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Neue CD: „Nuits Blanches“ beim Label C2/Es-Dur. Französische Musikkultur auf dem Kontrabass

03.02.2024 | cd

FRANZÖSISCHE MUSIKKULTUR AUF DEM KONTRABASS

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Mit „Nuits Blanches“ veröffentlichen Michael Rieber, 1. Solo-Kontrabassist des NDR Elbphilharmonie Orchesters, und sein Klavierpartner Norbert Goerlich eine spannende Hommage an die französische Kammermusik-Literatur. Gleich zu Beginn überrascht die noch fast spätromantisch geprägte Aria mit Rondo für Kontrabass und Klavier von Alfred Desenclos aufgrund ihrer harmonischen Vielschichtigkeit. Gabriel Faures Elegie op. 24 sowie „Apres un reve“ op. 7 Nr. 1 bestechen bei dieser  dezenten Wiedergabe mit Grazie und Reinheit des Stils. Eleganz und poetische Inspirationen  treten klar hervor. Manche Passage wirkt sogar nocturneartig und kantabel. Cesar Francks Violinsonate in A-Dur klingt  in der Fassung für Kontrabass und Klavier ausgesprochen reizvoll. Kontrapunktische Verdichtungen, schwebende Rhythmen und facettenreiche Modulationen blitzen hier auf. Auch die motivische Arbeit und die Anklänge an Beethoven kommen nicht zu kurz. Als „idee fixe“ taucht das aus dem lyrischen Thema abgeleitete Terz-Motiv immer wieder auf. Das zeigt sich auch im leidenschaftlich erregten zweiten Satz, wo der Kontrabass seine fast gesanglichen Passagen offenbart. Im dritten Satz werden die Themen dann kunstvoll  miteinander verbunden. Cesar Francks berühmte Violinsonate auf dem Kontrabass sei ein verwegenes Projekt, vor allem aber von jeher ein großer Traum von ihm, so Michael Rieber. Francks Klangsprache treffe einen direkt ins Herz, lasse einen schwelgen, träumen, leiden, jubeln – und das alles gleichzeitig. Genau dies merkt man der Wiedergabe an, die am meisten überzeugt. Von Maurice Ravel erklingen „Piece en forme de Habanera“ sowie die als Klavier- und Orchesterstück berühmt gewordene „Pavane pour une infante defunte“. Der Wille zur tonalen Eindeutigkeit bis hin zum Streben zur Oberdominante macht sich bei dieser Interpretation bemerkbar. Doch gerade hier vermisst man die Orchesterfassung am meisten. Insgesamt ist es eine wertvolle Aufnahme, die auf ein ausgefallenes Sujet aufmerksam macht.

 

Alexander Walther

 

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