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Neue CD „Viennese Transfigurations“ bei hänssler CLASSIC erschienen. Entdeckung einer Bühnenmusik

16.04.2023 | cd

Neue CD „Viennese Transfigurations“ bei hänssler CLASSIC erschienen/

Entdeckung einer Bühnenmusik

maxi
Maxim Brilinsky(rechts) mit Freunden. Foto: Martin Kubik

Wien sei eine einzigartige Stadt, die schon immer ein Magnet für viele Musiker gewesen sei. Bei den Wiener Philharmonikern und an der Wiener Staatsoper spielen zu dürfen sei eine große Ehre, so der ukrainische Geiger Maxim Brilinsky über seine Wahlheimat. Auf der vorliegenden Aufnahme „Viennese Transfigurations“ hat er drei echte Wiener Komponisten vereint: Alban Berg, Alexander Zemlinsky und Thomas Wally (Jahrgang 1981), der auch  sehr häufig bei den Wiener Philharmonikern spielt. Zwei der Bearbeitungen stammen von Maxim Brilinsky selbst. Das Violinkonzert von Alban Berg erklingt hier in einer interessanten Kombination für Violine, Kontrabass, Klarinette und Klavier. Damit habe man trotz der kleinen Besetzung ein ziemlich breites Klangspektrum erreichen können, sagt Maxim Brilinsky. Der Kontrabass übernehme seine Funktion als Fundament, aber auch als Soloinstrument. Die Klarinette und das Klavier würden sich beim thematischen Material und den Begleitstimmen abwechseln. Die Violinstimme bleibe unverändert, bis auf eine kleine Ausnahme am Ende. Es sei für ihn eine äusserst interessante, spannende und faszinierende Beschäftigung, in der die Stunden wie Minuten vergehen würden. Diese Arbeit habe auf ihn eine so große Anziehungskraft gehabt, dass es oftmals schwer gewesen sei, sich  davon loszureissen. Schon seit seiner Studienzeit sei er von Alban Bergs Violinkonzert fasziniert gewesen. Dies gelte sowohl vom genialen Aufbau der Komposition als auch von den geigerischen und klanglichen Herausforderungen, die dieses Stück vom Spielenden abverlange, betont Brilinsky. Zusammen mit Stefan Neubauer an der Klarinette, Bartosz Sikorski am Kontrabass und Johannes Piirto am Piano ist eine elektrisierende Aufnahme entstanden. Der Titel „Dem Andenken eines Engels“ bezieht sich auf die Tochter des Bauhaus-Architekten Manon Gropius, die achtzehnjährig an  Kinderlähmung starb. Im ersten Teil treten die Wesenszüge des jungen Mädchens bei dieser Aufnahme leuchtkräftig hervor, während  der zweite Teil sich bildkräftig in Katastrophe und Lösung gliedert. Aus dem auf und nieder schwebenden Präludieren entwickeln sich eindrucksvoll zarte Andante-Melodien, um sich dann in einem reizvollen Grazioso-Mittelteil zu verdichten und dann wieder in das geheimnisvolle Wogen des Anfangs zu zerfließen.  Der Beginn des eingeschobenen Allegretto-Scherzos gelingt hier sphärenhaft – die Vision des schönen Mädchens wird schemenhaft eingefangen. Ein wilder Aufschrei leitet dann zum Hauptteil über, der die freie und stürmisch bewegte Kadenz des Solisten hervorhebt. Unaufhaltsam rast dabei das dämonische Geschehen dahin, bis die Hilferufe vom beklemmenden Rhythmus erstickt werden. Über einem langen Orgelpunkt erfolgt deutlich der Zusammenbruch. Maxim Brilinsky meint, dass auch Alexander Zemlinsky großartige Muisk geschrieben habe. Die hier zu hörenden zwei Stücke aus der Bühnenmusik zu Shakespeares „Cymbeline“ sind eine erweiterte Bearbeitung von Zemlinskys 1898 entstandener Vertonung von Ferdinand Gregorovius‘ Gedicht „Blaues Sternlein“. Dss Schicksal der Imogen als Tochter des Königs Cymbeline kommt hier nuancenreich zum Vorschein. Sie heiratet heimlich einen niedrig geborenen Mann und wird dafür von ihrer Stiefmutter verfolgt. Zemlinsky hat dabei eine Musik erfunden, die mit überhitzter Harmonik und chromatischen Finessen aufwartet und auch an den thematischen Reichtum von Zemlinskys „Lyrischer Sinfonie“ erinnert. Bewegend in ihrer thematischen Vielseitigkeit und ihrem klangfarblichen Reichtum sind auf dieser CD ebenfalls die „transfigurations“ von Thomas Wally, der sich von Alban Berg beeinflusst zeigt. Zum Abschluss erklingt noch das wunderbar innig musizierte Adagio aus dem Kammerkonzert für Violine, Klarinette und Klavier von Alban Berg. Hier sind ebenso Einflüsse von Richard Strauss, Gustav Mahler und Arnold Schönberg zu erkennen.

 

ALEXANDER WALTHER

 

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