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MÜNCHEN/ Gärtnerplatztheater/ „Corona-Spielplan“: „Freunde, das Leben ist lebenswert! Happy Birthday, Franz Lehár!“

18.06.2020 | Konzert/Liederabende
Gärtnerplatztheater „Corona-Spielplan“ 17. Juni 2020, Operetten-Konzert
„Freunde, das Leben ist lebenswert! Happy Birthday, Franz Lehár!“

  „Du schriebst zuweilen argen Mist Franz! Doch weil’s von Lehar ist, so frisst man’s!“                                                                  schwindelt Franz Mittler (1893-1970, österreich. Komponist) in einem Schüttelreim!                                                                                                                              

Da kontert nun Tim Theolein, der Auftritt müsst‘ noch länger sein!

Franz Lehar. der letzte König der Wiener Operette | Lanz Ernst ...

Franz Lehár – ein Wunderkind                              Bildquelle: Theatermuseum/gemeinfrei        

Der Operettenkönig Franz Lehar (1870 – 1948) wäre am 30. April d. J. 150 geworden. Statt Komposition musste das Wunderkind Geige studieren und dem Beruf seines Vaters zu folgen. So wurde er mit 20 Jahren jüngster Militär-Kapellmeister Österreichs. Ab 1899 in Wien wurde er dann zum legendären „Operetten – Komponisten “, sei…. „ganz ahnungslos und blindlings in die Wiener Operette geraten!“  Zunächst als Walzerkomponist starten seine Operettenkompositionen 1902, mit dem Welterfolgt der „Lustigen Witwe 1905.

Puccini war ein enger Freund, dazu:

 „Schon während des Essens unterhielten sich die beiden Meister fast ausschließlich durch Zitate aus ihren Werken, die sie leise singend andeuteten und erläuterten. Dann setzten sich beide an den Flügel. Eng umschlungen spielten Puccini mit der rechten, Franz mit der linken Hand abwechselnd oder sich gegenseitig begleitend die wunderbarsten Harmonien, Puccinismen und Lehárismen, sich in Klangwirkung und originellen Wendungen überbietend.“

Ankündigung: “Besondere Zeiten erfordern einen besonderen Spielplan. Wir präsentieren Ihnen in den nächsten Wochen einstündige Konzert-Programme aus den Bereichen Oper, Operette oder Musical, die den Besuchern einzigartige Perspektiven und Einblicke eröffnen werden, die unter normalen Umständen nicht möglich wären.“

So war es! Auf gewohnt bestem musikalischen Niveau, erlebten das Publikum einen durchaus exotischen Perspektivwechsel von der Bühnen in den Zuschauerraum, der z. T. auch von den Protagonisten besetzt war. TTT war angetan – keine Kümmernis, kein Wehklagen, kein Jammern – Freude über den Neubeginn: „Auf zu neuen Ufern“.

 

Maximilian Mayer, Orchester des Gärtnerplatz-Staatstheaters,   © Marie-Laure Briane (1. vorn links TTT)

Selbstverständlich ist Trauer über zunächst vergangene Opulenz im Theater zulässig. Eingedenk der absehbar auch zukünftig eingeschränkten Möglichkeiten (unabhängig von Covid 19 durch fehlendes Geld), stellen sich Fragen, in TTT’s nächster Erörterung gestellt:  aktives Engagement und Neuanfang oder …?

„Der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt“ sagt Konfuzius. Route Futschikato oder Picobello?  

Gandhi: Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt!“  Kierkegaard„Leben lässt sich nur rückwärts verstehen, muss aber vorwärts gelebt werden!“ Überlisten wir Gandhi mit Kierkegaard?

Grundsätzliche Stereotype menschlichen Daseins sind entgegengesetzte Lebensweisen: Krankheitsbehandlung oder Gesundheitspflege also Problem- oder Lösungsorientierung! Kurzfristig gibt es kein „Weiter wie bisher“ … langfristig?

Kapieren wir Rückwärtiges, verpufft Gandhis Zukunfts-Pessimismus! Bisherige Konsenswelt könnte Lehren generieren. Postpandemie? Aufbruch? Deadline war gestern! Aufstoßen und ins Horn brechen? Nein, ins Horn stoßen und Aufbrechen!

