mitbringt. Musikalisch bietet die Aufführung höchste Qualität. Diana Damrau war als Violetta hervorragend, sie spielte das Unglückswesen mit viel Hingabe und Temperament. Ihre Stimme bewältigte die Rolle mit Bravour. Wenn man von gelegentlich störendem Vibrato absieht, konnte man die kraftvolle Attacke und auch zarten Piani bewundern. Juan Diego Florez war ihr Alfredo. Florez versucht seit einiger Zeit, im Verdi-Fach Fuß zu fassen, hier mit mehr Erfolg als im Rigoletto-Herzog. Seine Stimme hat tatsächlich an Kraft gewonnen, wenngleich diese Partie vorerst die Grenze für sein Stimmmaterial darstellen dürfte. Seine strahlende Höhe muss nicht erst gelobt werden, sie ist selbstverständlich. Er zeigte aber auch in den Duetten und Ensembles seine große Klasse. Anfangs vielleicht zu jugendlich-burschikos, wuchs er in die Rolle den Liebenden, Wütenden und Verzweifelten. Vater Germont war mit Quinn Kelsey bestens besetzt. Die kräftige Stimme mit dem noblen Timbre passte ausgezeichnet zum Charakter des starrköpfigen Patriarchen.

Yannick Nezet-Seguin, der designierte künstlerische Leiter der MET, dirigierte ein fabelhaft präzise spielendes Orchester mit viel Routine, aber auch mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl für dieses Werk – kein Abgleiten in Schmalz und Rührseligkeit, sondern Tempo nach Maß und kongeniale Begleitung eines Spitzenensembles.

Ein kleiner Wermutstropfen: Die werbenden Firmen nehmen immer größeren Raum bei den Übertragungen ein, auch die ausufernden Berichte und Interviews, so interessant manche auch sind, dehnen einen Opernabend über Gebühr.

Johannes Marksteiner

 

 

 

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