Münchner Opernfestspiele: Bayerisches Staatsballett: „SPARTACUS“, 10.7.2017
Erfolgreicher Abschluss der ersten Saison von Igor Zelensky als Direktor des Bayerischen Staatsballetts
Jonah Cook als Crassus / (c) Wilfried Hösl
Der Beitrag des Bayerischen Staatsballetts zu den Münchner Opernfestspiele 2017 war – neben einem Doppelabend „Junge Choreographen“ und „Alice im Wunderland“ – das Ballett „Spartacus“ von Juri Grigorovich (Musik: Aram Chatschaturjan, Bühnenbild und Kostüme: Simon Virsaladze). Das Ballett, das 1968 in Moskau uraufgeführt wurde, gilt vom Inhalt und vom Tanzstil her als Prototyp des „sowjetischen“ Balletts, wie es besonders im Moskauer Bolschoi Ballett unter seinem Chefchoreographen und Direktor Juri Grigorovich (1964 – 1995) gepflegt wurde: „heldische“ Themen wie Ivan der Schreckliche und eben Spartacus und kraftvoller männlicher Tanz. Obwohl das Ballett bei einem Gastspiel des Bolschoi Balletts im Jahre 1969 in Ost-Berlin einen großen Erfolg hatte, dauerte es beinahe 50 Jahre, bis es von einer „westlichen“ Compagnie einstudierte wurde: Am 22. Dezember 2016 feierte das Bayerische Staatsballett in Gegenwart des 90-jährigen Choreographen einen umjubelten Erfolg, der bis heute anhält.
In der letzten Aufführung der Saison tanzte Osiel Guneo die Titelpartie. Der aus Kuba stammende Tänzer begeisterte wieder durch seinen geschmeidigen Tanz, seine unglaublich hohen, ästhetischen Sprünge und seine virtuosen Pirouetten. Im Zusammenspiel mit der Ballerina ist er sicher, zuverlässig und konditionsstark bei den Hebungen, so dass seine Partnerin Ivy Amista als Phrygia ihre hervorragende Technik und ihre leidenschaftliche Darstellung voll zur Geltung bringen konnte.
Der Gegenspieler des Spartacus ist der römische Konsul Crassus, der wieder von Jonah Cook überzeugend und technisch glänzend getanzt wurde. Cook versteht es, die beiden Seiten des Crassus wie aristokratisches und militärisches Machtstreben einerseits und Weichheit und Beeinflussbarkeit andererseits im Tanz auszudrücken. Seine intrigante und verführerische Geliebte Aegina wurde von Ksenia Ryzhkova höchst rollendeckend getanzt. Glänzend gelangen auch die kraftvollen großen und kleinen Ensembles der römischen Legionäre, der thrakischen Sklaven-Krieger und ihrer Frauen sowie der Festgäste des Crassus. Im Getümmel fielen die Solisten Xavier Amo und Erik Murzagaliev auf.
Einen großen Anteil an der faszinierenden Wirkung des Abends hatte das Bayerische Staatsorchester, das unter der Leitung des armenischen Dirigenten Karen Durgaryan in großer Besetzung hinreißend aufspielte.
Helga Schmöger