München: Prinzregententheater: „Gala mit Stars des Bayerischen Staatsballetts“, 12., 13., 15.1. 2017
Ballettdirektor Igor Zelensky stellt seine neue Truppe vor
Drei Wochen nach der umjubelten Premiere von „Spartacus“ und kurz vor der Wiederaufnahme von „La Fille mal gardée“ hat Ballettdirektor Igor Zelensky seinen Solisten und einigen begleitenden Mitgliedern des Corps de ballet die Möglichkeit gegeben, in drei Gala-Vorstellungen ihre Kunst und ihr Können zu zeigen. Dem Vernehmen nach konnten die Tänzer sich weitgehend selbst aussuchen, was sie tanzen wollten. So kam ein bunter Strauß von beliebten, zum Teil lange nicht mehr gesehenen Pas de deux und eine moderne Choreographie für eine Tänzerin und einen Tänzer zusammen.
Maria Shirinkina und Vladimir Shklyarov in „Le Corsaire“ (c) Wifried Hösl
Den gelungenen Auftakt der Vorstellung am 13.01. machten Tatiana Tiliguzova und Dmitri Vyskubenko und vier Begleiter mit dem Grand Pas de deux aus „Der Nussknacker“ (Musik: Peter I. Tschaikowsky, Choreographie: Vasily Vainonen). Es folgte das einzige moderne Stück des Abends, „Parting“ von Yuri Smekalov. In diesem spannungsvollen, expressiven Tango von John Powell zeigten Maria Shirinkina und Vladimir Shklyarov, die bisher in München vor allem in klassischen Stücken aufgetreten sind, dass sie auch zeitgenössische Chorographien exzellent und mitreißend tanzen können. Die quirlige, charmante Elizaveta Kruteleva und der virtuos springende Adam Zvonař begeisterten in dem hierzulande selten zu sehenden, temperamentvollen Pas de deux aus „Die Flamme von Paris“, 1933 choreographiert von Vasily Vainonen. Höhepunkt des ersten Teils war der Grand Pas Hongrois aus „Raymonda“ (Choreographie: Marius Petipa, Musik: Alexander Glasunow). Die junge Ksenia Ryzhkova tanzte die Partie technisch perfekt und hochmusikalisch mit der Klasse und Ausstrahlung einer Primaballerina. Ihr Partner, der groß gewachsene und elegante Alexander Omelchenko (als Gast vom Stanislawski-Ballett Moskau) war ein echter Danseur Noble und somit eine Idealbesetzung als Jean de Brienne. Der zweite Teil wurde mit dem verführerischen Pas de deux von Aegina und Crassus aus „Spartacus“ eröffnet, brillant dargeboten von Prisca Zeisel und Erik Murzagaliev, die vorher auch schon den Weißen-Schwan-Pas de deux aus „Schwanensee“ dargeboten hatten. Mit Charme und Leichtigkeit erfreuten außerdem Mai Kono und Javier Amo in Frederick Ashtons „Frühlingsstimmen“ sowie Ksenia Ryzhkova und Jonah Cook im Balkon-Pas de deux aus John Crankos „Romeo und Julia“. Absoluter Höhepunkt des Abends war der Pas de deux aus „Le Corsaire“. Hier zeigten Maria Shirinkina und Vladimir Shklyarov, dass sie klassische Tänzer von Weltrang sind. Seine hohen, eleganten, kraftvollen, aber trotzdem mit Leichtigkeit vorgetragenen Sprünge sind atemberaubend und faszinierend. Da konnte diesmal auch Osiel Gouneo, der das Münchner Publikum schon oft durch seinen virtuosen Tanz begeistert hat, nicht ganz mithalten, obwohl auch er im abschließenden Don Quijote-Pas de deux zusammen mit der brillanten Ivy Amista eine erstklassige Leistung zeigte. Die Zuschauer spendeten begeisterten Applaus für alle Beteiligten. Die absoluten Publikumslieblinge waren jedoch die Paare Shirinkina/Skhlyarov und Amista/Gouneo.
Es ist eine herausragende Leistung der neuen Ballettdirektion, einen so anspruchsvollen Gala-Abend nahezu ausschließlich aus dem eigenen Ensemble zu besetzten.
Helga Schmöger