Neue CD „Cosmopolitan“ mit Matthias Kirschnereit und Francisco Fullana bei Berlin Classics erschienen
Fulminantes Duo
Matthias Kirschnerreit
Der deutsche Pianist Matthias Kirschnereit und der aus Mallorca stammende Geiger Francisco Fullana überraschen auf dieser neuen CD durch ihr emotional-elektrisierendes Zusammenspiel. Die CD mit dem beziehungsreichen Titel „Cosmopolitan“ vereint die Werke eines Franzosen, eines Tschechen und eines Polen. Die Initialzündung für diese Zusammenarbeit war eine Einladung zum Krzyzowa Festival Music for Europe in Niederschlesien. Dort trafen Fullana und Kirschnereit zum ersten Mal zusammen, um Ignacy Paderewskis Violinsonate op. 13 aufzuführen. Das spätromantische Werk des polnischen Komponisten und späteren Staatsmannes ist eine echte Entdeckung! Diese leidenschaftliche Sonate widmete Paderewski dem spanischen Geiger Pablo de Sarasate. Johannes Brahms schätzte übrigens dieses Werk, das durch kontrapunktische Meisterschaft, eingängige Melodien und thematische Vielfalt besticht. Es besitzt einen eindringlichen konzerthaften Charakter, was die beiden Solisten ausdrucksvoll zu Gehör bringen. Die Wiedergabe von Claude Debussys g-Moll-Violinsonate kann bei dieser CD-Einspielung ebenfalls überzeugen. Der dialogische Charakter wird facettenreich herausgestellt. Debussy bezeichnete das Werk selbst als „Musicien francais“ – und die französische Eleganz ist unüberhörbar. Motive, kurze Melodien und Strukturen wachsen hier zu einem betörenden Klangkosmos zusammen, der nicht nur aufgrund seiner harmonischen Dichte fasziniert. Alles erscheint in variierter Form wieder. Am Schluss des ersten Satzes werden zwei Themen zu einem verbunden, was Kirschnereit und Fullana akribisch betonen. Und das Thema des ersten Satzes eröffnet dann auch das Finale, dessen Tonwendungen klangfarblichen Zauber entwickeln. Schärfere Spannung und geradezu artistische Haltung entfalten hier leuchtenden Zauber. Gar nicht konventionell wirkt außerdem die interessante Violinsonate von Leos Janacek, die aufgrund ihrer schroffen dynamischen Kontraste beeindruckt. Die vier Sätze dieser Sonate vereinen träumerische Episoden und volksliedhafte Melodik bis hin zu dunklen Abgründen, die Kirschnereit und Fullana eindringlich herausarbeiten. Anklänge an Janaceks Oper „Katja Kabanowa“ fallen dabei auf. Die klassische Sonatensatzform sticht bei der suggestiven Wiedergabe deutlich hervor. Kantabel und rhapsodisch erscheint dann der zweite Satz in Form einer frei gestalteten Ballade. Folkloristische Themen sprudeln im dritten Satz in temperamentvoller Weise hervor. Das hymnisch gesteigerte Adagio als Finale ist einer der akustischen Höhepunkte dieser ungewöhnlich intensiven Aufnahme, die man sehr empfehlen kann.
Alexander Walther