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MÜNCHEN/ Volkstheater: WAS IHR WOLLT: TTT – Wo das hinführt?  Zu Bockmist – Blödsinn – Mumpitz – Schwachsinn, zur Ruine ……“

01.11.2023 | Theater

TTT Volkstheater München „Was ihr wollt“: Wo das hinführt?  Zu Bockmist – Blödsinn – Mumpitz – Schwachsinn, zur Ruine ……“

dec

Steffen Link, Vincent Sauer, Alexandros Koutsoulis, Luise Deborah Daberkow, Liv Stapelfeldt    (c) Arno Declair

 Besuch einer Shakespeare „Komödie“  am 31.10.2023 im Münchner Volkstheater, inszeniert vom Hausherrn Christian Stückl.

 „Witzigkeit kennt keine Grenzen“??? Inszenierung präferiert sexistisch platten Sexismus!

 
„W
eiße und Männer können alles haben, aber das nicht!“ https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/warum-es-keinen-sexismus-gegen-maenner-oder-rassismus-gegen-weisse-gibt-a-1236954.http

  1. wasd
    Foto: Arno Declair

 Fetter Fetischist in Spitzenwäsche, Frau am Wunderhorn + Peniskartoffeln = Gemächt des hilflosen Kerls, Fußfetischist ( https://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Ffetischismus ) lutscht an den Zehen  dominanter Frau: billige Effekte, platter Aktionismus  – theatrale Affekte bleiben aus (s. z. B. Eisenstein „theatrale Affekte und Assoziationen!!!“), geboten werden billige Effekte für optisches Allerlei statt handlungsfördernder Affekte, die Effekten dramaturgische Wirkungsmacht geben könnten.

Wenn einer Shakespeare – Komödie im Theater jeder Esprit geistvoller Brillanz (von Geist und Witz sprühend) fehlt, nur noch eifrig, hastig, gehetzt und bemüht bleibt, weckt viel Trubel keinen Jubel.

 Lachen, Vergnügen  mutiert zum  Rohrkrepierer, wie der einmalige Versuch von Szenenapplaus in mühseligen 2, 5 Stunden.

 Bei erhofft überhöhtem Shakespeare – Esprit – Nonsens, entweiht der Abend diesen Anspruch – es bleibt banaler Kokolores wie ein Fliegenschiss mit ausgeweidetem Shakespeare.

 „Betörende“ Text-Neudichtungen, z. B.  „Ich bin solo, ich bin solo, scheißegal, scheißegal“, nach „I’am sailing /Rod Stuart“, entheben jeden  Zweifel idiomatisch unter Ballermann – Niveau niedergegangen zu sein.

 Zum Handwerklichen :

Dramaturgisch entstand eine Rübenrausch – Inszenierung ( was den Machern bei Proben so durch die Rüben rauschte). Es bleibt Unausgegorenes ohne schlüssig erkennbare dramatische Struktur.

Vom tatsächlichen Shakespeare – Drama als Komödie bleiben Ruinen!

Literarische Universen, die Shakespeare zu einem Genius des Jahrtausends machen (seit mehr als 400 Jahren!), sind jenseits dieser Kreation.

Personenregie ist ordentlich, Körpersprache überzeugt, Bewegung im Raum folgt stereotypen  Mustern.

Mangelhafte Artikulation in verständlicher Bühnensprache (kann man lernen s. „Der kleine Hey, Kunst des Sprechens“) verhindert Verständnis, genauso wie das wirre dramaturgisch eklektizistisch (gewöhnlich, trivial, uninteressant, langweilig, fade,öde, banal, trist) unstrukturierte Aufkommen von Handlung.  Ohne vorherige Lektüre versteht man nichts,  auch wenn Shakespeare ohnehin nur noch rudimentär geboten wird.

Protagonistinnen sind kaum zu verstehen, Männer haben überwiegend gute verbale Diktion, man rennt und schreit viel.

Fazit: Handwerkliche Mängel behindern ebenso wie ein wirrer Handlungsrotz die verinnerlichende Aufnahme mit Emotio und Ratio, also mit Gefühlsebenen und Vernunft.

 

„Emotio statt Ratio – eine einfache Erklärung des Begriffsunterschiedes“

https://www.helpster.de/emotio-statt-ratio-eine-einfache-erklaerung-des-begriffsunterschiedes_113045

Durch diffuse Handlungsfetzen entsteht kein Shakespeares „Was ihr wollt“, sondern eine krude Aufführung nach Christan Stückls „rauschender Rübe“.

