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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: „SEMIRAMIDE“

24.02.2017 | Oper

München: Bayerische Staatsoper: „SEMIRAMIDE“, 23.02.2017:

Nach Donizettis „La Favorite“ und Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“ ist „Semiramide“ von Gioacchino Rossini die dritte Neuinszenierung dieser abwechslungsreichen Saison der Bayerischen Staatsoper. In dieser Produktion gab es ein Wiedersehen mit David Alden als Regisseur, der unter der Intendanz von Peter Jonas mit seinen grellen, kreativen, frechen, manchmal schon respektlosen Inszenierungen einen Teil des Münchner Publikums begeistert und den anderen Teil vor den Kopf gestoßen hatte. Man konnte also gespannt sein, was Alden aus „Semiramide“, der letzten italienischen Opera Seria Rossinis über die sagenumwobene babylonische Königin Semiramis, machen würde. Nicht viel, muss man überraschenderweise sagen. Die Handlung ist vom antiken Babylon in eine fiktive neuzeitliche Diktatur verlegt, was vor allem durch das Bühnenbild im biederen Protzstil eines kommunistischen Staates und durch die überlebensgroße Statue eines verehrten verstorbenen Präsidenten ausgedrückt wird. Die Kostüme von Buki Shiff sind ein durchaus ansehnlicher Mix aus von der babylonischen Antike inspirierten eleganten Roben und orden- und patronenübersäten Uniformen. Optisch ist es durchaus eine ansprechende Produktion. Die handelnden Personen sind jedoch seltsam eindimensional gezeichnet. Vielschichtige, schillernde oder widersprüchliche Charaktere sucht man in dieser Produktion vergeblich. So ist diese Inszenierung zwar wenig spannend, lenkt aber auch nicht von der Musik ab.

Dies ist ein Glücksfall, da auf der Bühne und im Orchestergraben wirklich hervorragend musiziert wurde. Michele Mariotti dirigierte das Bayerische Staatsorchester mit großer Sorgfalt und viel Liebe zum Detail. So brachte er alle Facetten und Schichten von Rossinis Musik zur Geltung. Das Orchester klang mal seidig weich, mal glutvoll erdig, mal triumphal und pompös. Nie kam auch nur eine Spur von Routine oder Gleichgültigkeit auf, was bei Rossinis abstrakter, nicht von konkreten Emotionen beherrschter Musik leicht der Fall sein kann. Auch die Sänger waren allesamt großartig und bildeten ein homogenes Ensemble. Allen voran natürlich Joyce DiDonato als Semiramide. Sie sang ihre Partie hochvirtuos und spielte geradezu mit den musikalischen Schwierigkeiten. Dabei klang ihre Stimme in der Mittellage wunderbar warm und volltönend, in der Höhe klar und leicht metallisch. Darstellerisch war sie hauptsächlich die einsame, unglückliche Herrscherin, die sich nach persönlichem Glück sehnt. Alex Esposito, der sich dem Münchner Publikum bisher hauptsächlich mit Mozartpartien, wie Papageno, Figaro oder Leporello präsentiert hat, beeindruckte als Assur mit seinem raumgreifenden, volltönenden, aber dennoch sehr beweglichen und agilen Bassbariton. Auch seine Partie ist von der Regie eher einseitig als gefühlskalter, machthungriger General gezeichnet, durch seine differenzierte musikalische Gestaltung konnte Esposito dem Publikum aber auch tiefere Emotionen der Figur deutlich machen. Daniella Barcellona als Arsace stand Joyce DiDonato, was sängerische Virtuosität anbelangt, in nichts nach. Auch sie beherrschte ihre anspruchsvolle, mit einigen langen Arien ausgestattete Partie mühelos und hochsouverän. Dabei war es ein echter Genuss, ihrem dunklen, klangvollen Mezzosopran zuzuhören. Lawrence Brownlee ist bekanntermaßen ebenfalls ein exzellenter Rossini-Sänger und er erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen in der Rolle des Idreno vollauf. Leider wurde seine Arie im ersten Akt gestrichen, so dass er sein Können nur in der Arie des zweiten Akts zeigen konnte. Auch die kleineren Solopartien wurden von Elsa Benoit (Azema), Simone Alberghini (Oroe) und Galeano Salas (Mitrane) hervorragend gesungen.

Am Ende großer Applaus eines begeisterten, wenn auch von der Spieldauer von 4 Stunden leicht erschöpften Publikums.

Gisela Schmöger

 

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