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NEUBURG/ Donau: DIE POSTSTATION – Opernrarität von Giuseppe Mosca

25.07.2022 | Oper international

Opernrarität von Giuseppe Mosca in Neuburg an der Donau:

„Die Poststation“ – Vorstellung: 24. 7. 2022

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Szenenfoto mit Michael Hoffmann, Da-yung Cho, der Star des Abends, Denise Felsecker, Patrick Ruyters und Semjon Bulinsky (Foto: Ralph Pauli)

Die Stadt Neuburg an der Donau, die im frühen Mittelalter Bischofssitz war und ihre glanzvollste Epoche als Hauptstadt des Fürstentums Pfalz-Neuburg erlebte, genießt seit Jahren durch die Kammeroper, die seit ihrer Gründung im Jahr 1969 immer wieder Raritäten aufführt, die kaum an anderen Opernhäusern zu sehen sind und daher bei Opernliebhabern sehr große Anerkennung finden.

In diesem Jahr wurde im Stadttheater Neuburg die Oper „Die Poststation“ des italienischen Komponisten Giuseppe Mosca aufgeführt, wobei wieder  Horst Vladar, der langjährige Intendant der Kammeroper, Regie führte.

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Semjon Bulinsky, Da-yung Cho, Patrick Ruyters und Michael Hoffmann (Foto: Ralph Pauli)

Giuseppe Mosca, 1772 in Neapel geboren und 1839 in Messina gestorben,  begann schon  in jungen Jahren zu komponieren. 1791 wurde bereits die erste seiner mehr als 40 Opern in Rom aufgeführt. Er hatte daraufhin an den italienischen Bühnen großen Erfolg und ging 1803 als Maestro al cembalo nach Paris ans Théâtre Italien.  Im Jahr 1803 kehrte er nach Italien zurück.

Sein Stil zeigt überraschende Ähnlichkeit mit der Musik Rossinis, den er 1812 beschuldigte, in der Oper La pietra del paragone („Die Liebesprobe“) die Crescendi seiner Pretendenti delusi aus dem Jahr 1811 kopiert zu haben.

Zwischen 1817 und 1820 übernahm Mosca die Leitung des Real Teatro Carolino in Palermo. Als es dort zu revolutionären Unruhen kam, verließ er die Stadt und ließ sich in Mailand nieder, wo er viele Kompositionsaufträge erhielt. Ab 1827 war er Direktor  des Real Teatro in Messina, wo er bis zu seinem Lebensende blieb, jedoch keine Opern mehr schrieb. Mosca gilt als gewandter Melodiker, der durch den klugen Gebrauch der Ornamentik große Wirkungen erzielte.

Die in Neuburg in deutscher Sprache aufgeführte Oper Die Poststation (Übersetzung und Bearbeitung: Annette und Horst Vladar) heißt bei Mosca „La diligenza a Joigny o sia Il collaterale“ nach der literarischen Vorlage des französischen Dramatikers Louis-Benoît Picard. Das Libretto verfasste Giuseppe Palomba.

 Der Inhalt der Oper kurz zusammengefasst: Die Wirtin Madeleine begrüßt vor Mitternacht noch Gäste, die mit der Postkutsche angereist kommen. Die unterschiedlichen Absichten der Gäste – die Schauspielerin Santilier, der Advokat Pavaret, der Offizier Derville und der Holzhändler Bellomo –  führen bald zu Spannungen und Schwierigkeiten, die in Zusammenhang mit einer großen Erbschaft stehen. Nach vielen Verwicklungen und Missverständnissen , die im Laufe der Handlung zu heißen Diskussionen und wilden Streitigkeiten führen, in die auch Doktor Monricard und seine Nichte und Mündel Constance verwickelt werden, gelingt es schließlich durch einen Trick – dem Auftritt einer erfundenen amerikanischen Cousine – zu einem „Happyend“ in der Oper zu kommen.

Bemerkenswert für die exzellente Vorstellung war die gute Personenführung durch Regisseur Horst Vladar, der selbst die Rolle des Dr. Monricard blendend spielte. Es gelang ihm in den   vielen humorvollen Szenen recht gut, die Komik nicht in Klamauk abdriften zu lassen.  Star des Sängerensembles war unumstritten die in Wien geborene koreanische Sopranistin Da-yung Cho in der Rolle der Constance. Sowohl stimmlich wie darstellerisch überzeugte sie in jeder Szene – auch durch ihre brillante Mimik und Gestik.

Überzeugend in der Rolle des Offziers Derville agierte auch der in der Schweiz geborene Tenor Semjon Bulinsky, der bereits auf eine große internationale Karriere zurückblicken kann. Es gelang ihm recht gut, seinen Kampf um die geliebte Constance auf der Bühne des Stadttheaters Neuburg darzustellen. Seinen Gegner Bellomo, den Holzhändler aus Neapel, spielte der deutsche Bariton Michael Hoffmann, der bereits seit Jahren als Komiker auf der  Neuburger Bühne Erfolge feiert. Auch diesmal gelang es ihm, das Publikum zu begeistern.

Den Advokaten Pavaret gab der deutsche Bariton Patrick Ruyters. Durch seine starke Bühnenpräsenz gelang es ihm, die Rolle auf vielfältige Weise zu spielen, wobei auch die Komik nicht zu kurz kam. Sehr überzeugend agierte die deutsche Mezzosopranistin Denise Felsecker in der Rolle der Wirtin Madeleine sowohl stimmlich wie darstellerisch. Der vielseitigen Künstlerin – sie ist nicht nur Sängerin und Schauspielerin, sondern auch Malerin und Tänzerin – nahm man die Fürsorge für ihre Gäste der Poststation voll ab. Für die Neuburger Kammeroper war sie bereits zum wiederholten Male im Einsatz.

Die aus Ingolstadt gebürtige Sopranistin Laura Faig, die ebenfalls bereits sehr oft in Neuburg auftrat, spielte die Rolle der Schauspielerin Santilier gleichfalls überzeugend. Auch bei ihrem Auftritt als falsche Amerikanerin. Das optisch gelungene Bühnenbild gestaltete wieder der italienische Maler Michele Lorenzini, für die Korrepetition zeichnete die Südkoreanerin Su Jin Kim verantwortlich, die auch als Assistentin des Dirigenten tätig ist. Für die Beleuchtung und technische Leitung waren Bernhard Kugler und Mario Liesler verantwortlich. Die Produktionsassistenz hatte Annette Vladar inne.

Das Dirigat des 24köpfigen Orchesters lag bei Alois Rottenaicher, der bereits mehr als 20 Jahre der musikalische Leiter der Neuburger Kammeroper  ist. Schon bei der flott gespielten Ouvertüre konnte das Publikum die Ähnlichkeit der Musik von Giuseppe Mosca mit jener von Rossini erkennen. Am Ende der Vorstellung bereiteten die begeisterten Besucherinnen und Besucher dem gesamten Sängerensemble und dem Dirigenten minutenlang Ovationen. Verdientermaßen!

 

Udo Pacolt

 

 

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