 

Zu Shakespeares Original: (scrollen bis zum letzten Drittel)

Was ihr wollt (Twelfth Night, or What You Will) um 1601

 

Bei einem Schiffbruch verliert Viola ihren Zwilling Sebastian. Sie kleidet sich als Mann und arbeitet unter dem Namen Cesario beim Herzog Orsino. Er ist in die Gräfin Olivia verliebt, die Cesario/Viola ihre Liebe gesteht und von ihm/ihr zurückgewiesen wird. Olivias feierlustiger Onkel Tobias spielt mit der Zofe Maria und ein paar anderen dem Verwalter Malvolio, der seine nächtlichen Ausschweifungen nicht duldet und in Olivia verliebt ist, einen Streich: Maria fälscht einen Liebesbrief der Gräfin an den Verwalter. Malvolio glaubt dem Schreiben und hält sich an die Briefvorgaben: Er hüllt sich in alberne Tracht, um Olivia seine Liebe zu versichern. Er wird für verrückt erklärt und eingesperrt. Olivia trifft auf Sebastian und hält ihn für Cesario, in den sie verliebt ist. Sebastian verliebt sich in Olivia. Der verliebte Herzog Orsino will Cesario bzw. Sebastian töten, was Viola verhindert. Sebastian und Olivia werden ein Paar und Orsino verspricht, Viola zu heiraten. Tobias heiratet Maria und Malvolio wird freigelassen.

Weiter:  https://magazin.sofatutor.com/lehrer/infografik-die-komoedien-von-william-shakespeare/

William Shakespeare – Was ihr wollt – Was ist drin?

Shakespeares kunterbunte Verkleidungskomödie über die Macht der Liebe.

Was ihr wollt ist eine der leichtfüßigsten und beliebtesten Verkleidungs- und Verwechslungskomödien Shakespeares

 

Viola liebt Herzog Orsino, der die Gräfin Olivia liebt, die wiederum den jungen Cesario liebt. Cesario ist aber die als Mann verkleidete Viola, die im Königreich Illyrien gestrandet ist. Kompliziert wird die Sache, weil weder Orsino noch Olivia wissen, dass Cesario in Wirklichkeit eine Frau ist. Und noch komplizierter wird es, als schließlich Violas verschollener Zwillingsbruder auftaucht. Am Ende gibt es eine Doppelhochzeit.

 Im Zentrum der verzwickten Handlung voller Verwechslungen steht das ungestillte Begehren, worauf auch der Titel Was ihr wollt verweist.

 Das Stück bezieht seine Komik vor allem aus der ständigen Täuschung von Erwartungen.

 Shakespeare spielt mit der Identität der Geschlechter: Beherzt macht er sich über Rollenklischees und Stereotypen lustig.

 Im elisabethanischen Theater spielten Männer die Frauenrollen, sodass für Violas Rolle ein Mann eine Frau spielte, die sich als Mann verkleidete.

Die Komödie war und ist äußerst beliebt; sie wurde mehrmals adaptiert, zu Musicals erweitert, ins Fernsehen und auf die Kinoleinwand gebracht.

 Weiter: https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/was-ihr-wollt/14189

 Zur Tragik in „Was ihr wollt“ (nicht existent in vorliegender Inszenierung)

Wie viele der späteren Komödien Shakespeares enthält auch Was ihr wollt ganz und gar unkomische, ja tragische Elemente. Da ist zum einen Olivias Verwalter, Malvolio (eine der wenigen Hauptfiguren Shakespeares aus der Mittelschicht): Da er ehrgeizig ist, nach Höherem strebt und Ordnung und Disziplin wahren möchte (in der damaligen Zeit geradezu verwerflich bei einem Nicht-Adeligen), wird ihm von Maria und Sir Toby so übel mitgespielt, dass er am Ende des Stücks als gebrochener Mann gesehen werden kann.

Aber auch die Figuren Feste (der Hofnarr) und der Ritter Andreas Bleichenwang sind nicht frei von Tragik: Feste war sicherlich nie ein brillanter Komiker und hat zur Zeit des Stückes seine beste Zeit schon lange hinter sich – er muss am Ende Olivias Haushalt verlassen. Sir Andrew Bleichenwang mag zwar ein etwas spröder Zeitgenosse sein, aber hat er die kühle Zurückweisung Olivias verdient?

