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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: Premiere „DER ROSENKAVALIER“. Erste Eindrücke vomStreaming vom 21.3.2021

22.03.2021 | Oper international

MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: Premiere „Der Rosenkavalier“
Erste Eindrücke von TTT, Streaming vom 21.3.2021
Faninal J.M. Kränzle außerordentlich, Sophie K. Konradi beglückt im oberen Register singulär, berückend, zart, faszinierend – da könnte sich Großes ankündigen!

hosta
Statist © Wilfried Hösl

Alle Singenden waren gut, alles andere war „na ja“ oder weniger.

Die Bühnenbilder sind in ewiger Nacht außerordentlich miserabel, musikalisch und szenisch gibt es nichts zu bejubeln.

Einzig eine „Zuckerbäckerkutsche“ im 2. Akt wirkt wie eine Reminiszenz an vorherige Inszenierung, die diesem Versuch keinen Vergleich bietet – denn das war theatrale Weltbedeutung, natürlich aus einem 50 Jahre zurückliegendem Zeitgeist – die Qualität findet man in der Neuinszenierung nicht.

Es war lediglich bemüht, mäßig arrangiert, szenisch pseudo-originell in unorganischen Kostümen mit z. T. völlig desolaten hingehauenen Satyr-Spiel-Versuchen in neuzeitlicher konkreter Kleidung (30iger Jahre?), auch kein Fantasia. Angekündigte Fantasiewelt oder 3 Perspektiven der Feldmarschallin hat man vergeblich gesucht.

Vom nervenden ständigen Gewusel des 1. Bühnenbildes über abgekupferte Bildergalerie im 2. (z. B. Troubadour Salzburg, Aida Paris) bis zum völlig falschen Kino waren alle Bilder ärgerlich.

Warum muss Frau Petersen im 1. Akt beim Bodenturnen als Feldmarschallin darum kämpfen, dass nackte Brüste nicht aus dem schlüpfrigen Kostüm hüpfen?

So wirkt Barrie Kosky ausgebrannt.
Und das Dirigat von Vladimir Jurowski? Mit der Kloke – Bearbeitung ließe sich wohl sehr schöne Durchleuchtung singulärer Betonung im Rosenkavalier-Schwelgen, im Vibrieren der Strauß- Üppigkeit erleben (TTT hat einige Male bei C. Kleiber Orchester-Proben in der Regiekanzlei gesessen und entschwebte.)

Hier gab es nix zu Schweben: Empathie frei, vielleicht mechanisch exakt, aber empfindungsfrei runtergepinselt. Man nennt es Agogik, wenn Musik vom Leben durchweht ist, wenn z. B. Tempi, Dynamik, Dezibel etwas spiegeln, was Hans Sachs z. B. als … kann ich’s nicht messen! Doch wie soll ich auch fassen … beschrieb. Also Aufgabe kognitiv erfüllt, der kreative Kick versagte, Seele blieb unerreicht.

Im Parlando 1. Akt war vieles zu schnell (Qual für Sänger und Verständlichkeit), zum Ausgleich, insbesondere im letzten Drittel wurde es lahm. Leider zählt kein Durchschnitt, nur Einzelwertung – nichts ist exquisit.

Tim Theo Tinn, 21. März 2021

 

 

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