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MÜNCHEN/ Bayerisches Staatsballett/ BallettFestwoche: SPARTACUS

22.04.2018 | Ballett/Tanz


Jinhao Zhang als Crassus. Copyright: Wilfried Hösl

München: Bayerisches Staatsballett, BallettFestwoche 2018: „SPARTACUS“ – 21.04.2018

„Spartacus“, der sowjetische Ballettklassiker von Yuri Grigorovich, ist seit seiner Münchner Premiere im Dezember 2016 einer der Lieblingsstücke des hiesigen Publikums geworden. Kein Wunder bei der dynamischen Choreographie, vor allem auch für das Corps de ballet, der mitreißenden Musik Aram Chatschaturjans und der spektakulären Solistenpartien. So durfte das Stück auch bei der BallettFestwoche 2018 auf keinen Fall fehlen. Yonah Acosta, seit dieser Saison Erster Solist der Münchner Company, präsentierte sich in der Titelpartie und überzeugte mit unglaublich hohen, leichten, schwerelosen Sprüngen, einem engagierten Spiel und souveräner Partnerarbeit. Ein wenig vermisste man vielleicht die innere Kraft, Energie und Entschlossenheit seiner Rollenvorgänger. Trotzdem war es eine sehr sehenswerte Interpretation.


Yonah Acosta als Spartacus und Lauretta Summerscales als Phrygia. Copyright: Wilfried Hösl

Auch Lauretta Summerscales meisterte die Partie der Phrygia technisch souverän. Besonders in den lyrischen Passagen spielte sie sehr innig und anrührend, so dass vor allem der Liebes-Pas-de-deux im dritten Akt zusammen Yonah Acosta zu einem Höhepunkte des Abends wurde. Prisca Zeisel zeigte ein fulminantes Rollenportrait der glamourösen, verführerischen, machthungrigen Kurtisane Aegina. Technisch bereitete ihr die anspruchsvolle Partie keinerlei Schwierigkeiten, so dass sie den Tanz stets ganz in den Dienst der Interpretation stellen konnte. Es war ein Genuss, ihr zuzusehen. An so einem überzeugenden Rollenportrait muss ihr Partner Jinhao Zhang als Crassus noch ein wenig arbeiten. Zwar beherrschte er die Partie technisch sowohl mit kraftvollen Sprüngen, als auch mit sicherer Partnerarbeit, was an sich ja schon eine großartige Leistung ist. Er konnte aber das Überlegenheitsgefühl und die Unerbittlichkeit des Machtmenschen Crassus noch nicht voll zum Ausdruck bringen. Besonders beeindruckend war an diesen Abend das Corps de ballet, vor allem das der Männer, das dem Publikum die ganze Dynamik, Schnelligkeit und Kraft der Choreographie vor Augen führen konnte. Dabei ist es ein Luxus, dass die Company es sich erlauben kann, erstklassige Tänzer wie Alexey Popov, Erik Murzagaliyev oder Dimitrii Vyskubenko in kleinen, halbsolistischen Rollen auftreten zu lassen.

Karen Durgaryan leitete das temperamentvoll spielende Bayerische Staatsorchester, das einen großen Anteil an der mitreißenden Wirkung des gesamten Stückes hatte. Zum Glück wird das Stück auch in der nächsten Spielzeit wieder auf dem Spielplan stehen, da man direkt süchtig danach werden könnte!

Gisela Schmöger

 

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