München: Bayerisches Staatsballett: „EIN SOMMERNACHTSTRAUM“, 18.05.2022:
John Neumeiers Ballet „Der Sommernachtstraum“ feierte am 18.05. ein Jubiläum: Es fand die 100. Vorstellung nach der Münchner Erstaufführung im Dezember 1993 statt. Seither fasziniert das Stück zur Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy und György Ligeti in der wunderschönen Ausstattung von Jürgen Rose das Publikum. In all den Jahren tanzten immer wieder hervorragende Solistinnen und Solisten in den Hauptpartien. Unvergessen Judith Turos und Kirill Melnikov als Hippolyta/Titania und Theseus/Oberon in der Premiere und in zahlreichen weiteren Vorstellungen der ersten Jahre. Aber auch jetzt gibt es interessante Besetzungen zu sehen. So tanzte an diesem Abend Maria Baranova zum ersten Mal die Doppelrolle der griechischen Prinzessin und Elfenkönigin und konnte in beiden Partien gleichermaßen beeindrucken. Ihre Hippolyta war eine elegante, empfindsame junge Frau, die sich erst vergebens nach der Liebe ihres Verlobten Theseus sehnt und am Ende doch glücklich mit ihm vereint ist. Als Titania strahlte sie Autorität und Stärke, aber auch feenhafte Leichtigkeit aus. Als Theseus/Oberon debütierte an diesem Abend Jinhao Zhang. Von einem etwas unsicheren Beginn steigerte er sich im Feenakt zu einer durchaus persönlichkeitsstarken Interpretation des Oberon. Im dritten Akt hatte er seine Nervosität dann endgültig abgelegt und zeigte dem Publikum seine elegante, wie immer sehr schön anzusehende Tanzkunst und eine gelungene Darstellung des nunmehr romantisch verliebten Theseus. Ebenfalls zum ersten Mal war António Casalinho als Philostrat und Puck zu sehen. Vor allem in letzterer Partie eroberte er die Herzen des Publikums mit seinem virtuosen Tanz und seinem quirligen, witzigen und von seiner erfrischenden Jugendlichkeit geprägten Spiel. Die beiden Liebespaare Hermia und Lysander sowie Helena und Demetrius verkörperten an diesem Abend Kristina Lind, Jonah Cook, Elvina Ibraimova und Dmitrii Vyskubenko. Besonders im Gedächtnis bleibt einem der Auftritt von Dmitri Vyskubenko, dessen Eleganz, technische Perfektion und sympathische Ausstrahlung einen immer wieder beeindrucken. Publikumslieblinge waren natürlich wie immer die Handwerker, insbesondere Alexey Dobikov als Zettel/Pyramus und Konstantin Ivkin als Flaut/Thisbe. Das einfühlsame Spiel der Musiker des Bayerischen Staatsorchesters unter Michael Schmidtsdorff trug ebenfalls viel zum großen Erfolg des Abends bei. Man kann sich auf die weiteren Vorstellungen im Juni und in der nächsten Saison freuen.
Gisela Schmöger