München: Münchner Opernfestspiele: Simon Keenlyside & Band 18.07.2017
BLUE SKIES – SONGLINES TO AMERICAN MUSIC
Nachdem Erwin Schrott vor zwei Jahren das Münchner Festspielpublikum mit seinem „Cuba Amiga“-Konzert mit lateinamerikanischen Rhythmen begeistert hatte, begab sich in diesem Jahr auch Simon Keenlyside auf Pfade abseits der klassischen Musik und lud zu einem amerikanischen Abend ein. Bei Erwin Schrott hatte man eine durchgestylte und mitreißende Show auf großer Bühne für großes Publikum gesehen. Simon Keenlyside und seine Band (Matthew Regan, Klavier; Gordon Campbell, Posaune; Howard McGill, Saxophon, Klarinette, Flöte, Piccolo; Mike Smith, Schlagzeug; Richard Pryce, Kontrabass) schufen im wesentlich kleineren Prinzregententheater eine intimere Atmosphäre. Man hatte den Eindruck, fünf Musiker und ein Sänger hätten sich spontan zum Musizieren entschlossen. Dabei sind alle Meister ihres Fachs und hervorragend aufeinander eingespielt, auch wenn Simon Keenlyside im ersten Teil noch etwas nervös wirkte. Der Umgang mit dem Mikrofon schien ihm noch nicht ganz gewohnt, er bewegte sich fahrig, zupfte an seinem Anzug herum und wirkte eher verkrampft als locker. Die ersten Songs wie „Isn’t it a lovely day“ von Irving Berlin oder der „Song of the Big Shot“ aus Kurt Weills „Happy End“ klangen noch etwas verhalten. So musste zunächst die Band mit Stücken aus „Die Herzogin von Chicago“ von Emmerich Kálmán für die nötige Lockerheit sorgen. Mit dem wunderbar ausdrucksstark, ohne Mikrofon gesungenen „Soliloquy“ aus „Carousel“ von Richard Rodgers & Oscar Hammerstein befreite sich Keenlyside von seiner Nervosität und sorgte für den ersten Jubel des Abends. Nach der Pause hatte Simon Keenlyside merklich an Souveränität gewonnen und begeisterte nun die Zuschauer mit einfühlsam und leicht, aber nicht oberflächlich vorgetragenen Love-Songs wie „On the Street Where You Live“ aus „My Fair Lady“, „WhatIs ThisThing Called Love?“ von Cole Porter oder „So in Love“ aus „Kiss Me, Kate“, ebenfalls von Cole Porter. Besonderer Höhepunkt waren die Zugaben „Love Is The Greatest Thing“ und „Und der Haifisch, der hat Zähne“ aus Kurt Weills „Dreigroschenoper“ in englischer Übersetzung. Am Ende ging das Publikum beschwingt und mit mindestens einem Ohrwurm ausgestattet nach Hause. Gerne kann die Bayerische Staatsoper die Tradition der Abende außerhalb des rein klassischen Repertoires fortsetzen!
Gisela Schmöger