München: Bayerisches Staatsballett: Ballettfestwoche: „JEWELS“, 29.03.2022:
„JEWELS“, eines der Meisterwerke George Balanchines, hat sich seit seiner Premiere zu einem der beliebtesten Repertoirestücke des Bayerischen Staatsballetts entwickelt. So durfte es auch bei der diesjährigen Ballettwoche nicht fehlen. Alle drei Teile des Stücks waren in dieser Vorstellung hervorragend besetzt. Die große, elegante, feingliedrige Kristina Lind ist für die vom französischen Ballett inspirierten „Emeralds“ (Musik: Gabriel Fauré) wie geschaffen. Mit ihren weichen und federleichten Schritten und Sprüngen ist sie einerseits ganz romantische Ballerina, ihre elegante, klassische Erscheinung und ihre schnörkellosen, aber wunderschönen Port de bras machen sie andererseits zu einer perfekten Balanchine-Tänzerin. Auch Jeanette Kakareka als zweite Solistin konnte das Publikum, wie schon in vielen Vorstellungen zuvor, mit ihrer feinen Technik und ihrer sympathischen Ausstrahlung für sich einnehmen. António Casalinho, Bianca Teixeira und Margarita Fernandes brachten im Pas de trois viel Temperament und Freude in die ansonsten ruhige und träumerische Atmosphäre. Der Höhepunkt des Abends waren in dieser Vorstellung die „Rubies“ zur Musik von Igor Strawinsky (Solist am Klavier: Dmitry Mayboroda). Dies lag vor allem an dem fulminanten und absolut begeisternden Tanz des Solo-Paars Carolina Bastos und Shale Wagman. Beide konnten den rasanten, witzig-ironischen und leicht erotischen Charakter des Stückes voll zum Ausdruck bringen und dabei auch ihre ganze tänzerische Extraklasse zeigen. Es war eine Freude, ihnen zuzusehen. Auch Elvina Ibraimova hatte mit ihrer Energie und ihrer positiven Ausstrahlung einen großen Anteil an der mitreißenden Wirkung der „Rubies“. In den klassisch opulenten „Diamonds“ (Musik: P.I. Tschaikowsky) gab es ein Wiedersehen mit Ksenia Ryzhkova, die nach ihrer Babypause wieder auf die Bühne zurückgekehrt ist. Zusammen mit ihrem Partner Jinhao Zhang schuf sie im Pas de deux eine wunderschöne, erhebende Atmosphäre. Die Schlusssequenz von Diamonds ist, vor allem wenn sie so majestätisch interpretiert wird, wie vom Corps de Ballet und den Solisten an diesem Abend, eine der beeindruckendsten Szenen des Balletts des 20. Jahrhunderts. Man ist jedes Mal wieder begeistert. Robert Reimer leitete das exzellent aufgelegte Bayerische Staatsorchester. So kann die Ballettwoche weitergehen!
Gisela Schmöger