Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Neue CD: Arabella Steinbacher (Violine) und das Stuttgarter Kammerorchester mit Bach und Pärt beim Label Pentatone/

21.02.2023 | cd

Neue CD: Arabella Steinbacher (Violine) und das Stuttgarter Kammerorchester mit Bach und Pärt beim Label Pentatone/

Wichtige Inspirationquelle

steinb

Johann Sebastian Bach war für Arvo Pärt eine wichtige Inspirationsquelle, die er immer wieder in seinen Kompostionen zitierte. Aus diesem Grund veröffentlicht die Geigerin Arabella Steinbacher zusammen mit dem Stuttgarter Kammerorchester dieses sehr persönliche Doppelalbum. Beide hätten, so unterschiedlich sie auch seien, denselben geistlichen und spirituellen Ansatz. Ihre Musik führe sie jedesmal, wenn sie sie höre oder spiele, zurück zu ihr selbst und lasse Frieden in ihr einkehren, so Steinbacher.  Begleitet wird Arabella Steinbacher hier von Christoph Koncz (zweite Violine) und dem Stuttgarter Kammerorchester.  Mit Arvo Pärts „Fratres“ wird bei dieser akustisch transparenten Einspielung eines  der bekanntesten Werke des estnischen Komponisten vorgestellt. Dabei kommt das „Tintinnabuli-Prinzip“ („Glöckchen-Prinzip“) zur Geltung. Pärt strebte in seiner Musik die größtmögliche Beschränkung auf das Wesentliche an. Die Reduktion des Klangmaterials steht auch bei dieser Einspielung in eindrucksvoller Weise im Mittelpunkt. Arabella Steinbacher meint, dass es genüge, wenn ein einziger Ton schön gespielt werde. Dieser Ton, die Stille oder das Schweigen, würde sie beruhigen. „Ich arbeite mit wenig Material, mit einer Stimme, mit zwei Stimmen“, so Steinbacher. Ruhe und Ekstase sind so zwei Komponenten, die bei dieser Interpretation eine entscheidende Rolle spielen. Es sei der ideale Zustand, wenn man beim Musizieren losgelöst von allem „Irdischen“ sei, um sich ganz dem Fluss der Musik hingeben zu können und sich führen zu lassen. Letztendlich könne die Musik nur dann fließen, wenn man nicht mehr von den Gedanken abgelenkt werde und sich gewissermaßen in einem meditativen Zustand befinde. Am Ende des Albums kehrt Arabella Steinbacher dann nochmals zu Arvo Pärt zurück. Sie präsentiert hier „Spiegel im Spiegel“ – eine der letzten Kompositionen, die Pärt vor seiner Emigration aus Estland schrieb, zu der er 1980 vom sowjetischen Regime gedrängt wurde. Am Klavier wird Arabella Steinbacher von Peter von Wienhardt einfühlsam begleitet. Und auch hier dominiert der „Tintinnabuli-Stil“. Man  kann dabei wirklich in klangfarblich reiche und unterschiedliche Klangwelten eintauchen. „Als Interpretin fühle ich mich hier wie eine Zeitreisende durch die Epochen, während Raum und Zeit keine Rolle mehr spielen“, erklärt Steinbacher. Dazwischen sind die beiden Violinkonzerte in a-Moll BWV 1041 und E-Dur BWV 1042 von Johann Sebastian Bach in erfrischender Weise zu hören. Das Konzert in a-Moll wird dabei  im Kopfsatz von einem selbstbewusst-energischen Thema eingeleitet. Die Solovioline entdeckt bei Arabella Steinbacher einen schmerzlichen Zug, dem sie konsequent nachspürt. Noch stärker im Stimmungsausdruck ist das Andante, das in seinem ostinat sich behauptenden Bassthema ebenso fest wie elastisch wirkt. Über diesem bohrenden Bassmotiv entfaltet sich die Melodielinie der Solovioline mit bewegender Intensität. Als atemlose Courante jagt der abschließende Satz Allegro assai dahin. Der Fugato-Stil sticht hervor. Im Vergleich zum a-Moll-Konzert wirkt das E-Dur-Violinkonzert strahlend und siegesgewiss. Dieser mitreissende Schwung offenbart sich beim Allegro-Thema des Kopfsatzes. Arabella Steinbacher lässt die Solovioline virtuos brillieren. Im Adagio-Mittelsatz ragt wieder eindrucksvoll das Bass-Ostinato hervor. Und beim abschließenden, rondoartigen Allegro assai führt tänzerischer Schwung zu einer sieghaften Geste mit beglückendem Ausdruck. Beim Konzert für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo BWV 1043 von Johann Sebastian Bach fällt im ersten Satz das straff gestaltete Thema auf. Ausgewogenheit und Reichtum der thematischen Arbeit berühren den Zuhörer. Es kommt zu einem elektrisierenden Wechselspiel von Solisten und Orchester. Mystische Tiefe und Ruhe beherrscht das Largo. Und mit Entschlossenheit agieren die Musiker beim abschließenden Allegro. Arabella Steinbacher wird dabei von Christoph Koncz virtuos begleitet.

Alexander Walther

 

Diese Seite drucken