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MÜNCHEN/ Opernfestspiele der Bayerischen Staatsoper: „ERWIN SCHROTT IN CONCERT: TANGO DIABOLO

09.07.2019 | Konzert/Liederabende

München: Opernfestspiele der Bayerischen Staatsoper: „ERWIN SCHROTT IN CONCERT: TANGO DIABOLO, 08.07.2019

Vor vier Jahren hatte Erwin Schrott das Münchner Publikum mit seinem Konzert „Cuba Amiga“ schon einmal in die musikalische Welt Südamerikas entführt. Das damalige Programm war von Lebensfreude, Leichtigkeit und Spaß geprägt. Bei dem diesjährigen Konzert „Tango Diabolo“ lernte man nun andere Facetten südamerikanischer Musik kennen: melancholische, verträumte und tiefgründige Klänge. Wer nun meint, dieses ruhigere und manchmal auch düstere Programm sei weniger begeisternd als das fröhliche von vor vier Jahren, der irrt. Ein durchdachtes, mit Passion, Liebe zum Detail und auf authentische Darbietung bedachtes Konzept sorgte dafür, dass das Publikum am Ende begeistert und frei von Sorgen des Alltags nach Hause ging. Im ersten Teil sang Erwin Schrott „teuflische“ Opernarien von Charles Gounod, Arrigo Boito, Hector Berlioz und Giacomo Meyerbeer in musikalischen Eigenarrangements von Erwin Schrott für Klavier, Bandoneon und Gitarre. Was auf den ersten Blick etwas eigenartig erschien, fügte sich zu einem spannenden, geheimnisvollen und mitreißendem Klangerlebnis. Temperamentvolle Stücke wie „Son lospiritochenega“ aus Mefistofele oder „Le veaud’or“ aus Faust wechselten sichmit sanfteren wie „Voici lesroses“ aus „La damnation de Faust“ ab. Je nach Charakter der Musik sang Erwin Schrott die Arien mit kraftvoller, raumfüllender und kerniger Stimme oder zurückgenommen, elegant und innig. Zwischen den Gesangsstücken begeisterte der erst 17-jährige Pianist Michael Häringer mit virtuosen Einlagen wie dem „Totentanz“ und dem „Mephisto-Walzer“ von Franz Liszt. Der zweite Teil des Konzerts war dem Tango in seiner melancholischen, von Nostalgie und Sehnsucht geprägten Variante gewidmet. Auf der dunklen, von Kerzen erleuchteten Bühne erklangen Kompositionen von Astor Piazzola, Enrique Cadicamo, Heraclio Fernández, Ariel Ramírez und Mario Soto. Im Bühnenhintergrund erschienen zu den jeweiligen Liedern passende Bilder eines Ozeans, einer nebligen Landschaft oder eines verlassenen Dorfs. Für Entspannung und positive Stimmung in diesem Teil sorgte Erwin Schrotts warmherzige und lockere Moderation, in der er von seiner persönliche Beziehung zu den einzelnen Stücken sprach und dem Publikum den Gehalt der einzelnen, natürlich spanischsprachigen Lieder nahebrachte, nicht ganz so düster wie er meist war, sondern eher mit Betonung der positiven oder hoffnungsvollen Seiten der jeweiligen Lieder.Auch den Instrumentalisten (Santiago Cimadevilla/Bandoneon, ClaudioConstantini/Klavier und Bandoneon und Jonathan Bolívar/Gitarre) wurde in Solonummern oder Solopassagen Raum gegeben, ihr großes Können und ihr Wissen um diese Musik zu zeigen, etwa in „Romance del diabolo“. Ein begeistertes Publikum spendete heftigen Applaus und verließ das Theater in gehobener, feierlicher Stimmung. Bei vielen wird der besondere Eindruck dieses außergewöhnlichen Konzerts noch lange nachgewirken.

Gisela Schmöger

 

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