Die Macht Corona ins Abseits zu pfeifen, fragt: Was nun? Hurra, wir leben noch? Wie?  Erstarren oder Starten?“  

Inhalt, Besetzung:   https://www.gaertnerplatztheater.de/de/produktionen/freunde-das-leben-ist-lebenswert.html?ID_Vorstellung=2512

Auch der Mangel kann geneigtes Publikum bezaubern. So wird auch der geneigte Rezensent wieder zum Puristen und hinterfragt:

Außerordentlich und berührend war das „Wolgalied“ aus dem Zarewitsch, gesungen von Lucian Krasznec. Der Tenor singt mit besonderer Leichtigkeit, die in einem feinen Kern begründet ist, in der Mittellage mit einer Zartheit, einem bezaubernden Piano, das an Nicolai Gedda erinnert, ein lyrischer Tenor, während Lucian Krasznec  besonders im Spinto (jugendlicher  italienischer Held) singt. 

N.Gedda: https://www.youtube.com/watch?v=W2FcDeHu51Q&list=RDW2FcDeHu51Q&start_radio=1&t=0

15 Instrumentalisten und die Solisten machten Freude mit mehr oder weniger populären, immer eingängigen Operettenmelodien („Juxheirat, Wiener Frauen u. a.“). Im Gesang gab es keinen Ausfall – es war begeisterungswürdig. Interessant war diesmal verfolgbare Mimik der Instrumentalisten. Da hatte mancher einen recht verbissenen Gesichtsausdruck.

 Es sangen Tenöre, Sängerinnen verschiedener Fächer. Der Gesang war auf einer guten Höhe unserer Zeit – das meine ich etwas sarkastisch. Insgesamt kann man anmerken, dass klassischer Gesang sich verändert hat. Ausdrucksvolles Singen mit Lyrismen und Emphase wird immer mehr zur „Muskelspielerei“. Indem Grenzen mühelos überwunden werden entsteht der Eindruck einer Leistungsschau –wird dann doch zur Kraftmeierei (bei aller gefälligen Qualität).

TTT im Jan. d.J. im Online Merker: „… dass die Aktivierung der Keilbeinhöhle/ Nasennebenhöhle das Geheimnis einer Gesangskunst ist. Das heißt dann, dass der Aufschwung ins hohe Register nicht horizontal nur in die nasalen Resonanzräume erfolgt, sondern vertikal auch weitere Räume nutzen muss.“

Aktuell besteht der Eindruck, dass bevorzugt der horizontale Weg trainiert wird. Das führt dann zu stereotypen Stimmfarben, insbesondere im hohen Register zu Stentorstimmen.

Abgerundet durch guten Vortrag aus Lehar-Texten von Erwin Windegger, war er wieder da, der Eindruck, dass keine analoge oder digitale Konserve Ersatz bietet. Wichtig bleibt, Politikern bei zukünftig nötigen Entscheidungen zu einschneidenden Maßnahmen Entscheidungshilfen in ihrer häufig fehlenden Kompetenz zu geben – durch uns als Publikum und Wähler.

Tim Theo Tinn, 18.6.2020

TTT‘s Musiktheaterverständnis ist subjektiv geprägt keine Reduktion auf heutige Konsens- Realitäten, Yellow-Press (Revolverpresse) – Wirklichkeiten in Auflösung aller konkreten Umstände der Vorgabe in Ort, Zeit und Handlung zuzulassen. Es geht um Parallelwelten, die einen neuen Blick auf unserer Welt werfen, um visionäre Utopien, die über der alltäglichen Wirklichkeit stehen – also surreal (sur la réalité) sind.

Profil: 1,5 Jahrzehnte Festengagement Regie, Dramaturgie, Gesang, Schauspiel, auch international. Dann wirtsch./jurist. Tätigkeit, nun freiberuflich: Publizist, Inszenierung/Regie, Dramaturgie etc. Kernkompetenz: Eingrenzung feinstofflicher Elemente aus Archaischem, Metaphysik, Quantentheorie u. Fraktalem (Diskurs Natur/Kultur= Gegebenes/Gemachtes) für theatrale Arbeit. (Metaphysik befragt sinnlich Erfahrbares als philosophische Grundlage schlüssiger Gedanken. Quantenphysik öffnet Fakten zur Funktion des Universums, auch zu bisher Unfassbarem aus feinstofflichem Raum. Glaube, Liebe, Hoffnung könnten definiert werden). TTT kann man engagieren

 

 

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