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MÜNCHEN/ Operfestspiele der Bayerischen Staatsoper: TANNHÄUSER

12.07.2021 | Oper international

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Foto: Wilfried Hösl/ Bayerische Staatsoper

München: Opernfestspiele der Bayerische Staatsoper: „TANNHÄUSER“, 11.07.2021:

Die statische, symbolisch überfrachtete und unverständliche Tannhäuser-Inszenierung von Romeo Castellucci aus dem Jahr 2017 ist und bleibt ein Ärgernis. Eine Interaktion zwischen den Protagonisten findet kaum statt, so dass das Geschehen auf der Bühne keinerlei Emotionen beim Zuschauer auslösen kann. Dies bleibt allein der musikalischen Gestaltung der Sänger und Musiker überlassen.

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Lise Davidsen, Klaus Florian Vogt. Foto: Wilfried Hösl/ Bayerische Staatsoper

Wenn das allerdings so gelingt, wie in der Vorstellung am 11.07. im Rahmen der Münchner Opernfestspiele, dann wird sogar eine Aufführung dieser Produktion zum unvergesslichen Erlebnis. Zu allererst ist hier Lise Davidsen zu nennen, die eine wunderbare Interpretation der Elisabeth zeigte. Ihr frei strömender, großer, eher dunkel timbrierter, warmer Sopran war jederzeit Herr über das Orchester. Mal schwebte ihre Stimme zart über der Musik, mal überstrahlte sie sie triumphierend. Durch ihren ausdrucksstarken, nuancierten Gesang schuf Lise Davidsen trotz der Inszenierung auch eine berührende Bühnenfigur. Klaus Florian Vogt gelang ebenfalls eine musikalisch herausragende Gestaltung des Titelhelden. Die Stimme scheint während der Corona-Pause kräftiger und noch sicherer geworden zu sein. In der Mittellage geht dies etwas auf Kosten der Klarheit des Tons, in der Höhe strahlt seine Stimme so hell und rein wie eh und je. Bewundernswert, mit welcher Leichtigkeit er die mörderische Partie beherrscht, selbst in der Rom-Erzählung nimmt man keinerlei Ermüdungserscheinungen wahr. Simon Keenlyside war kurzfristig für Christian Gerhaher als Wolfram eingesprungen. Er wusste vor allem mit seiner differenzierten und insbesondere im dritten Akt sehr intensiven, berührenden musikalischen Gestaltung zu beeindrucken. Die Sängerin der Venus hat es in dieser Inszenierung am Schlimmsten getroffen, steht sie doch im ersten Akt unbeweglich in Mitten eines zum großen Teil künstlichen Berges aus nackten Körpern und muss so ihre Partie singen. Elena Pankratova meistert diese Zumutung schon seit der Premierenserie mit großer Würde und singt die Rolle mit klangschönem, raumfüllendem Mezzosopran, wenn auch nicht immer ganz textverständlich. Georg Zeppenfeld gestaltete die Partie des Landgrafen mit profundem Bass und schuf wie immer eine eindrucksvolle, noble Bühnenfigur.

Asher Fisch leitete das Bayerische Staatsorchester. Das Dirigat wirkte zu Anfang etwas beliebig, wurde im zweiten Akt jedoch differenzierter und steigerte sich im dritten Akt zu großer Intensität. Einige kleine Unstimmigkeiten, vor allem zwischen dem ansonsten herausragenden Chorder Bayerischen Staatsoper und dem Orchester fielen nicht groß ins Gewicht. Insgesamt war es trotz der lähmenden Inszenierung ein großer Opernabend.

Gisela Schmöger

 

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