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NEUBURG an der Donau/Kammeroper: VERGEBLICHE VORSICHT / LIST (oder) UND VERNUNFT). Zwei Operneinakter von Pierre-Alexandre Monsigny

24.07.2023 | Oper international

Zwei Operneinakter von Pierre-Alexandre Monsigny in Neuburg an der DonauVorstellung: 23. 7. 2023

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Die Stadt Neuburg an der Donau, die im frühen Mittelalter Bischofssitz war und ihre glanzvollste Epoche als Hauptstadt des Fürstentums Pfalz-Neuburg erlebte, genießt seit Jahren durch die Kammeroper, die seit ihrer Gründung im Jahr 1969 immer wieder Raritäten aufführt, große Anerkennung bei Opernliebhabern. Auch in diesem Jahr gelang ihr mit zwei Einaktern des französischen Komponisten Pierre-Alexandre Monsigny –  „Vergebliche Vorsicht“ und „List oder und Vernunft“ – eine hochinteressante Aufführung.

 Pierre-Alexandre Monsigny (1729 – 1817) erhielt eine Ausbildung als Geiger, ehe er in Paris Kontakt mit dem Herzog von Orléans bekam, dessen Theaterleidenschaft ihn anspornte, Unterricht bei Pietro Gianotti zu nehmen. Im Jahr 1759 kam seine erste Opéra-comique heraus: „Les aveux indiscrets“. Nach der Fusion der Comédie Italienne mit dem Théâtre de la Foire überraschte Monsigny mit einigen Werken, die durch ihre politischen Untertöne dem Genre Brisanz verliehen, Nach dem Jahr 1777 beendete er das Komponieren von Opern. Mit seinen 18 Opern blieb er im Schatten von Grétry und Philidor, obwohl er viel Gefühl für melodische Phrasen in seinen Werken bewies.

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„Vergebliche Vorsicht“: Denise Felsecker, Semjon Bulinsky, Da-yung Cho, Horst Vladar, Udo E. Kaiser. Copyright: Neuburger Kammeroper

Der Inhalt der beiden Operneinakter, deren Libretti von Michel-Jean Sedaine verfasst wurden, in Kürze: In Vergebliche Vorsicht versucht der griesgrämige, schon alternde Dr. Schweig sein Mündel Jeanne zur Ehefrau zu bekommen. Unterstützt wird er dabei von seiner Haushälterin. Doch hat das junge Mädchen schon längst einen anderen, passenderen Bewerber erwählt, dem es in verschiedensten Verkleidungen gelingt, die Pläne des alternden Dr. Schweig zu durchkreuzen.

Leider war die Regie des ersten Einakters von Michael Hoffmann nicht sehr publikumswirksam, was sich auch auf das erstklassige Sängerensemble nicht sehr angenehm ausgewirkt haben dürfte. Immer wieder kam es zu chaotischen Szenen, die vom Publikum mit Kopfschütteln statt mit Beifall registriert wurden. Komik sollte nicht in Klamauk driften…

Die in Wien geborene koreanische Sopranistin Da-yung Cho bot als Mündel Jeanne sowohl stimmlich wie schauspielerisch die beste Leistung des Abends. Sehr gut auch der Münchner Tenor Udo E. Kaiser als alternder Dr. Schweig. Die vielseitige Mezzosopranistin Denise Felsecker bot als Haushälterin Margarita gleichfalls eine solide Leistung, ebenfalls der Schweizer Tenor Semjon Bulinsky in der Rolle als verliebter junger Mann Dorval. Die meist stumme Rolle des Kommissars spielte auf souveräne Art Horst Vladar, der nicht nur mit seiner Ehefrau Annette für die Übersetzung und Bearbeitung der beiden Einakter verantwortlich zeichnete, sondern auch den zweiten Einakter des Abends inszenierte!

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„List (oder) und Vernunft“. Denise Felsecker, Da-yung Cho. Foto: Neuburger Kammeroper

In List oder und Vernunft, dem zweiten Operneinakter, hat der Bauer Mathurin eine Tochter und Pierre Leroux einen Sohn. Sie sind alte Freunde und haben eigentlich nichts dagegen, dass die beiden jungen Leute einander heiraten wollen. Doch dann fällt beiden ein, dass die Ernte vor der Tür steht und sie nach der Hochzeit ihrer Kinder ohne Hilfe wären. So täuschen sie einen unüberwindbaren Streit vor. Durchkreuzt aber wird ihr Plan vom „Dorforiginal“, der alternden Mère Babette, die auf raffinierte Weise der „Natur zu ihrem Recht“ und die beiden Alten zur Einsicht verhilft.

In diesem zweiten Einakter des Abends kam die humorvolle Regiearbeit von Horst Vladar wunderbar zur Geltung. Wieder brillierte die Sopranistin Da-Yung Cho in der Rolle der Rose auf beeindruckende Art und Weise. Sie spielte die Tochter des Bauern Mathurin in jeder Szene großartig, wobei sie auch wieder stimmlich brillierte. Eine ausgezeichnete Leistung, die auch vom Publikum mit starkem Beifall honoriert wurde. Ihren Vater spielte der deutsche Bariton Michael Hoffmann auf beeindruckend humorvolle Art. Seine Zweikämpfe mit Udo E. Kaiser, dem Darsteller des Bauern Pierre le Roux, hatten Format. So manche Lachsalve begleiteten ihre Auftritte. Dessen Sohn Colas gab der Schweizer Tenor Semjon Bulinsky auf etwas kühlere Art, während Mère Babette von der Mezzosopranistin Denise Felsecker auf köstlich raffinierte Art und Weise die beiden Bauern zur Einsicht verhalf und damit den Grundstein zum Happyend der Oper legte.

Die musikalische Leitung des Orchesters, das von Mitgliedern des Akademischen Orchesterverbandes München besetzt war, hatte Alois Rottenaicher inne, der dem Sängerensemble eine starke Unterstützung war. Der lang anhaltende Applaus des begeisterten Publikums für den Dirigenten und das Sängerensemble am Schluss

der Vorstellung bewies, dass der zweite Einakter besser gefiel.

Udo Pacolt

 PS: Weitere Vorstellungen der beiden französischen Operneinakter werden am 28., 29. und 30. Juli in der Neuburger Kammeroper stattfinden.

 

 

 

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