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Neue CD von Sophie Dervaux (Fagott) bei Berlin Classics/BR Klassik erschienen

05.10.2022 | cd

Neue CD von Sophie Dervaux (Fagott) bei Berlin Classics/BR Klassik erschienen/

Unbekanntes ans Licht bringen

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 Von Johann Christian Bach und Johann Michael Haydn ist recht wenig bekannt. Beide Meister haben jedoch wunderbare Fagottkonzerte geschrieben. Sophie Dervaux, die Solo-Fagottistin der Wiener Philharmoniker,  meint, dass es wirklich an der Zeit sei, diese Werke wieder ans Licht zu bringen. Sie habe es ein wenig satt, zu hören, dass es zu wenig Fachliteratur gebe: „Es stimmt einfach nicht. Diese wunderbaren Werke wurden einfach nur vergessen.“ Ihre Werke seien vielleicht nicht so häufig aufgeführt worden wie beispielsweise Mozarts Fagttkonzert, aber sie hätten eine unglaublich gute Qualität, so Sophie Dervaux. Die Wiener Fagottistin stellt bei Berlin Classics nun das B-Dur- und Es-Dur-Konzert für Fagott und Orchester von Johann Christian Bach  und die Sinfonie Nr. 14 in B-Dur von Johann  Michael Haydn vor. Johann Michael Haydn war mit Wolfgang Amadeus  Mozart die führende Musikerpersönlichkeit in Salzburg am fürsterzbischöflichen Hof und wirkte dort 43 Jahre lang. Seine mehr als 800 Kompositionen umfassen beinahe alle Gattungen – Mozart wurde von ihm beeinflusst. Johann Michael Haydn verließ seine Heimat nie. Johann Christian Bach zog dagegen schon früh von Leipzig nach Berlin. In London traf er auf den achtjährigen Mozart, weihte den Knaben als Hofkapellmeister der englischen Königin in die Geheimnisse des neuen Stils ein und wurde einer der Vorreiter der neapolitanischen Oper. Zusammen mit dem Münchner Kammerorchester begibt sich Sophie Dervaux nun auch als Dirigentin auf Entdeckungsreise. Das Orchester sei toll und die Musikerinnen und Musiker seien sehr aufgeschlossen: „Ich freue mich, dass wir uns alle miteinander so für diese selten gespielten Werke begeistern konnten.“ Beim Konzert für Fagott und Orchester B-Dur W. C. 83 von Johann Christian Bach überrascht bei dieser Aufnahme die erstaunliche kontrapunktische Meisterschaft. Und Sophie Dervaux bringt Gefühl und Innigkeit dieser Musik auf ihrem Instrument mit Intensität zur Geltung. Johann Christian Bach galt als der abtrünnigste Sohn des großen Johann Sebastian. Er trat nicht nur zum Katholizismus über, sondern ging auch als Musiker völlig neue Wege. In Mailand war er als Domorganist tätig – und auch als Opernkomponist hatte er erstaunlichen Erfolg. Von dieser Lebendigkeit lebt seine klanglich abwechslungsreiche Musik. Von Johann Michael Haydn erklingt die interessante Sinfonie Nr. 14 in B-Dur. Sie hat die Besonderheit, dass in ihrem zweiten Satz eine ausdrucksvolle Fagott-Melodie erklingt. Und Sophie Dervaux lässt die Kantilenen samtweich und klangfarbenreich erklingen. Nicht weniger virtuos und reizvoll ist hier die Wiedergabe des Konzerts für Fagott und Orchester in Es-Dur für Fagott und Orchester W. C. 82 von Johann Christian Bach, wo Sophie Dervaux mit dem Münchner Kammerorchester nicht nur im letzten Satz die kunstvollen thematischen Verbindungslinien wirkungsvoll herausarbeitet.  Johann Christian Bach galt als der „Mailänder“ und „Londoner“ Bach. Er war das wichtigste Bindeglied zwischen italienischen Meistern wie Sammartini und Pergolesi und dem jungen Mozart. Auch seine Seitenthemen besitzen den Charakter der Sonatensatzform.  

Alexander Walther

 

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