Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Neue CD mit The Zurich Chamber Singers bei Berlin Classics erschienen

16.09.2022 | cd

Neue CD mit The Zurich Chamber Singers bei Berlin Classics erschienen/

Ein stark verinnerlichter Stil

erni

In einer reizvollen Abfolge werden die Motetten von Anton Bruckner hier zusammen mit den Werken von Palestrina und Burkhard Kinzler zusammengebracht. The Zurich Chambers Singers unter der umsichtigen Leitung von Christian Erny pflegen dabei einen verinnerlichten Stil mit sphärenhafter Intonation. Mit Palestrina wird ein bewegender Rückblick vollzogen, während die „Bruckner-Brücken“ des Stuttgarter Komponisten Burkhard Kinzler über die Werke der Vergangenheit sinnieren. Dieses Vokalensemble, das hier unter der einfühlsamen Leitung von Christian Erny die A-cappella-Werke interpretiert, gehört  mittlerweile zu den innovativsten europäischen Chören. Giovanni Pierluigi da Palestrina diente für Anton Bruckner in mehr als einer Hinsicht als wichtige Inspirationsquelle. Das „Bruckner Spectrum“ von Berlin Classics versucht dabei  Brücken zu bauen. Die „Bruckner-Brücke“ von Burkhard Kinzler überzeugt nicht nur aufgrund ihrer dynamischen Intensität, sondern vor allem auch infolge ihrer geheimnisvollen Glissando-Figurationen, die sich bei der zweiten „Bruckner-Brücke“ immer weiter auszubreiten scheinen. Die Zurich Chamber Singers gestalten gerade dieses Werk mit starker innerer Spannungskraft, wobei Bruckner-Assoziationen nicht zufällig sind. Das Werk wirkt zuerst meditativ, dann durchaus dramatisch. Von Orgel und Posaunenchor wird die Motette „Ecce sacerdos magnus“ von Anton Bruckner begleitet. Es handelt sich um ein kontrapunktisches Meisterstück, dessen sphärenhafter Zauber von den Zurich Chamber Singers  ebenso bewegend gestaltet wird. Christus steht auch bei Palestrina im Zentrum des harmonischen Geschehens. „Jesu, rex admirabilis“ und „O bone Jesu“ von Palestrina vereinigen sich bei dieser ergreifenden Wiedergabe zu einem berührenden Klangkosmos. Auch Palestrinas „Ave Maria A 5“ imponiert bei dieser subtilen Interpretation mit nie nachlassender gesanglicher Strahlkraft, wobei der „römische Stil“ triumphiert. Die Satzkunst der Niederländer blitzt dabei facettenreich auf. So kommt es zu einer Begegnung und einem Ausgleich zwischen Kontrapunktik und Akkordik, zwischen Sanglichkeit und Harmonie. Melodische und rhythmische Elemente werden ebenfalls nicht vernachlässigt. Der Affektbetonung der Venezianer wird immer wieder Tribut gezollt. Von dem als „Palestrina der Moderne“ bezeichneten Anton Bruckner erklingen ebenfalls die berühmten Motetten „Christus factus est“ und „Tantum ergo“ – glücklicherweise ohne jede Sentimentalität, sondern mit großer Spiritualität. Palestrinas „Exaudi, domine“ besitzt bei dieser  transparenten Wiedergabe nochmals eine majestätische Strahlkraft. Das „Locus iste“ von Anton Bruckner fesselt bei der Interpretation durch die Zurich Chamber Singers mit sich langsam verändernden Akkorden und suggestiven Klangfarben. Und ergreifend schlicht wirkt zuletzt das „Ave Maria“ von Bruckner. Es ist eine Aufnahme, deren Klangvolumen manchmal sogar noch größer sein könnte. Trotzdem erfahren die Werke bemerkenswerte klangliche Deutungen.

Alexander Walther

 

Diese Seite drucken