Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Neue CD: Beethoven & Schulhoff bei CAvi-music. Im Bann von Beethoven

01.11.2023 | cd

Neue CD: Beethoven & Schulhoff bei CAvi-music

Im Bann von Beethoven

schuc

Der rumänische Pianist Herbert Schuch und das WDR Sinfonieorchester unter der Leitung von Tung-Chieh Chuang präsentieren auf dem Albrum „Berlin 1923“ die Komponisten Erwin Schulhoff und Ludwig van Beethoven. Das interessante Album beginnt mit dem 1. Klavierkonzert von Beethoven, inklusive der vom Komponisten vorgesehehen Kadenz. Danach folgt das expressive Konzert für Klavier und Orchester von Erwin Schulhoff. Die pulsierende Stadt Berlin im Jahre 1923 war für Erwin Schulhoff entscheidend. Die Verbindung zu Beethoven als dem großen Meister der Wiener Klassik ergibt sich auch hier. Er komponierte nämlich die Kadenz für Beethovens erstes Klavierkonzert in C-Dur op. 15 im Februar. Auch dieser erste Satz ist auf der CD zu hören. Auf dem Papier könnten diese beiden Komponisten nicht gegensätzlicher sein. Auf der einen Seite das „klassische“ 1. Klavierkonzert Beethovens, auf der anderen Seite die Autohupe, der Lachteufel und weitere absonderliche Schlaginstrumente im verrückten letzten Satz des Konzertes von Schulhoff, der sich ja immer wieder lautstark gegen Traditionalismus ausgesprochen habe, so Herbert Schuch. Klar wird hierbei, wie sehr Schulhoff Beethoven verehrte. Er begründet dies mit seiner Ausbildung bei Max Reger. Auch Beethoven öffnet wie Schulhoff bei seinem Klavierkonzert eine große Kadenz, die aus dem Rahmen fällt. Das Allegro des ersten Satzes besitzt brillante Läufe und Passagen, die Schuch wirkungsvoll auskostet. Der musikalische Schwerpunkt liegt hier beim Beethovenkonzert  eindeutig in dem reichverzierten Largo. Das folgende Rondo sprudelt spielerisch keck dahin, witzige Seitensprünge gelingen Schuch immer wieder elektrisierend. Das Klavierkonzert von Erwin Schulhoff ist dann in jeder Hinsicht  eine Überraschung. Es ist eine wilde Mischung aus impressionistischen, spätromantischen und vom Jazz inspirierten Klängen und reizvollen Rhythmen. Herbert Schuch bezeichnet das Werk als „absolut urbanes Sinfoniekonzert“. Er höre hupende  Autos, spüre die lebendige Stadt der 20er Jahre. Eigentlich sei es der perfekte Soundtrack für die TV-Serie „Babylon Berlin“. Die Bläser sind hier sehr stark vertreten – und zwar vom Piccolo bis zum Kontrafagott, inklusive zweier Hörner und Trompeten. Hinzu kommt ein riesiges Schlagwerk. Es sei für ihn absolut überraschend, wie Schulhoff sich dabei von seiner Umgebung habe beeinflussen lassen. Schulhoff hat sich hier in radikaler Weise mit dem Jazz auseinandergesetzt. Alles  beginnt in einem erstaunlichen impressionistischen Klangrausch, um dann in einen rasanten Foxtrott überzugehen. Herbert Schuch gelingt mit dem WDR Sinfonieorchester unter dem aus Taiwan stammenden Dirigenten Tung-Chieh Chuang jedenfalls eine packende Aufnahme.

 

Alexander Walther
 

 

Diese Seite drucken