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Neue CD: Pianistin Katie Mahan spielt Mozart und Liszt bei Steinway & Sons/Neue CD: Pianistin Katie Mahan spielt Mozart und Liszt bei Steinway & Sons/

23.11.2022 | cd

Neue CD: Pianistin Katie Mahan spielt Mozart und Liszt bei Steinway & Sons/

Mit dramatischer Kraft

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Dieses Album mit Klavierwerken von Mozart und Liszt sei von ihren eigenen Kindheitsträumen inspiriert worden, sagt die ungewöhnliche Pianistin Katie Mahan. Eines der schönsten Geschenke der Kindheit sei die Fähigkeit, große Träume zu haben. Das Album heißt „Once upon a time…“ Heute hat die aus Colorado stammende und in Salzburg lebende Künstlerin ein großes Repertoire. Sie war zwölf Jahre alt, als sie Mozarts Fantasie und Fuge KV 394 entdeckte und war von der hier von Johann Sebastian Bach beeinflussten polyphonen Stimmführung begeistert. Auf dieser akustisch weiträumigen CD interpretiert sie diese Fantasie KV 394 mit einem untrüglichen Gespür für melodische Effekte und das reiche thematische Material. Nicht weniger eindrucksvoll ist ihre einfühlsame Wiedergabe der Klaviersonate Nr. 8 in a-Moll KV 310 von Wolfgang Amadeus Mozart. Der heroisch-tragische Charakter des ersten Satzes kommt hier unmittelbar zur Wirkung – und die dynamische Intensität steigert sich ständig. Man spürt den starren Fanatismus des Willens, den die Pianistin  mit ungewöhnlicher rhythmischer Klarheit zum Ausdruck  bringt. Auch das fanfarenartige Hauptthema blitzt ausgesprochen leuchtkräftig hervor und erinnert an eine dramatische Ouvertüre. Und die  hämmernde Achtelbegleitung wirkt ausgesprochen orchestral.  Tragik und Pathos arbeitet Katie Mahan  hier effektvoll heraus. Und auch die ungewöhnliche rhythmische Akzentuierung besticht bei der Interpretation der weiteren Sätze. Im ersten Satz fasziniert insbesondere die aufwühlende Wiedergabe der Durchführung, die chaotische Elemente beschwört. Und trotzdem bleibt die starke Sonatenform dabei unberührt. Insbesondere der chromatisch aufsteigende Lauf verstärkt die innere Spannungskraft dieser Interpretation. Dies gilt auch für die beiden retardierend eingeschobenen Septakkorde. Mit leidenschaftlicher Emphase spielt Katie Mahan dann den zweiten Satz „Andante cantabile con espressione“. Das Thema besitzt dabei eine breit strömende Kraft, deren Fluss unaufhörlich zu sein scheint. Graziös wirkt hingegen das Seitenthema, wo eine Staccato-Skala in reizvoller Weise hervorsticht. Trotzig erscheinen die schwerfälligen Motive des Basses, die gegen den triolischen  Rhythmus ankämpfen. Ein schattenhaftes a-Moll-Presto beherrscht das Finale in fast unheimlicher Weise. Die Klangfarbenveränderungen zwischen C-Dur, c-Moll und e-Moll sind von geradezu berückender Wirkung. Es ist ein gespenstisches Schattenspiel, das aber auch zum Licht führt. Katie Mahans robuste Wiedergabe der Klaviersonate in h-Moll von Franz Liszt besticht vor allem aufgrund der sensiblen Auslotung der motivischen Keimzellen, die sich hier mit klanglicher Macht behaupten. Das sinfonische Ausmaß dieser Komposition wird von der Pianistin keineswegs geleugnet. Das zeigt sich schon beim hymnischen „Grandioso“ in D-Dur im ersten Satz. Stürmische Effekte blitzen auf, geben dem Spiel einen revolutionären, ungestümen Charakter. Und auch die Intensität des lyrischen Seitenthemas in D-Dur mit der Cantando-Phrase zeigt eine fast hypnotische Leuchtkraft. Bei der Durchführung triumphiert dann die klug herausgearbeitete Verarbeitung der beiden Themenkomplexe, die ganz zusammenfinden. Der Charakter einer leidenschaftlichen Seele scheint sich mit aller Macht zu behaupten. Er lässt sich nicht aufhalten. Das kontrapunktisch meisterhaft gearbeitete Fugato entfaltet bei der Oktavenstretta dann einen unglaublichen Zauber. Und die geheimnisvolle Coda bringt einen Nachhall des erhabenen Hauptthemas. Obwohl man den bekenntnishaften Charakter dieser Sonate an manchen Stellen noch stärker akzentuieren könnte, gelingen der Pianistin bewegende und berührende musikalische Schilderungen menschlicher Leidenschaften, Höhenflüge und Kämpfe.

Insbesondere das hymnische Akkordmotiv und das trotzige Kampfmotiv bleiben in starker Erinnerung. Auch die verklärten Schlussakkorde sind hier von stärkster Wirkungskraft. Insgesamt ist es eine hervorragende Interpretation.

Alexander Walther

 

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