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MÜNCHEN/ Bayerisches Staatsballett: COPPÉLIA – Premiere

21.10.2019 | Ballett/Performance

Bildergebnis für bayerisches staatsballett coppelia
Ensemble; (c) Serge Gherciu

München: Bayerisches Staatsballett:Premiere„COPPÉLIA“, 20.10.2019

Nach Yuri Grigorovichs „Spartacus“, Christian Spucks „Anna Karenina“ und George Balanchines „Jewels“ setzt das Bayerische Staatsballett mit „Coppélia“ in der Choreographie von Roland Petit (Bühne: Ezio Frigerio; Kostüme Ezio Frigerio, Franca Squarciapino) seine Serie bedeutender abendfüllender Ballette des 20. und 21. Jahrhunderts fort. Zuerst wurde „Coppélia“, die Geschichte um ein geheimnisvolles, schönes Mädchen, in das der junge Franz zum Ärger seiner Verlobten Swanilda verliebt ist, das sich aber später als leblose Puppe erweist, 1870 als romantisches Ballett von Arthur Saint-Leon zur wunderschönen Musik von Léo Delibes choreographiert. 1884 schuf Marius Petipa eine Version im rein klassischen Stil mit großem Hochzeitsdivertissement am Ende. Roland Petit konzentrierte sich in seiner Produktion von 1975 mehr auf die Dreiecksbeziehung der Protagonisten Swanilda, Franz und Coppélius, ohne das Ballett jedoch dramatisch zu überfrachten und seinen leichten, unterhaltsamen Charakter zu zerstören. Die Geschichte spielt vor einer Kaserne in Galizien. Junge, fesche Soldaten flirten mit eleganten, lebenslustigen jungen Mädchen, darunter Swanilda und ihre Freundinnen. Franz, eigentlich mit Swanilda verlobt, schwärmt für Coppélia, die „Tochter“ des extravaganten, skurrilen älteren Herrn Coppélius, der sich eine Puppe nach dem Ebenbild Swanildas geschaffen hat, in die er aussichtslos verliebt ist. Das ganze Ballett ist eine Mischung aus Lebenslust, Eleganz, Koketterie und Liebe auf der einen Seite gepaart mit Melancholie und dem Verlust von Illusionen und Träumen auf der anderen Seite. Das alles unterhaltsam erzählt durch eine sprechende, sehr leicht aussehende, aber durchaus kompliziert zu tanzenden Choreographie, die den Tänzern ihr ganzes Können abverlangt.

Bildergebnis für bayerisches staatsballett coppelia
Virna Toppi und Luigi Bonino; (c) Wilfried Hösl

Virna Toppi, neue Erste Solistin beim Bayerischen Staatsballett, präsentierte sich in der Rolle der Swanilda. Sie meisterte die Partie technisch souverän und zeigte eine strahlende selbstbewusste Persönlichkeit. Ihr Partner als Franz war der Brasilianer Denis Vieira, ebenfalls erst seit dieser Saison in München. Er gefiel durch seine sehr angenehme, sympathische Ausstrahlung, sein frisches Spiel und seine solide Technik. In den letzten drei Jahren tanzt die Company jedoch auf so hohem Niveau und hat dem Publikum so viele herausragende Solisten-Persönlichkeiten präsentiert, dass der Auftritt von VirnaToppi und Denis Vieira die Erwartungen an eine Premierenbesetzung nicht ganz erfüllte. Beiden fehlte es ein wenig an dem besonderen Esprit, der spektakulären Technik und der mitreißenden Dynamik, durch die sich die DanseursÉtoiles von den übrigen Mitgliedern und Solisten der Company abheben sollten. So unterschied sich VirnaToppi von der Ausstrahlung her recht wenig von ihren höchst charmanten Freundinnen Carollina Bastos, Marina Duarte, Margarita Grechanaia, Tomoka Kawazoe, Antonia McAuley und Vera Segova. Luigi Bonino, langjähriger Tänzer und Assistent von Roland Petit, der auch für die Einstudierung des Balletts in München verantwortlich ist, tanzte die Rolle des Coppélius wunderbar elegant, mit einem gehörigen Schuss Ironie und Humor, aber auch mit Melancholie und Traurigkeit. Sein vom Champagner inspirierter Tanz mit Puppe Coppélia im zweiten Akt zur herrlichen Walzer-Musik von Léo Delibes gehörte zu den Höhepunkten des Abends. Das Bayerische Staatsorchester unter Anton Grishanin brachte an diesem Abend eine hervorragende Leistung. So mitreißend, engagiert und voller Spielfreude hört man die Musiker selten in einer Ballettvorstellung. Was doch die persönliche Anwesenheit des Intendanten so alles ausmachen kann!

Gisela Schmöger

 

 

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