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MÜNCHEN/ Opernfestspiele: DON GIOVANNI

26.07.2016 | Oper

München: Opernfestspiele der Bayerische Staatsoper: „DON GIOVANNI“, 25.07.2016:

Erwin Schrott_Don Giovanni_c Wilfried Hösl
Erwin Schrott als Don Giovanni: Copyright: Wilfried Hösl

Die Bayerische Staatsoper hat sich entschlossen, ihren Spielbetrieb trotz des Amoklaufs in München am 22.07. aufrecht zu erhalten, um „mit Kunst Trost zu spenden“. Welche Musik könnte dafür geeigneter sein als die tiefgründige und von innerer Größe erfüllte Musik Mozarts? In diesem Sinne äußerte sich auch Intendant Nikolaus Bachler in einer Ansprache vor der ersten Don Giovanni-Vorstellung der Festspiele am 23.07., am Tag nach der schockierenden Tat.

Erwin Schrott hat die Titelpartie schon einige Male in der Münchner Produktion von Stephan Kimmig gesungen, zuletzt im Januar 2016. Bisher hatte er das Publikum immer mit einer ausgelassenen, extrovertierten Interpretation, einer richtigen „Don-Giovanni-Show“ begeistert. In dieser Vorstellung hätte dies wohl etwas unpassend gewirkt und so zeigte er eine etwas zurückgenommenere Rollengestaltung.

Sein Don Giovanni wurde dadurch ernster, auch zynischer, verlor aber trotzdem nichts von seiner ungeheuren Anziehungskraft, seinem Charme und seinem Esprit. Mit seiner bezwingenden Bühnenpersönlichkeit war Erwin Schrott die beherrschende Figur des Geschehens. Auch musikalisch präsentierte er sich in Hochform. Mit seinem klangvollen, samtigen Bassbariton gestaltete er einerseits die lyrischen Passagen wie „la ci darem la mano“ oder das  „Ständchen“ elegant und verführerisch. Andererseits sang er die Champagner-Arie und vor allem Don Giovannis Sterbeszene – ein Höhepunkt des Abends – mit großer, kraftvoller, mächtiger Stimme.

Kongenialer Partner von Erwin Schrott war an diesem Abend wieder einmal Alex Esposito als Leporello. Esposito singt die Rolle in dieser Produktion seit der Premiere und man kann sich gar keinen anderen Sänger in dieser Partie in München mehr vorstellen. Sein Leporello ist eine zwar oft missmutige, aber doch sehr liebenswerte Figur, die trotz allem bis zum Schluss loyal an der Seite Don Giovannis steht. Vor allem in der Registerarie zeigte Esposito seine ganze Darstellungskunst und musikalische Gestaltungskraft.

Auch die weiblichen Hauptpartien waren hervorragend besetzt. Dorothea Röschmann sang die Donna Elvira virtuos mit ihrem großen, nahezu unerschöpflichen aber trotzdem sehr beweglichen Sopran. Musikalisch ist ihre Leistung wohl nur schwer zu übertreffen. Schauspielerisch legte sie die Partie vielleicht eine Spur zu burschikos und kämpferisch an, so dass die verletzliche, weiche Seite der Donna Elvira nicht so gut zur Geltung kam. Ebenfalls großartig sang Albina Shagimuratova als Donna Anna. Sie sang die Partie mit Leichtigkeit und großer Souveränität. Ihr heller, substanzreicher Sopran klang dabei in allen Lagen frei und mühelos. Pavol Breslik war ein darstellerisch wie stimmlich eleganter Don Ottavio. In seinen beiden Arien begeisterte er vor allem durch seine wunderschöne, unangestrengte Phrasierung. Ain Anger sang den Komtur sehr eindrucksvoll mit großer, profunder Bassstimme. Eri Nakamura war eine Luxusbesetzung für die Partie der Zerlina. Sie gestaltete ihre Arien mit viel Wärme und großem Charme. Brandon Cedel war ein sympathischer Masetto. James Gaffigan und das Bayerische Staatsorchester spielten Mozarts Musik zupackend, aber trotzdem durchlässig und transparent. Einige kleinere Unstimmigkeiten zwischen Orchestergraben und Sängern konnten den hervorragenden Gesamteindruck der Vorstellung nicht schmälern. Am Ende großer Jubel für alle Beteiligten.

Gisela Schmöger

 

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