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Neue CD mit Claudio Bohorquez und Christoph Eschenbach bei Berlin Classics erschienen

18.05.2023 | cd

Neue CD mit Claudio Bohorquez und Christoph Eschenbach bei Berlin Classics erschienen/

Elegische Melodieentfaltung

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Bei dieser Aufnahme haben die beiden Musiker ihre Favoriten ausgewählt. Dazu gehören die Sonate für Arpeggione und Klavier a-Moll von Franz Schubert (hier auf dem Cello gespielt) sowie das berühmte Adagio und Allegro op. 70 von Robert Schumann. Dazu kommen noch zwei spätromantische Stücke für Cello und Klavier von Anton Webern sowie das Stück „Louange a L’Eternite de Jesus“ aus „Quatuor pour la fin du temps“ von Olivier Messiaen. Das Zitat von Isaac Newton, das vom „über sich Hinauswachsen“ erzählt, hat für Claudio Bohorquez und Christoph Eschenbach eine große Bedeutung. Ein moderner Gigant zu sein, so Bohorquez, bedeute nicht, Erfolg und Ruhm auf weltliche Weise anzuhäufen. Es gehe vielmehr darum, zu einem Giganten heranzuwachsen und die Höhen der Erfahrung zu nutzen, um weiter zu forschen. Mentoring solle anderen helfen, sie dazu  bringen, sich auf die  eigenen Schultern zu setzen, den Horizont zu erfassen und sie zum Wachsen zu motivieren, so der Cellist weiter. Es sei ein großes Privileg, Wissen und Erfahrung an junge Menschen weiter zu geben. „Wir bekommen dadurch auch so viel zurück. Diese Mentorenschaft hält uns jung.“

Erfrischendes jugendliches Feuer beherrscht hier auch die subtile Wiedergabe der Sonate für Arpeggione und Klavier a-Moll o. O. D 821 von Franz Schubert, wo sich die lyrisch-elegische Melodieentfaltung voll  durchsetzt. Die spannungs- und kontrastreiche Thematik kommt nicht zu kurz. Einen  überaus positiven Eindruck bekommt man auch von Robert Schumanns Adagio & Allegro op. 70, das Clara Schumann übrigens „prächtig, frisch und leidenschaftlich“ fand. Und so wird das Stück bei dieser Wiedergabe auch gespielt. Die Repetitionstöne des Rondothemas im Allegro wirken in der Wiedergabe durch Claudio Bohorquez ausgesprochen feinnervig und elektrisierend – und man glaubt gar nicht, dass diese Passagen ursprünglich für das Horn geschrieben wurden. Die zwei im Jahre 1899 entstandenen Stücke für Violoncello und Klavier von Anton Webern sind im spätromantischen Stil verfasst und lassen von der Energie der Zweiten Wiener Schule kaum etwas erahnen. Claudio Bohorquez arbeitet zusammen mit Christoph Eschenbach die thematischen Linien und nuancenreichen Motive mit großer Intensität heraus. Olivier Messiaens‘ Komposition „Louange a L’Eternite de Jesus“ aus „Quatuor pour la fin temps“ besitzt mit ihrer duoartigen Satzstruktur und der Tonart E-Dur auch bei dieser suggestiven Interpretation etwas Sphärenhaft-Übersinnliches, kaum noch Greifbares. Diese Skalen der Melodik und Harmonik schaffen hier ein exotisches Klangbild. Religiöse Meditationen gipfeln in einer ekstatischen Klangebene. Als „Loblied auf die Ewigkeit Jesu“ huldigt dieser fünfte Satz Gottes Wort in einer außergewöhnlichen melodischen Unendlichkeit.

Alexander Walther

 

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