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MÜNCHEN: Bayerisches Staatsballett: „CINDERELLA“ Premiere 19.11.2021

20.11.2021 | Ballett/Tanz

München: Bayerisches Staatsballett: „CINDERELLA“ Premiere 19.11.2021

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Bianca Teixeira, Elvina Ibraimova.Copyright: Serghei Gherciu

Nach „Alice im Wunderland“, das erstmals im Jahr 2016 in München zur Aufführung kam, ist „CINDERELLA“ nun das zweite abendfüllende Handlungsballett des englischen Choreographen Christopher Wheeldon, das Eingang in das Repertoire des Bayerischen Staatsballett findet. Das Stück hat grundsätzlich die besten Voraussetzungen, um zu einem Kassenschlager zu werden: Eine allseits bekannte Geschichte voller Romantik und mit Happy End, daneben herrlich komische Partien, die das Publikum zum Lachen bringen können, eine wunderschöne, phantasie- und geschmackvolle Ausstattung (Bühne und Kostüme: Julian Crouch, Licht: Natasha Katz, Projektionen: Daniel Brodie), die sowohl eingängige als auch geheimnisvolle Musik von Sergej Prokofjew sowie wunderbare, technisch hervorragende und spielfreudige Tänzer, denen man einfach gerne zusieht.

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Ensemble. Copyright: Serghei Gherciu

Zuerst ist hier natürlich Madison Young in der Titelrolle zu nennen. Sie ist eine Cinderella, wie man sie sich vorstellt: mädchenhaft, warmherzig und liebenswert. Madison Young tanzte ihre Partie mit bewundernswerter Leichtigkeit. Der Fluss ihrer Bewegungen riss nie ab, obwohl die Choreographie zuweilen recht unorthodox ist. Jinhao Zhang tanzte am Premierenabend den Märchenprinzen Guillaume, der in dieser Produktion aber nicht nur als romantischer Traumprinz gezeigt wird, sondern auch als sympathischer junger Mann, der zusammen mit seinem Freund Benjamin allerlei Streiche ausheckt. Jinhao Zhang tanzte wie immer mit großer Eleganz, untadeliger Technik und angenehmer Ausstrahlung, Dass er kein Vollblutschauspieler ist, fiel in dieser Partie nicht so sehr ins Gewicht. Im Gegensatz dazu legte sich Jonah Cook als temperamentvoller, gewitzter Prinzenfreund Benjamin darstellerisch voll ins Zeug, blieb tänzerisch allerdings etwas hinter Jinhao Zhang zurück. Prisca Zeisel, Elvina Ibraimova und Bianca Teixeira waren ein herrlich skurriles Trio als Stiefmutter Hortensia, Stiefschwester Edwina und Stiefschwester Clementine. Diese temperamentvollen Damen ließen den armen Vater von Cinderella (Javier Amo) ziemlich blass aussehen. Neben den Protagonisten überzeugten auch die vielen kleineren Solopartien, wie etwa die „Vier Schicksale“ (Nikita Kirbitov, Vladislav Kozlov, Sergio Navarro und Robin Strona) sowie die Jahreszeiten Soli Marina Duarte als „Frühling“ , der atemberaubende Shale Wagman als „Sommer“ António Casalinho als „Herbst“ und Kristina Lind als „Winter“ sowie auch das Corps de Ballet. Gavin Sutherland leitete das inspiriert aufspielende Bayerische Staatsorchester. Alles in allem gab es also alles zu sehen, was das Herz eines Ballettfans normalerweise höher schlagen lassen müsste. Woran lag es dann, dass der Funke der Begeisterung doch nicht so recht auf das Publikum überspringen wollte und einem die Zeit zuweilen doch etwas lang wurde? Vielleicht daran, dass die Choreographie an sich zwar schön anzusehen, aber nicht besonders ausdrucksstark ist, und oft eher neben der Handlung steht als diese zu erzählen. So hinterlassen die wunderschöne, opulente Ausstattung und einige spektakuläre Szenen, wie die großartige Baum- und Kutschenszene (Kreation: Basil Twist) den stärksten Eindruck.

Gisela Schmöger

 

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