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MÜNCHEN/ Bayerisches Staatsballett: RAYMONDA

Mit Sergei Polunin

21.01.2019 | Ballett/Performance

Sergej Polunin als Jean de Brienne.  (c) Serghei Gherciu

München: Bayerisches Staatsballett: „RAYMONDA“, 19.01.2019

Im Vorfeld der „Raymonda“-Aufführungen am 19. und 20.01. gab es einige Aufregung um das Engagement von Sergei Polunin, der in letzter Zeit durch einige diskriminierende Äußerungen in den sozialen Medien in die Kritik geraten war. Die Pariser Oper hatte beispielsweise erst kürzlich die Zusammenarbeit mit ihm beendet. Diesen Schritt wollte das Bayerische Staatsballett jedoch nicht gehen. In einem Statement erklärten Ballettdirektor Igor Zelensky und Nikolaus Bachler sinngemäß, man distanziere sich zwar von jeglichen diskriminierenden Aussagen, wolle aber vor einem persönlichen Gespräch mit Poluninkeine abschließende Beurteilung treffen und ihn bis dahin rein an seiner künstlerischen Leistung messen. In der Vorstellung am 19.01. bedankte sich SergeiPolunin für diese Rückendeckung mit einer seiner besten Vorstellungen, die er bisher beim Bayerischen Staatsballett gegeben hat. Konnte man früher manchmal den Eindruck gewinnen, dass er hauptsächlich daran interessiert ist, seine technische Klasse zur Schau zu stellen, aber für Interpretation und Stilistik nicht besonders viel übrig hat, so zeigte er diesmal eine differenzierte, charmante und emotionale Darstellung des Kreuzritters Jean de Brienne, der mit seinem Rivalen Abderakhman um Raymondas Liebe kämpft und letztlich den Sieg davon trägt. Auch technisch zeigte Sergei Poluninan diesem Abend wieder eine hervorragende Leistung und begeisterte wieder einmal durch seinen phänomenal hohen, leicht und schwebend wirkenden Sprüngen. Seine Partnerin an diesem Abend war Laurretta Summerscales als Raymonda. Sie meisterte die Partie, die zu den anspruchsvollsten des klassischen Ballettrepertoires gehört, mühelos und ohne jegliche Schwierigkeiten. Ihre technische Souveränität ermöglichte es ihr auch, die verschiedenen Charaktere ihrer Variationen perfekt zum Ausdruck zu bringen. Osiel Gouneos Abderakhman war eher ein berechnender Verführer als ein leidenschaftlich Liebender. Ein neuer, aber sehr interessanter Interpretationsansatz! Am mitreißendsten war gleich sein erster Auftritt, mit dem er das Publikum völlig in seinen Bann zog. Dieses darstellerische Niveau konnte er nicht die ganze Vorstellung über halten, trotzdem war es eine eindrucksvolle Vorstellung von ihm, nicht zuletzt auch wegen seiner –wie immer- virtuosen Pirouetten und makellosen Sprünge. Kristina Lind konnte als Weiße Dame ihre große Eleganz und Bühnenpräsenz voll ausspielen. Die Tänzer der übrigen Solo- und Halbsolopartien, wie etwa Prisca Zeisel, Elvina Ibraimova, Jan Špunda, Alexey Popov, Henry Grey, Emilio Pavan,Vladislav Dolgikh und Florian Sollfrank sowie das Corps de Ballet zeigten in dieser Vorstellung erneut, dass das Bayerische Staatsballett in den letzten Jahren wieder zu einer erstklassigen klassischen Company geworden ist. Michael Schmidtsdorff leitete das Bayerische Staatsorchester, bei dem einige Musiker nicht ihren besten Tag erwischt hatten. Dies konnte jedoch die Begeisterung des Publikums über die tänzerisch so gelungene Vorstellung nicht trüben.

Gisela Schmöger

 

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