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Neue CD: Haydns sämtliche Klavierkonzerte bei Berlin Classics erschienen

25.08.2022 | cd

Neue CD: Haydns sämtliche Klavierkonzerte bei Berlin Classics erschienen

Joseph Haydn – alle Klavierkonzerte

Klangliche Vielfalt

kirt

Der Pianist Matthias Kirschnereit ist davon überzeugt, dass Mozart vielleicht mehr singe –  aber Haydn spreche, plappere, juble und erzähle auch von ganz ernsten Dingen des Lebens. In erfrischender Weise  wendet er sich nun „Papa Haydn“ zu. Alle neun Klavierkonzerte von Joseph Haydn veröffentlicht Matthias Kirschnereit hier mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn. Eine Rarität ist zudem das Doppelkonzert in F-Dur (mit Lena Neudauer an der Violine). Selbst das Klaviertrio in G-Dur hat er als „kammermusikalisches  Bonbon“ arrangieren lassen. Haydns „Konzerte für Tasteninstrumente“ sind ursprünglich für unterschiedliche Instrumente konzipiert worden. Hier und da erlaube er sich sogar, in die Partitur einzugreifen und – hoffentlich im Sinne von Joseph Haydn – kleine Ornamente, Tonleitern, Verzierungen und Oktavierungen anzuwenden, um das Ganze noch etwas zeitgemäßer klingen zu lassen. Gerade dies macht den besonderen Reiz dieser Neuaufnahme aus. Kirschnereits Einfühlungsvermögen und Fantasiereichtum zeigt sich besonders bei den Kadenzen. Da diese nicht im Original überliefert sind, hat sie Kirschnereit neu komponiert. Dabei versuchte er, ganz im Geiste Haydns zu arbeiten, was ihm durchaus gelungen ist. Die Satzfolgen sind allerdings bei allen Konzerten gleich: Es gibt drei Sätze, die Äußeren verlaufen schnell, der Mittelsatz gibt sich lyrisch und es sind nur Dur-Tonarten. Neben spannungsvoller Durchhörbarkeit kann man ebenso klangliche Vielfalt bewundern. Kirschnereit betont, dass er das Orchester vom Flügel aus leitet. Es gelte dabei, gemeinsam den „Spirit“ zu finden, das Geistvolle und Freie in der Musik. Vielleicht sei es so, dass man noch präziser hören müsse, wenn kein  Dirigent da sei. Matthias Kirschnereit betont hier nie aufdringlich den konzertanten Charakter dieser Musik. Alles klingt durchaus brillant und virtuos. Ein Höhepunkt dieser Aufnahme ist zweifellos das Klavierkonzert in D-Dur Hob. XVIII:11, das Haydn im Jahre 1792 komponierte. Das dezent musizierte Larghetto stellt hier die Verbindung zum letzten Satz Rondo all’Ongharese her, dessen ungarische Zigeunermusik bei dieser Aufnahme elektrisierend  wirkt. Ausgesprochen gut gelungen ist hier ferner die Wiedergabe des Konzerts in F-Dur Hob. XVIII:3. Im langsamen Satz lässt Matthias Kirschnereit das Klavier wunderbar singen. Und das Finale begeistert bei dieser federleichten Interpretation durch den sanften und fast geheimnisvollen Wechsel von Moll nach Dur.

Alexander Walther

 

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