Tragisch ist auch das Schicksal von Antonio, dem verwegenen Kapitän eines lächerlich kleinen, aber trotzdem äußerst gefährlichen Freibeuter-Schiffs. Man erfährt, dass er als einziger nicht unter eine bei Friedensschluss vereinbarte Amnestie gefallen ist, und das, obwohl er sein Gewerbe angeblich nicht einmal sonderlich blutrünstig betreibt.Was kann unverzeihlicher sein als die übliche Piraterie nach Gold, Silber, Wein- und Ölfässern?

Menschenraub, bei dem es keine nachträgliche Erstattung der geraubten Wertsachen gibt. Und dann? Antonio fischt den schiffbrüchigen Sebastian aus dem Meer, wie eine zufällig vorbeischwimmende Kiste mit Wertsachen; doch statt seinen Zufallsfund auf die Ruderbank zu ketten, verliebt er sich in ihn, verbringt jede Minute mit ihm, riskiert freiwillig dessen Verlust, als er ihn in Orsinos Stadt zum Bummeln an Land setzt, und stattet ihn sogar mit Geld aus („für Souvenirs“ – aber auch zur Flucht gut zu gebrauchen). Er hält die – auch vorübergehende – Trennung von Sebastian dann aber nicht aus und schleicht ihm nach in die Stadt, in der ihm selbst die Hinrichtung droht. Als sich Sebastian (vermeintlich) in Lebensgefahr befindet, kommt er aus der Deckung und springt ihm bei, obwohl er danach unvermeidlich erkannt (an seinen Narben?) und gefasst wird.

Ein bei Shakespeare seltenes Beispiel von selbstloser Liebe, bei der der/die Geliebte mehr zählt als das eigene Leben. Das Leben wird Antonio zwar schließlich geschenkt – aber auf Sebastian wird er auf immer verzichten müssen. –

Dieser Ausgang der Geschichte für Antonio ergibt vor allem dann Sinn, wenn man ihn nicht als blutrünstigen Räuber fremder Schiffsladungen auffasst (der er zu sein bestreitet), sondern als einen der damals an der „kroatischen“ Küste zahlreichen Menschenräuber, die nachts mit ihren Schiffen aus der Deckung der vorgelagerten Inseln kamen und an der Küste Jagd auf junge, fitte Männer machten, um sie als Rudersklaven benutzen oder verkaufen zu können. Die Lehre wäre demnach: Da siehst du selbst einmal, wie es ist, wenn man sein Liebstes auf Nimmerwiedersehen verliert.

Harold Bloom verweist mit Recht auf einen weiteren Antonio in Shakespeares Werk, nämlich den Kaufmann von Venedig. Beide Figuren deutet er als homosexuell und spekuliert (ohne Begründung), Shakespeare habe sie vielleicht selbst dargestellt. Eine weitere Deutung des hiesigen Antonio beschränkt er allerdings (wiederum ohne Begründung) darauf, dieser sei eine Persiflage des venezianischen Antonios. Die Namensgleichheit der Personen, verbunden mit dem Motiv des Opfers für den Freund, der drohenden Lebensgefahr und der zumindest vertretbaren Deutung beider Männer als homosexuell, muss zwar auffallen. Der Kapitän Antonio ist jedoch keine Witzfigur, sondern düster, gefährlich und berüchtigt, und mit seinem Freundschaftsdienst setzt er sein Leben nicht nur aufs Spiel im ex ante sehr unwahrscheinlichen Fall, dass wider alles Erwarten alles schiefgeht. Seine Opferbereitschaft ist die größere, und witzig ist sie nicht.

Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Was_ihr_wollt

 

Weitere Problematik im Rahmen dieser Aufführung im Volkstheater gem.

„Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet Diskriminierungen aufgrund des Lebensalters.“

 Das Volkstheater propagiert als Kernqualität ein sehr jugendliches Ensemble. Auch in „Was ihr wollt“ dürfte niemand weit über 30 sein. Offenbar ist sich niemand darüber bewusst, mit solchem Jugendwahn gesetzwidrig zu handeln.

 Unabhängig davon, dass gerade in darstellenden Künsten die Kunst – die Aura – die Wirkung – die Ausstrahlung einer theatralen Charakterstudie nach lebenslanger Entfaltung andere Kosmen erreichen kann als jugendliches Ungestüm, mit dem man durchaus zu allem fähig, dazu aber nicht immer in der Lage ist.

 Unabhängig davon, dass damit auch die Besetzungen gem. Vorlage missbraucht werden.

