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MÜNCHEN/ Bayerisches Staatsballett: SPARTACUS – martialisch und monumental, romantisch und berührend

12.01.2018 | Ballett/Tanz

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Vladimir Shklyarov als heldenhafter Spartacus. Copyright: Wilfried Hösl


München: Bayerisches Staatsballett: „SPARTACUS“ –  10.01.2018: martialisch und monumental, romantisch und berührend   

Mit der ersten Premiere im Dezember 2016 unter der neuen Leitung von Ballettdirektor Igor Zelensky wurde ein berühmtes Ballett auf die Bühne des Münchner Nationaltheaters gebracht: „Spartacus“ in der Choreografie von Yuri Grigorovich. 1968 für das Bolshoi Ballett entstanden, ist dieser Meilenstein sowjetischer Ballettgeschichte heutzutage noch ein äußerst sehenswertes Stück und begeistert das Publikum auch zum 50 Jahr Jubiläum dieser weltberühmten Version.

Die Handlung fußt auf der wahren Geschichte vom Thraker Spartacus, der von den Römern 71 v. Chr. gefangen genommen wird. Als Gladiator führt er die Sklaven in ihrem Freiheitskampf an und wird nach der Niederschlagung des Aufstandes hingerichtet. Aram Chatchaturjan hat die wunderbare Ballettmusik 1954 komponiert. Manchen ist sie vielleicht noch mit dem Adagio aus dem 3. Akt als Titelmelodie der britischen TV-Serie Onedin-Linie in Erinnerung. Bekannt ist das Spartacus-Sujet auch durch den 1960 gedrehten gleichnamigen Film mit Kirk Douglas.

Viele Stars des Bolshoi Balletts wie u.a. Irek Muchamedov verkörperten schon die Titelrolle, aber auch das das Bayerische Staatsballett kann mit ebenso eindringlich agierenden wie superb tanzenden Persönlichkeiten aufwarten. Sie lassen vergessen, dass die Choreografie streckenweise schon ein wenig Patina angesetzt hat, aber durch die schwierigen Sprünge und ungewöhnlichen spektakulären Hebefiguren immer noch eine technische Herausforderung darstellt. Beim Zusehen ist man vereinnahmt vom martialischen Bühnengeschehen in der monumentale Ausstattung und den Kostümen von Simon Virsaladze  Allen voran reüssiert Vladimir Shklyarov als Spartacus. In der vergangenen Spielzeit als Erster Solist engagiert gewesen, ist er jetzt als Gast zurück gekehrt. In seiner Verkörperung der Rolle vereint er stupende Technik, enorme Sprungkraft mit raumgreifenden Sprüngen und große Ausdrucksstärke. Er berührt und beeindruckt durch seine Bühnenpräsenz. Maria Shirinkina als Phrygia ist seine optimale Partnerin. Auch sie war in der letzten Saison als Erste Solotänzerin unter Vertrag und ist jetzt ebenso wie ihr Mann Vladimir Shklyarov als Gast zu sehen. Von zarter fragiler Figur, ist sie ganz von Liebe zu Spartacus erfüllt und nach seinem dramatischen Tod (gepfählt von den Lanzen der Römer) drückt sie ihren Schmerz, die Trauer und Verzweiflung so intensiv mit ihrem biegsamen Körper aus, dass es sehr zu Herzen geht. Die romantischen Pas de deux der beiden sind von besonderer inniger Harmonie getragen und waren Glanzpunkte dieser Aufführung.

Erik Murzagalyev überzeugt als machthungriger römischer Feldherr Crassus, der besessen davon ist, die Schmach zu rächen, dass Spartacus ihn im direkten Zweikampf verschont hat. Er besticht durch großes Sprungvermögen und mit seiner virilen Ausstrahlung. Prisca Zeisel gefällt als ehrgeizige Kurtisane Aegina, die mit gewiefter Berechnung ihre Ziele verfolgt. Im Vorjahr zur Solistin avanciert, besticht sie durch technische Präzision und gekonnt verführerisch-lockendes Spiel.

Das Corps de ballet agiert mit viel Einsatz und komplettiert dadurch den dynamischen Gesamteindruck. Karen Durgaryan dirigiert das  Bayerische Staatsorchester nuancenreich und mit viel Umsicht, so dass die kraftvolle wie poetische Komposition herrlich zum Erklingen gebracht wurde.
Frenetischer, lang anhaltender Applaus!

Ira Werbowsky

 

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