Jean François Borras (Riccardo), Paula Iancic (Oscar). Copyright: Wilfried Hösl
München: Bayerische Staatsoper: „UN BALLO IN MASCHERA“, 24.02.2018:
In der Wiederaufnahme von Giuseppe Verdis „Un ballo in maschera“ in der zwar optisch schön anzusehenden, aber schwer verständlichen Inszenierung von Johannes Erath (Premiere im März 2016) gab es gegenüber den Aufführungen der vorangegangen beiden Spielzeiten mehrere Neubesetzungen, auf die man gespannt sein dufte. So gab beispielsweise der junge französische Tenor Jean François Borras mit dem Riccardo sein Debut an der Bayerischen Staatsoper. Er sang die Partie mit klarer, heller und in der Höhe strahlenden Stimme. Dabei klang sein Tenor immer unangestrengt und souverän, leicht und zart in den lyrischen Passagen, aber auch kraftvoll in den dramatischeren Teilen der Partie. Eine echte Entdeckung!
Simone Piazzola singt schon seit mehreren Jahren regelmäßig in München, die Rolle des Renato verkörperte er in dieser Vorstellung jedoch zum ersten Mal. Sein Auftritt war etwas weniger bemerkenswert als der von Jean François Borras. Piazzolas musikalische Darstellung war zwar sehr solide, jedoch klang seine Stimme etwas trocken und der gesamte Vortrag wirkte eher unspektakulär. Schauspielerisch verließ er sich ein wenig zu sehr auf theatralische Gesten, anstatt mit verinnerlichtem Spiel wirklich zu berühren. Ebenfalls neu im „Maskenballensemble“ war die junge Rumänin Paula Iancic, seit 2016 Mitglied des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper, als Oscar. Sie begeistere das Publikum durch ihr frisches, natürliches Spiel und ihre reinen, mühelosen Koloraturen.
Mit Anja Harteros stand wieder die Amelia der Premierenserie auf der Bühne. Wie immer schuf sie mit ihrem beseelten Gesang und ihrer feinen nuancierten Darstellungskunst eine edle Bühnenfigur. Mit ihrem strahlenden, in jeder Lage souveränen, ausdrucksstarken Sopran brachte sie dem Publikum die Gefühlswelt Amelias in anrührender Weise nahe. Die Partie der Ulrica ist in dieser Produktion stark aufgewertet. Als hochelegante, geheimnisvolle Frau im engen schwarzen Abendkleid und mit langen blonden Haaren ist sie nicht nur in ihrer großen Szene zu sehen, sondern ist fast die ganze Zeit auf der Bühne präsent. Okka von der Damerau ist mit ihrer großen Bühnenpersönlichkeit und ihrer leuchtenden, glutvollen, stilsicher geführten Stimme für diese Partie prädestiniert.
Das Bayerische Staatsorchester unter Asher Fisch schuf einen dunklen, melancholischen Klangteppich und kreierte so für die Gesangssolisten die richtige Atmosphäre zur Gestaltung ihrer Partien. Eine sehr gelungene Repertoireaufführung mit einer interessanten Tenorentdeckung!
Gisela Schmöger