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MÜNCHEN/ Prinzregententheater: L’ILE DU RÊVE von Reynaldo Hahn – konzertant

27.01.2020 | Oper

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Reynaldo Hahn. Foto: Wikipedia

Opernrarität in München: „L’ile du rêve“ von Reynaldo Hahn (konzertante Vorstellung: 26. Jänner 2020)

Am 26. Jänner 2020 brachte der Bayerische Rundfunk im Rahmen seiner Sonntagskonzerte im Münchner Prinzregententheater die Opernrarität „L’ile du rêve“ von Reynaldo Hahn  in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln konzertant zur Aufführung – neuerlich in Zusammenarbeit mit der Stiftung Palazzetto Bru Zane, dem Zentrum der französischen Musik der Romantik. Auf diese Weise wurden bereits seit dem Jahr 2015 einige zu Unrecht vergessene Werke dem Publikum wieder zugänglich gemacht.

Der Komponist Reynaldo Hahn (1875 – 1947), der venezolanischer Herkunft ist, kam als Kind nach Paris, wo er am Musik-Konservatorium u. a. bei Jules Massenet studierte. Er fiel sehr früh durch seine Lieder auf, mit denen er das Publikum in seinen Bann zog. Reynaldo Hahn schrieb mehrere Opern – nach L’ile du rêve (1898) folgten La carmélite (1902), Nausicaa (1919) und Le marchand de Venise (1935), doch war seine eigentliche Domäne die Operette. Sein Meisterwerk in dieser Sparte war Ciboulette (1923), die in Frankreich bis heute einige tausend Aufführungen erlebte. Für seine musikalische Komödie Mozart verwendete er Musik seiner Titelfigur. In der Saison 1945 / 46 war er Direktor der Pariser Oper.

Da die Oper L’ile du rêve trotz dreier Akte nur von kurzer Dauer ist, wurde der erste Teil des Abends mit mehreren Liedern von Reynaldo Hahn, Jules Massenet und Gabriel Fauré gestaltet. Zu Beginn allerdings ließ Hervé Niquet, der das Münchner Rundfunkorchester äußerst temperamentvoll dirigierte, die Ouvertüre von Hahns Komödie Mozart spielen. Danach sang der Tenor Cyrille Dubois drei Lieder von Jules Massenet: Herbstgedanken; Wenn du möchtest, Feinsliebchen; Kleines Mädchen, ehe die Mezzosopranistin Anaïk Morel dessen Lieder Der Poet und das Phantom und Man sagt (Ein einfacher Satz) zum Besten gab. Dazwischen wurden verschiedene Lieder von Reynaldo Hahn gespielt: Aus einem Gefängnis, Mai und Landschaft sowie zwei Lieder von Gabriel Fauré: Mondschein und Lied des Fischers. Vor der Pause kamen schließlich noch weitere Lieder von Massenet zur Aufführung: Die Verliebte, Ich liebe dich (innig gesungen von der Sopranistin Ludivine Gombert) und Der Improvisator – Erinnerung an Trastevere, Rom 1864 (gesungen vom Bariton Thomas Dolié) sowie zum Abschluss des ersten Teils Die Blumen (dargeboten von der Mezzosopranistin Anaïk Morel und vom Bariton Thomas Dolié

Nach der Pause stand endlich Reynaldo Hahns Oper L’ile du rêve auf dem Programm, deren Libretto André Alexandre und Georges Hartmann nach dem Roman „Le mariage de Loti“ von Pierre Loti verfassten und die im Jahr 1898 in Paris an der Opéra Comique uraufgeführt wurde. Die Handlung spielt in Tahiti, der „Insel der Träume“, wo allein der Augenblick zählt. Denn die Liebe zwischen dem europäischen Offizier Loti und der einheimischen Mahénu hat keine Zukunft. Die anmutigen Klänge Hahns vermitteln freilich ein exotisches Paradies – französisches Fin de Siècle in Reinkultur!

Bei der Auswahl des Sängerensembles wurde, wie man bei der Einführung zur Vorstellung erfahren konnte, großen Wert auf das spezielle stimmliche Profil für dieses Repertoire gelegt.

Alle Sängerinnen und Sänger, die im ersten Teil des Konzerts als Liedinterpreten agierten, waren dann auch in der konzertanten Opernaufführung im Einsatz. Cyrille Dubois sang mit seiner angenehm warmen Tenorstimme den Offizier Loti der französischen Marine, die Mezzosopranistin Anaïk Morel gab mit ihrer ausdrucksstarken und wandlungsfähigen Stimme die tahitische Prinzessin Oréna und die Sopranistin Ludivine Gombert lieh ihre Stimme sowohl Téria, einer Frau aus Tahiti, wie auch der Hofdame Faïmana. Mehrere Rollen hatte der Bariton Thomas Dolié zu singen: den tahitischen GreisTaïrapa, Adoptivvater von Mahénu, sowie den Offizier Henri und noch einen weiteren Offizier.

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Hélène Guilmette

Dazu kamen noch die kanadische Sopranistin Hélène Guilmette in der Rolle der Mahénu, die sich in den französischen Offizier Loti verliebt, und der armenische Tenor Artavazd Sargsyan, der den chinesischen Händler Tsen Lee und einen weiteren französischen Offizier zu singen hatte. Sie alle boten stimmlich eine eindrucksvolle Leistung – ebenso wie der Chor von „Le Concert Spirituel“, der in der Rolle der einheimischen Männer und Frauen für das polynesische Lokalkolorit sorgte. 

Das beifallsfreudige Publikum im Münchner Prinzregententheater –  es applaudierte vor der Pause nach jedem Lied den Interpreten, dem Orchester und dem Dirigenten – zollte am Schluss allen Mitwirkenden nicht enden wollenden Beifall. Es war ein französischer Opernabend vom Feinsten!

Udo Pacolt

 

 

 

 

 

 

 

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