Musiktheater:„Plädoyer zur Kraft surrealer Inszenierungen“
„Trash-Konsens“,Surreal – über der Realität, Werkimmanenz versus werkfremder Neufindung“, „Phantasmen möglicher Zukunft oder tagesaktueller Morast“?
J.M.W. Turner: „Licht und Farbe – Der Morgen nach der Sintflut“
In meinem Musiktheaterverständnis wurde durch Reduktion auf heutige Konsens – Realitäten, Yellow-Press (Revolverpresse) – Trash – Wirklichkeiten in Auflösung aller konkreten Umstände in Ort, Zeit und Handlung, dem sogen. Regietheater in Dekonstruktionen und Überschreibungen Abscheu, Widerwille, Abneigung und Ablehnung beschworen.
Bebilderung und Reproduktion heutigen Alltags gem. Konsenswelt erscheint blödsinnig. So kann Theater keine Initialzündung geben, da die alltägliche Konsenswelt hinreichend bekannt ist und Inszenierungen sich damit im alltäglichen Morast bewegen. Warum soll man sich im Theater mit einer unfertigen Welt im Alltagstrott beschäftigen, der in Medien hinlänglich belastend durchgehend breitgetreten wird, wenn doch die Möglichkeit zum Phantasma besteht.
Exponierte Vertreterin dieser Inszenierungs-Kaste, „Vera Nemirova sieht aktuell den Regisseur als »zweiten Autor«, der die Vorlage kreativ interpretieren und verändern darf, … Diese Entwicklung habe sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend etabliert und den Regisseur auf Augenhöhe mit den Librettisten und Komponisten gebracht“. https://backstageclassical.com/zu-viel-opulenz-lenkt-ab/
Ja, im Kosmos von Mozart, Wagner, Beethoven, Goethe, Schiller etc. soll es seit fast 30 Jahren also auch Frau Nemirova geben – nur fällt mir gerade keine ihrer nachhaltigen Kulur prägenden Taten ein, die ansatzweise einen Platz im Universum der Genies dramatischer Kunst erreichen könnten. Aber so ist es enthüllend, dass Musiktheater in der BRD 2025 zu realitätsferner, maßloser und unangemessener Selbstbeweihräucherung (Hybris) degeneriert, dekadent versumpft ist und das für regelmäßig um die 10 Milliarden € aus Steuern p.a., wobei keine 4 % der Bevölkerung regelmäßig ins Theater gehen.
Theater bedeutet für mich Affekte und Assoziationen (nach Eisenstein). Es geht um Parallelwelten, die einen neuen Blick auf unserer Welt werfen, um visionäre Utopien, die über der alltäglichen Wirklichkeit stehen – also surreal (sur la réalité) sind und ästhetisch künstlerische Überhöhungen.
Aus „TTT Dramaturgischen Schriften 3“: Theater für den 6. Sinn: Parallelwelt fiktiver Universen in archaischer Tradition und quantenphysikalischer Betrachtung zur Seelensprache 07/2018
Ich bewege mich jenseits vom Mainstream und Konsensrealitäten, von szenischen, intellektuellen u. a. Blähungen, ziele auf Bewusstsein schärfende Grenzgänge.
5 + 1 menschliche Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten und rational nicht fassbare Intuition, Bauchgefühl, Ahnung, Empfinden: außersinnliche Wahrnehmung ist der 6. Sinn (Extrasensorisches). Kennt eigentlich Jeder, wird unterschiedlich bewertet und erlebt. Tatsächlich liegt dies im Menschenursprung, Jedem verfügbar, Viele lassen diese Seelensprache nicht mehr zu.
Theaterursprung: Somit entfernte sich der menschliche Verstand von seiner eigentlichen Natur, von der Seelensprache. Mit zunehmender Dominanz dieses Egos suchte der Mensch magisch – mystische Derivate im Theater für die untergehende Verbindung. Das waren vor rd. 2500 Jahren – Aischylos u. Co., mit Erweiterung als Oper im 16. Jhdt. – Monteverdi u. Co.
Im Hinblick auf heutiges oft nüchtern an tagesaktuelle Konsensrealitäten („Neufindungen?“) angelehntes (Musik-)Theater bleibt zu fragen: Kann Naturgegebenes renaturiert werden oder endet diese Individualität/ Kultur des Menschen nach rund 80.000 Jahre endgültig? Dazu muss auch hier die Urkraft des Universums geweckt werden.
Theater kann mit kleinem Schubs subtil, verblüffend zu Parallelwelten, dem Urgrund/uralter Energiegewebe / Matrix, zu Quanten- u. mystischen Geheimnissen, archaischer Vergangenheit und mystischer Zukunft, zu seinem Ursprung, der Seelensprache führen.
„Komponiert ist schon alles – aber geschrieben noch nicht“ (Mozart, bei Idomeneo- Entwicklung). Das lässt die Deutung zu, dass Mozart Zugang zu Welten hatte, in der alles was ist, war und jemals sein wird (Matrix – Variantenraum) hinterlegt ist.
Somit kommen geniale Bücher, Gemälde, Melodien, Dramen aus der Matrix– aus Paralleluniversen, werden nicht erfunden, ausgedacht sondern erkannt. In dieser Perspektive kann Theater wieder eine neue-alte gesellschaftliche Funktion bei Auflösen der Grenzen zwischen Wissenschaft und Spiritualität, neuen Erkenntnissen und archaischen Weisheiten finden. Der abstrahierte Verstand lies die Seele verkümmern.