Shakespeare hat durchaus bewusst Menschheit in der Blüte aller Generationen berücksichtigt – Volkstheater und Staatsoper in München offenbar nicht.

 Das stellt die Kompetenz der Andienung an Adoleszenz bei naturgemäß fehlender Reife in Frage. Einem der wenigen differenzierenden, kenntnisreichen Print – Kulturjournalisten mit lesenswerten Ausführungen, Markus Thiel, unterläuft die gleiche Entgleisung:  

 „Allesamt höchstens Mittdreißiger, keine in Würde und Routine versteiften Kammersänger!“ Markus Thiel, 31.10.23 Münchener Merkur, anlässlich seiner aktuellen Figaro – Rezension, verantwortet vom Staatsopern – Intendanten Serge Dorny.

 Was ist Ageism?

Benachteiligung aufgrund des Alters ist eine der häufigsten Diskriminierungsformen in der Arbeitswelt. Was können Organisationen tun, um weniger zu diskriminieren?

Rund jede zehnte Beratungsanfrage bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes im Jahr 2020 bezog sich auf das Merkmal Alter. Eine repräsentative europäische Umfrage zeigt, dass Ageism die Diskriminierungsform ist, von der Menschen glauben, dass sie in Arbeitskontexten am zweithäufigsten vorkommt. Sie denken, dass nur aufgrund von Aussehen noch häufiger diskriminiert wird.1

Ageism ist weit verbreitet, gilt aber als Kavaliersdelikt und wird vergleichsweise selten diskutiert. Dabei sind die Auswirkungen verheerend: Menschen mit negativen Altersstereotypen leben bis zu 7,5 Jahre kürzer als Menschen mit einem positiven Altersbild.2 Sie haben mehr Krankheiten und schlechtere Gedächtnisleistungen.3

Ageism bezeichnet die soziale und/oder ökonomische Benachteiligung von Personen aufgrund ihres Alters. Die Diskriminierung besteht in stereotypem Denken, vorurteilsbehaftetem Fühlen und in diskriminierenden Handlungen.4 Meist wird das Alter einer Person dabei mit bestimmten Fähigkeiten, körperlicher oder geistiger Leistungsfähigkeit assoziiert. Am Arbeitsmarkt sind davon vor allem ältere Menschen betroffen: Sie werden für rückwärtsgewandt, gebrechlich und weniger produktiv gehalten.

Weiter: https://www.neuenarrative.de/magazin/ageism-so-kann-altersdiskriminierung-abgebaut-werden

 Und nach Daniel François Auber „ist Alter noch immer das einzige Mittel, das man entdeckt hat, um lange leben zu können!“

 Bedächtiger Applaus bei 2. Vorstellung eines opportunen Publikums!

 

Tim Theo Tinn 2.11.2023

 
   

timm

TTT ‘s Musiktheaterverständnis ist subjektiv davon geprägt keine Reduktion auf heutige Konsens- Realitäten, Yellow-Press (Revolverpresse) – Wirklichkeiten in Auflösung aller konkreten Umstände in Ort, Zeit und Handlung zuzulassen. Es geht um Parallelwelten, die einen neuen Blick auf unserer Welt werfen, um visionäre Utopien, die über der alltäglichen Wirklichkeit stehen – also surreal (sur la réalité) sind. Dabei müssen Menschenbilder in ihrem psychsozialen Sein als dramatische Vorgabe belassen werden. Charaktere dürfen nicht verändert werden, sind schließlich musikalisch determiniert. Selbstredend kann auf Basis bestehender Schöpfungen Neues geschaffen werden, das muss aber expliziert gekennzeichnet sein.

Profil: 1,5 Jahrzehnte Festengagement Regie, Dramaturgie, Gesang, Schauspiel, auch international. Dann wirtsch./jurist. Tätigkeit, nun freiberuflich: Publizist, Inszenierung/Regie, Dramaturgie etc. Kernkompetenz: Eingrenzung feinstofflicher Elemente aus Archaischem, Metaphysik, Quantentheorie u. Fraktalem (Diskurs Natur/Kultur = Gegebenes/Gemachtes) für theatrale Arbeit. Metaphysik befragt sinnlich Erfahrbares als philosophische Grundlage schlüssiger Gedanken. Quantenphysik öffnet Fakten zur Funktion des Universums, auch zu bisher Unfassbarem aus feinstofflichem Raum. Glaube, Liebe, Hoffnung könnten definiert werden.

 

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