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Neue CD mit Anouchka & Katharina Hack (Cello & Piano) bei Berlin Classics erschienen

18.09.2024 | cd

Neue CD mit Anouchka & Katharina Hack (Cello & Piano) bei Berlin Classics erschienen/

Melodien mit Tiefgang

anous

Es ist ein starkes Programm, das die beiden Musikerinnen hier präsentieren. Zuerst kann man ein Meisterwerk der ukrainischen Komponistin Marina Baranova kennenlernen. Sie hat Beethovens „Ode an die Freude“ nach Schiller kunst- und fantasievoll weiterentwickelt. Es sei zum Glück mehr als doppelt so lang geworden, da Marina so von diesem Thema inspiriert worden sei. Und so ist der beziehungsreiche Titel „Alle Menschen werden Schwestern“ entstanden. Die einfühlsame Cellistin Anouchka Hack und die Pianistin Katharina Hack interpretieren hier auch Trois pieces pour violoncelle et piano von Nadia Boulanger und Trois morceaux pour piano von Lili Boulanger mit untrüglichem Feingefühl und Sensibilität. Man habe das Gefühl, dass die beiden Stücke zusammenhängen, so die beiden Schwestern. Für beide spielt die Verbindung der Boulanger-Schwestern eine große Rolle. Mit 23 Jahren erfuhr Lili Boulanger, dass sie aufgrund einer Blinddarmerkrankung nur noch wenige Jahre zu leben hatte. Deswegen begann sie fieberhaft zu komponieren. Thematische Vielseitigkeit  triumphiert übrigens bei beiden Werken, was die Interpretinnen  überzeugend herausarbeiten. Auch das „Schwanenlied“ von Fanny Mendelssohn besticht in dieser sensiblen Wiedergabe aufgrund filigraner melodischer Feingliedrigkeit. Nicht anders ist der Eindruck bei Felix Mendelssohn Bartholdys „Lied ohne Worte“ op. 62 Nr. 1, dessen lyrisches Gebilde eindringlich zum Vorschein kommt. Gefühlvolle Motive besitzen hier aber nie falsche Sentimentalität. Fanny Mendelssohns Fantasia in g-Moll für Cello und Klavier überzeugt ebenfalls mit geradezu emphatischer Schwungkraft und präziser  Rhythmik. Die vielen Arpeggien mit leeren Saiten werden hier facettenreich musiziert. Riesige Sprünge und Intervalle lassen dabei den elektrisierenden Spannungsgrad anwachsen. Eine unkonventionelle Melodieführung kommt noch hinzu. Die gemeinsamen Improvisationen sind dann ein besonderer Ausdruck ihrer „Verschwesterung“. Hier wachsen Motive zu imponierenden Harmoniegebilden heran. „If I Ain’t Got You“ ist eine berührende Liebeserklärung an ein anonymes Gegenüber: „I don’t want nothing at all/If it ain’t you“. „Lamentatio per violoncello solo“ von Giovanni Sollima spielt  ebenfalls kunstvoll mit Melodik und kontrapunktischer Verschränkung. Ludwig van Beethoven „An die Hoffnung“ op. 94 besitzt in dieser subtilen Wiedergabe ungewöhnlichen Klangfarbenreichtum. So entsteht ein fesselndes, expressives Musikstück. „Morgen!“ von Richard Strauss fasziniert mit dynamischen Kontrasten. Romantisch-schwärmerische Gefühle erinnern an Robert Schumann. Melodisch weit ausgesponnene Passagen werden von den Musikerinnen wunderbar ausgekostet. Klang und die Suche nach einer eigenen Stimme mit dem Instrument sei in der Familie immer ganz wichtig gewesen, so Katharina Hack. Davon ist bei dieser empfehlenswerten CD viel zu spüren.

Alexander Walther

 

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