München: Bayerisches Staatsballett: „ROMEO UND JULIA“, 04.11.2022
Jinjao Zhang und Ensemble. Foto: Katja Lotter
Vier Jahre lang war „Romeo und Julia“ in der Choreographie von John Cranko nicht mehr auf der Bühne des Nationaltheaters zu sehen. Schön, dass das Bayerische Staatsballett das beliebte Stück in dieser Saison wieder auf den Spielplant gesetzt hat mit vielen neuen Tänzern in den Hauptrollen. Die Erste Solistin Maria Baranova gab ihr Debut als Julia und zeichnete insgesamt ein sehr überzeugendes Rollenportrait. Vor allem mit ihrer eindringlichen und emotionalen Darstellung im dritten Akt zog sie das Publikum in ihren Bann. Technisch meisterte sie die anspruchsvolle Partie zu jeder Zeit souverän. Als Romeo war -nach seinem Debut am 25.10.- erneut Jinhao Zhang zu sehen. Er war Maria Baranova ein sehr aufmerksamer und verlässlicher Partner. Außerdem beeindruckte er wie immer duch seinen technisch makellosen Tanz sowie seine schöne klassische Allüre. Mit Shale Wagman als Mercutio gab es ein weiteres spannendes Debut zu sehen. Es macht einfach Freude, diesem jungen, außergewöhnlichen Tänzer zuzusehen. Er kostet jede Bewegung bis in die letzte Nuance aus und zeigte dem Publikum so die ganze Virtuosität, Dynamik und Schönheit der Choreografie. Schauspielerisch brauchte er etwas Anlaufzeit, im zweiten Akt hatte er dann zu seiner Interpretation gefunden und rührte das Publikum vor allem in der dramatisch wie musikalisch wunderbar gestalteten Todesszene Mercutios tief. Keine Anlaufzeit benötigte Robin Strona als Tybalt. Von der ersten Sekunde an war er schauspielerisch voll präsent und zeigte ein eindrucksvolles Portrait des stolzen, ganz in seiner Feindschaft zu den Montagues verhafteten und damit unversöhnlichen Erben der Capulets. Ein tolles Rollendebut! Yago Gonzaga überzeugte als temperamentvoller Benvolio, Severin Brunhuber als eleganter Graf Paris. Auch die übrigen Solisten und das Corps de Ballet zeigten sehr gute Leistungen. Robertas Šervenikas und das Bayerische Staatsorchester spielten Sergej Prokofwjews eindringliche Musik einerseits sehr kraftvoll, andererseits auch sehr feinfühlig, und waren den Tänzern jederzeit aufmerksame Begleiter. Am Ende gab es großen Applaus für alle Beteiligten.
Gisela Schmöger