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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: „RIGOLETTO“ – mit Benjamin Bernheim als Duca di Mantova

11.11.2019 | Oper


Benjamin Bernheim als Duca. Foto: Wilfried Hösl

München: Bayerische Staatsoper: „RIGOLETTO“ – mit Benjamin Bernheim als Duca di Mantova, 10.11.2019

Lange musste sich das Münchner Opernpublikum in Geduld üben, bis es sich in der Wiederaufnahme von Verdis Rigoletto (Inszenierung aus dem Jahr 2012: Árpád Schilling) nun endlich einen eigenen Eindruck von dem allseits hochgelobten Tenor Benjamin Bernheim auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper verschaffen konnte. Der Franzose, der bei seinem Hausdebüt am vergangenen Donnerstag zugleich in der Rolle des Duca di Mantova debütiert hatte, begeisterte in der zweiten Vorstellung am 10.11.2019 auf ganzer Linie. Das Publikum kam in den Genuss einer sehr angenehm timbrierten Stimme, die einerseits weich ist, andererseits aber über so viel metallischen Körper und Glanz verfügt, dass sie jederzeit über dem Orchester schwebt und sich in Ensembleszenen mühelos durchsetzt. Mit dem Substanz- und Farbenreichtum seiner in der Höhe strahlenden Stimme sowie einer eleganten, nuancierten und ausdrucksstarken Phrasierung gestaltete Benjamin Bernheim den Herzog als betörend nonchalanten Frauenhelden, der bei seinen glutvollen Liebesschwüren gegenüber Gilda die unattraktive graue Wollstrickjacke, die er in dieser Situation tragen muss (Bühne und Kostüme: Márton Ágh), völlig vergessen machte.

In gleichermaßen emotional packender Art und Weise vermochte Erin Morley mit ihrem klaren, in der Höhe wunderbar leuchtenden, klangschönen Sopran ohne jegliche Schärfen in der Rolle der Gilda zu überzeugen. Gildas Verliebtheit und ihre daraus resultierenden Konflikte in ihrem Inneren sowie im Verhältnis zu ihrem Vater konnte das Publikum ganz unmittelbar nachempfinden und miterleben. Eine besondere Hervorhebung verdienen die berückenden Piani, mit denen die Amerikanerin das Publikum verzauberte. Mit seinem kernigen, kraftvollen Bariton legte Ludovic Tézier in seiner ausdrucksstarken Gestaltung der Titelfigur das Augenmerk auf Rigolettos innere Härte – und weniger auf eine möglicherweise daneben ebenfalls vorhandene oder darunter liegende weiche, verletzliche Seite. Ante Jerkunica sang mit dunkler Bassstimme furchteinflößend die Rollen des Monterone und des Sparafucile. Sowohl als Giovanna als auch als Maddalena überzeugte Marina Viotti mit ihrem klaren, klangschönen Mezzosopran. In den weiteren Rollen komplettierten Tim Kuypers als Marullo, Andres Agudelo als Borsa Matteo, Sean Michael Plumb als Conte di Ceprano, Daria Proszek als Contessa di Ceprano, Christian Valle als Usciere sowie Juliana Zara als Paggio della Duchessa die Riege der Solisten. Auch der Chor der Bayerischen Staatsoper fügte sich nahtlos in den hervorragenden sängerischen Gesamteindruck ein.

Paolo Carignani leitete das Bayerische Staatsorchester zupackend mit einer sehr wechselhaften Tempogestaltung. In manchen schnelleren Passagen wählte er ein so hohes Tempo, dass die Sänger kurzzeitig Mühe hatten, nicht den Anschluss zu verlieren. An anderen Stellen wiederum schien zum Teil der musikalische Fluss durch ein ausgesprochen langsames Tempo in Gefahr.

Das Publikum bedankte sich für die hervorragenden sängerischen Leistungen mit großem Applaus, der zu einigen zusätzlichen „Vorhängen“ führte.

Martina Bogner

 

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