Unsere Zivilisation änderte sich durch neue Technologien rasant und drastisch. Massenmedien u.a. haben zu Verhaltensschablonen, unmerklicher Deformation der Psyche geführt: Zombifizierung! Gefährlich, fast unbemerkt durch amüsante Narkosen neuer, bequemer Unterhaltung und Kommunikation. Unbewusst unterliegen wir gleichgeschaltet in energoinformativer Matrix (s. z. B. Faßbinder Film: Welt am Draht – 1973, Matrix -Reihe ab 1999 mit Keanu Reeves u. a.).
Unmerklich verwirklicht sich so Unterwerfung ohne physische Gewalt. Mglw. gibt es bald Weltanschauung ohne jede menschliche Freiheit–sie existiert einfach nicht mehr. Beispiele verlorener Menschlichkeit finden sich schon jetzt in Verwaltungen, Bürokratien, Banken, höherem Management, der Justiz, totalitären Systemen u.a. Mit Fremdbestimmung wird dies entschuldigt. Es gibt sogar Ausprägungen mit klinischer Bestätigung: Borderline -Persönlichkeitsstörung.
Das theatrale Paradoxon sollte sein: nicht dagegen kämpfen! Spielen wir den gleichmütigen Possenreißer. Bewusstsein des Menschen kann durch Theater das nötige energetische Feld schaffen – vieles kann obsolet werden – Geist wird Materie. Theater wird neue/alte Instanz!
Theater- Erblühen/Entfalten: Assoziatives, Metaphern, Allegorien auf mentaler/ emotionaler Ebene imaginieren, Öffnung zu Feinstofflichem. Fantasia mit energetischen Delikatessen: kein Ego wie ein quiekendes, sich windendes Schweinchen bändigen, Spielregeln übertreten, Einflüsse durch Unkonventionelles dämpfen, außergewöhnlich unerwartet reagieren. So brechen wir falsch verinnerlichte Regeln mit lockerer, sorgloser Entschiedenheit ohne Dogmen – Vereinigung extrasensorischer/ metaphysischer Realität statt physischem Intellekt.
Die Intuition ist verschwommene Vorahnung. Durch Ablenkung des Verstandes ist die Seele leichter zu erreichen, befreit vom Ego. Also: Theater darf keine rational strukturierte, egoorientierte, verkopfte Kritikeranbiederung, sondern muss assoziatives intuitives Fühlen, als Intention, Theater der Affekte und Assoziationen, aus Assoziationsmontagen (Eisenstein) sein.
Konsensrealität und idealmögliche Fantastik: neues altes Wissen wird sich so schnell wie das Internet etablieren. Öffnen wir magische Türen zu seltsamen und ungewöhnlichen Dingen, zu einer Realität, die uns ganz nah ist–nun aus falschen Beschränkungen, Zwängen, Stereotypen und dem desillusionierenden Sumpf erlöst wird.
Quantenphysik hat das tiefe Selbst und die tatsächliche reine Bewusstheit wiederentdeckt, identifiziert. In der Antike wurde dies göttlicher Funcke, höheres Selbst, Seele, Spirit, etc. genannt. Für unseren Verstand bleibt es unmöglich zu erfassen – aber wir können dessen gewahr werden – mit den Transformtionen seriöser Theater, jenseits o. a. Konsenszrealtiäten etc..
Der Terminus „Vorstellung“ führt schon im tatsächlichen Wortsinn z. B. zum Vorstellen neuer alter Paradigmen, irrationaler Inhalte. Einem häufig in Inszenierungen gepflegten Alltag muss keine Phantasie gewidmet werden, das ist Alltagstrott. Durch neue Wissenschaften (Quanten) werden alte spirituelle Weisheiten bewiesen. Damit ist die Zeit reif.
Durch Quantenphysik und archaischen Prophetie erhält z. B. der Begriff „Deus ex Machina“ neue, alte Bedeutung. Dramentechnisch gilt er üblicherweise für unlogische handlungsfördernde Umstände (dramaturgische Konsensrealität), als Magie oder paranormal. Tatsächlich ist im Wortlaut Anderes schon wörtlich vorgegeben – Gott aus der (Theater-)Maschine) bezeichnet schon ursprünglich das Auftauchen eines göttlichen Einflusses. Die bisherige Definition ist Hilflosigkeit durch Nichterkennen.
Imagination schafft neue Wirklichkeit und der Mensch besteht/bestand aus Imagination, der Kardinaltugend des Theaters. Das bedingt Verantwortlichkeit: wenn die Matrix gespiegeltes Weltenleben in allen Varianten reflektiert, wird Ungutes und Desolates entlarvt und neue Wege eröffnen sich.
Marc Chagall, Der Jude in Hellrot [Le juif en rose], 1915
Ist unser tägliches Gestrampelt denn tatsächlich normal, Konsensrealität unumstößlich?
Könnte es fingiert sein, sich knacken lassen?
Theater kann das: mit der gegenteiligen Reflektion, statt auf wunderliche, befremdende Potenzierung problematischer Konsensrealitäten, finden sich Ideale, Gralsschalen, nicht in trivialer äußerer Undurchdringlichkeit sondern im Inneren jedes Menschen – die Erweckung durch Initialzündung und Spiegelung des universalen Variantenraumes.
Tim Theo Tinn – 29. März 2025