Neue CD mit Trompeter Matthias Höfs bei Berlin Classics erschienen
Mit einer seltenen Klappentrompete brillert Matthias Höfs in Joseph Haydns Trompetenkonzert, in dem der Komponist besonders im zweiten Satz mit den lauten Natur- und leisen Klappentönen spielt. Die dynamischen Kontraste sind hier von bestechender Wirkungskraft. Vor allem die kunstvollen thematischen Verarbeitungen stechen dabei reizvoll hervor. Die Besonderheiten des Kornetts zeigt Höfs in einer subtilen Bearbeitung von Alexander Glazunovs Albumblatt (1899) auf, und mit seinen Kollegen von German Brass, mit denen er seit Jahrzehnten um die Welt tourt, lässt er die „Aida“-Trompete in Giuseppe Verdis „Triumphmarsch“ erschallen. Die neoklassizistischen Momente bei Glazunov berühren ebenso wie der imponierenden Formwille bei Verdi. Auch mit German Brass zeigt er die Reize der Piccolo-Ventiltrompete in Hoch-B/A, deren Wendigkeit gerade dazu einlädt, die Melodien zu verzieren. Die einzigartige Kombination von Harfe und Diskanthorn, später Piccolotrompete, wird in Matthias Höfs‘ Bearbeitung der „Pavane pour une infante defunte“ von Maurice Ravel vorgestellt, in der die Klangvorstellung Maurice Ravels in eine facettenreiche Miniatur übertragen wird. Glanz und Fülle der harmonischen Erfindung fesseln den Zuhörer. Außerdem betört die Poesie dieser Musik in der Blasmusik-Fassung. Aber auch drei interessante Werke der Moderne sind auf dieser CD vertreten. Nikos Skalkottas Concertino für Trompete und Klavier und Andre Jolivets Concertino für Trompete, Klavier und Streicher nutzen die Möglichkeiten moderner Trompeten aus. Gerade die erregende Harmonik des früh verstorbenen griechischen Komponisten Skalkottas arbeitet Höfs besonders eindringlich heraus. Skalkottas war Schüler Weills, Jarnachs und Schönbergs, was man deutlich heraushört. Sein aus der Zwölftontechnik suggestiv abgeleiteter und höchst individueller tonaler Stil fasziniert den Hörer hier ungemein. Punktuelle und serielle Passagen scheint Skalkottas schon ganz versteckt geahnt und erprobt zu haben. Marschartige Formeln, Triolenzungen, zarte Lyrik und packende Steigerungen bis in höchste Höhen kann man bei den einzelnen Stücken immer wieder in durchaus faszinierender Weise erleben. Wolf Kerscheks „Poem for Matthias“ für Flügelhorn, Jazz Trio und Streichquartett entführen dann in spannungsvoller Weise in das vielfältige Reich des Jazz. Ein expressiver und balladenhafter Ton herrscht vor. Matthias Höfs sagt selbst, dass er die Intonation immer weiter verbessern und die Physik dabei austricksen möchte. Unterschiedlichste Materialien und ihre Klangeigenschaften kommen dabei zum Zug, was man bei dieser Einspielung immer wieder deutlich heraushört. Höfs gibt hier auch einen Einblick in seine private Trompetensammlung. Er hat viele historische Modelle angesammelt. Schon immer habe ihn die gigantische Vielfalt der Trompeteninstrumente fasziniert, so Höfs. Es gebe kaum ein Instrument, dass so vielseitig im Klang und Ausdruck sei – verbunden mit dieser enormen dynamischen Bandbreite und den reichen akustischen Möglichkeiten. In bewegender Weise interpretiert der voluminöse Bassist Yorck Felix Speer übrigens gleich zu Beginn auf dieser CD die berühmte Arie „The Trumpet Shall Sound“ zusammen mit Matthias Höfs und dem Concerto Köln aus dem Oratorium „Messiah“ (1742) von Georg Friedrich Händel. Alles in allem präsentiert Höfs auf dieser CD einen höchst abwechslungsreichen musikalischen Querschnitt.
Alexander Walther