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MÜNCHEN/ Reithalle: SALON PITZELBERGER von Jaques Offenbach. Premiere

15.01.2016 | Operette/Musical

Operette in der Reithalle in München: „Salon Pitzelberger“ von Jacques Offenbach (Premiere: 14. 1. 2016)

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Das Geschwisterpaar Pitzelberger: Elaine Ortiz Arandes und Holger Ohlmann (Foto: Christian POGO Zach)

Das Gärtnerplatztheater zeigte anlässlich seines 150-jährigen Geburtstages in der Münchner Reithalle, einer der derzeitigen Ausweichspielstätten (die Renovierung des Opernhauses am Gärtnerplatz verzögert sich weiterhin), die Operette „Salon Pitzelberger“ von Jacques Offenbach. Das einaktige Werk, dessen Libretto Charles de Morny verfasste, wurde 1861 im Pariser Palais Bourbon uraufgeführt. Für das Staatstheater am Gärtnerplatz erstellten die Regisseurin Magdalena Schnitzler sowie die Dramaturgen Daniel C. Schindler und David Treffinger eine eigene Textfassung, die zwar witzige Anspielungen auf die Situation des Hauses und auf bekannte Opernstars aufwies, aber dennoch zu flach und flau blieb.

Die Handlung der Operette in Kurzfassung: Herr Pitzelberger, ein neureicher Münchner, und seine Schwester Ernestine haben von ihrer verstorbenen Mutter eine baufällige Villa und ein beträchtliches Barvermögen geerbt – mit der Klausel, dass die Erbschaft der Kirche zufällt, falls eines der beiden Geschwister eine nichtstandesgemäße Ehe eingeht. Um zu verhindern, dass seine Schwester einen mittellosen Musiker heiratet, lädt Pitzelberger Mitglieder der High Society zu einer exklusiven Abendgesellschaft in seinen Garten ein, wo ein Opernkonzert mit namhaften Gesangsvirtuosen (Anja Nitritko, Placebo Dominango und Igor Rebiroff) dargeboten werden soll. Doch Ernestine gibt sich nicht geschlagen und kämpft für ihre Liebe. Nach zahlreichen haarsträubenden Verwicklungen, Verkleidungen und juristischen Spitzfindigkeiten gibt es am Schluss eine Doppelhochzeit – und das Erbe bleibt gesichert.

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Szenenbild von der musikalischen Soiree (Foto: Christian POGO Zach)

Magdalena Schnitzler schuf für die Reithalle eine aufwendige und teils humorvolle Inszenierung, die aber leider zu stark ins Klamauk abdriftete. Vielleicht hätte eine straffere Personenführung zu einem besseren Ergebnis geführt. Für die ansprechende Gestaltung der Bühne und für die eleganten Kostüme sorgte Jessica Marquardt, für die kreativen Lichteffekte Jakob Bogensperger.

Aus dem durchgehend exzellenten Gesangsensemble ragte die aus Puerto Rico stammende Sopranistin Elaine Ortiz Arandes als eigensinnige Ernestine heraus, die sowohl schauspielerisch wie auch stimmlich überzeugend war. Dass alle Sängerinnen und Sänger mit den hässlichen Wangen- oder Stirnmikrophonen ausgestattet waren, mag mit der schlechten Akustik in der Reithalle zusammenhängen. Es ist zu hoffen, dass im renovierten Gärtnerplatztheater diese Stimmkrücken nicht mehr zum Einsatz kommen.

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Von der Komödie zum Klamauk: Holger Ohlmann und Juan Carlos Falcón (Foto: Christian POGO Zach)

Die Titelrolle des exzentrischen Parvenüs verkörperte der Bariton Holger Ohlmann recht ansprechend, wenngleich er bei der „musikalischen Soiree“ zu stark outrierte.  Den mittelosen Musiker mit dem klangvollen Namen Carlos Rodriguez Parzival Carnefas gab der lyrische Tenor mit dem kaum weniger klangvollen Namen Juan Carlos Falcón. Er konnte in einigen Szenen sein komisches Talent entfalten und machte auch in der Ritterrüstung eine gute Figur. Stimmlich überzeugte er ohnehin. Brösel, die aufmüpfige Bedienstete von Pitzelberger, die schließlich auf ihre Art zum Happy End beitrug, wurde von der irischen Sopranistin Frances Lucey recht quirlig gespielt.

Mehr darstellerisch als stimmlich gefielen die Mezzosopranistin Ann-Katrin Naidu als Bedienstete Petermann und der Bass Martin Hausberg in der Rolle des Notars. Stimmkräftig zeigte sich der Chor des Staatstheaters am Gärtnerplatz (Einstudierung: Felix Meybier). 

Das Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz, von Jürgen Goriup geleitet, brachte die musikalisch witzige Partitur Offenbachs, die auch den Opernbetrieb seiner Zeit pointiert aufs Korn nimmt, gut zur Geltung.

Das Premierenpublikum in der Reithalle, das auch mit Szenenbeifall nicht geizte, bedachte am Schluss alle Mitwirkenden inklusive Regie-Team mit starkem Beifall. In der Faschingszeit nimmt man in München wohl auch Klamauk wohlwollend auf.

Udo Pacolt

 

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