Osiel Gouneo- Copyright: Wilfried Hösl / Bayerische Staatsoper
München: Bayerisches Staatsballett: „SPARTACUS“ – 29.11.2013:
„Spartacus“ in der dynamischen, mitreißenden Choreographie von Yuri Grigorovich zur elektrisierenden und eindringlichen Musik Aram Chatschaturjans ist zu einem beim Publikum sehr beliebten festen Bestandteil des Repertoires des Bayerischen Staatsballetts geworden. Die Vorstellungen sind meist in kürzester Zeit ausverkauft, so auch die am 29.11. Osiel Gouneo, der die Titelpartie bereits in der Premiere im Dezember 2016 und seitdem in vielen weiteren Aufführungen verkörpert hat, tanzte auch an diesem Abend den Spartacus. Wie schon so oft begeisterte er das Publikum mit seiner stupenden Technik, seinen mühelosen Sprüngen und seinen virtuosen Pirouetten. Dazu kam, ebenfalls wie immer, eine hervorragende Partnerarbeit. Jede der schwierigen, fast akrobatischen Hebefiguren bewältigte er mit traumwandlerischer Sicherheit. Bei Osiel Gouneo sieht diese Partie, die zu den anspruchsvollsten und kräftezehrendsten des gesamten Ballettrepertoires gehört, leicht, locker und unangestrengt aus. Diese Souveränität übertrug sich auch auf seine schauspielerische Interpretation, so dass er seine Gefährten mit Charisma und natürlicher Autorität zum Kampf gegen die übermächtigen Römer motivierte und in der Begegnung mit seinem Gegenspieler Crassus der selbstsichere, überlegene Held war. Als Spartacus‘ Geliebte Phrygia debütierte Maria Baranova. Sie tanzte die Partie etwas weniger dynamisch als ihre Vorgängerinnen, zeigte dem Publikum aber eine ausdrucksstarke und innige Interpretation. Prisca Zeisel war eine fulminante Aegina: elegant, sexy, machtbewusst, skrupellos, geheimnisvoll. All diese Charaktereigenschaften vereinte ihre Bühnenfigur in sich. War sie auf der Bühne, zog sie alle Blicke auf sich, nicht nur durch ihre starke schauspielerische Leistung, sondern auch durch ihren spektakulären, durch keinerlei Unsicherheiten getrübten Tanz. Da konnte Emilio Pavan als Crassus nicht ganz mithalten. Zwar meisterte er seine Partie technisch souverän –was an sich schon eine beeindruckende Leistung ist- und wirkte beim Tanzen auch kraftvoll und aristokratisch. In den rein schauspielerischen Passagen konnte er jedoch den herrischen Charakter, das übergroße Selbstbewusstsein, den Machthunger und das durch nichts zu erschütternde Überlegenheitsgefühl des römischen Feldherren nicht so recht deutlich machen. Die übrigen Solisten, wie Denis Vieira als Gladiator sowie Dmitrii Vyskubenko, Ariel Merkuri und Konstantin Ivkin als Schäfer sowie das Corps de ballet schufen die notwendige mitreißende Atmosphäre für die Principals. Karen Durgaryan und das Bayerische Staatsorchester musizierten engagiert und mit Freude an der melodiereichen Musik Chatschaturjans. In den nächsten Vorstellungen werden Yonah Acosta (04.12.) sowie Vladimir Shklyarov (19.01.) in der Titelpartie zu sehen sein. Auch auf diese Vorstellungen kann man sich freuen.
Gisela Schmöger