Anja Harteros (Tosca). Foto: Wilfried Hösl/ Bayerische Staatsoper
München: Bayerische Staatsoper: „TOSCA“, 31.10.2019
Die Tosca– Inszenierung von Luc Bondy aus dem Jahr 2010 hat sich seit ihrer Premiere als sehr repertoiretauglich erwiesen. Traditionell, aber trotzdem in zeitgemäßer Optik gibt sie den Protagonisten mit prägnanter, aber nicht aufdringlicher Personenregie Raum für individuelle Rollengestaltungen.
So gab es in München schon viele emotional packende Aufführungen dieser Produktion zu sehen, so auch am 31.10. Anja Harteros ist eine Idealbesetzung der Titelpartie. Ihre Tosca ist eine elegante, temperamentvolle und selbstbewusste, in ihrer Liebe aber auch romantische, tief empfindende und verletzliche Frau, die auf die Männer um sie herum eine unwiderstehliche Anziehungskraft ausübt. Anja Harteros brachte dem Publikum all diese Facetten des Charakters ihrer Bühnenfigur sowohl schauspielerisch als auch musikalisch nahe und berührte die Zuschauer tief. „Vissi d’arte“, voller Intensität, innig und dramatisch gesungen, war der Höhepunkt des Abends. Željko Lučić war als Scarpia ein ebenbürtiger Gegenspieler. Er beherrschte die Bühne als macht- und standesbewusster Baron. Stets um vornehme Selbstbeherrschung bemüht, aber doch sehr schnell aufbrausend verfolgte dieser Scarpia skrupellos seine Ziele, sei es die Vernichtung seiner Feinde oder die Eroberung Toscas. Mit seinem kernigen, kraftvollen Bariton gestaltete Željko Lučić seine Partie auch musikalisch sehr ausdrucksvoll. Stefano La Colla sang den Cavaradossi mit heldisch strahlender, durchsetzungsfähiger Stimme, war aber auch zu zarteren und lyrischen Passagen fähig. Bei den teils sehr langsamen Tempi halfen ihm seine ausgezeichnete Phrasierungskunst und sein schönes Legato.
Dirigent Andrea Battistoni hatte nicht seinen besten Abend. Einige Male hinkte er mit dem Bayerische Staatsorchester den Sängern mit arg schleppenden Tempi ziemlich hinterher. Das Bemühen, dies zu korrigieren, hatte dann ein paar Takte später zur Folge, dass sich die Situation umkehrte und die Sänger nicht mehr hinterher kamen. Der starken emotionalen Wirkung von Giacomo Puccinis Musik tat dies jedoch fast keinen Abbruch, zumal die hervorragenden Sänger diese Ungenauigkeiten mit Leichtigkeit abfedern konnten.
Gisela Schmöger