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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: PARSIFAL – Wiederaufnahme

25.03.2019 | Oper

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Bayerische Staatsoper München: PARSIFAL  Wiederaufnahme am 24. März 2019

Vor ausverkauftem Haus hat die Bayerische Staatsoper die Parsifal-Inszenierung vom vergangenen Juni wieder auf den Spielplan genommen. Pierre Audi hat in den Bühnenbildern von Georg Baselitz inszeniert, Florence von Gerkan die Kostüme entworfen und Urs Schönebaum die Bühne ins Licht gesetzt. Das Bild eines tristen, abgestorbenen Waldes im ersten Akt passt zur Atmosphäre, ebenso der Einfall, das beinahe gleiche Bild im dritten Akt Kopfüber zu zeigen. Das Auftauchen von Amfortas und der Gralsgemeinschaft aus dem Untergrund während der Verwandlungsmusik im dritten Akt ist ein starkes Bild, das im Kopf bleibt. Viele Lichtstimmungen fangen die Sphäre des Parsifal sehr gut ein, die Kostüme, vor allem der Gralsgemeinschaft, ebenso. Doch was genau Audi und Baselitz am Parsifal interessiert hat, welche Botschaft sich dem Zuschauer vermitteln soll, das bleibt ein wenig im Dunkeln.

Umso mehr Raum also fiel in dieser Wiederaufnahme der musikalischen Umsetzung zu. Und den wusste vor allem Kirill Petrenko zu nutzen. Mit dem glänzend disponierten Staatsorchester gelang ihm eine dramatisch aufgeladene, stets transparente und bemerkenswert suggestive Parsifal-Lesart. Die Verwandlungsmusiken erfüllten den Raum mit imponierender Prägnanz und beinahe bedrohlicher Intensität, zugleich war Petrenko seinem Ensemble ein kongenialer Begleiter, der niemals die Balance zwischen Bühne und Graben verlor. Für dieses exzellente Dirigat stand er verdientermaßen in der Gunst des Publikums beim Schlussapplaus ganz weit vorn.

Das Ensemble war teilweise neu besetzt für diese Wiederaufnahme. An erster Stelle muss  Michael Nagy als Amfortas erwähnt werden, der den Gralskönig mit intensiver, dabei stets schlanker und sehr auf den Text konzentrierter Stimmführung sang und die Verzweiflung und das Leiden packend darstellte. Ein großartiges Rollendebüt. Als neuer Titelheld stand Burkhard Fritz auf der Bühne. Er hat viel Erfahrung mit der Partie und verfügt durchaus über eine ihr adäquate Stimme, dennoch wich an diesem Abend der Eindruck nicht, der Sänger käme nicht mit seinen vollen Möglichkeiten aus sich heraus. Mit prägnanter Diktion und charaktervollem Bariton war Derek Welton Klingsor.

Ein Wiedersehen und -hören aus der Premierenserie gab es bei Kundry und Gurnemanz. Nina Stemme sang die Partie mit dunklen, leuchtenden Farben, auf den Punkt genau platzierten Spitzentönen. Sie changierte mit den unterschiedlichen Seiten der Figur ebenso souverän wie mit den Möglichkeiten ihrer dramatischen, sicher und ohne jeden Druck geführten Stimme. Dazu kam ihre präsente Bühnenerscheinung, und alles zusammen formte sich zu einem Rollenporträt, das seinesgleichen sucht. Nichts anderes lässt sich über René Pape sagen, der mit seinem ungemein klar geführten, üppig strömenden Bass, von edelster Farbe und präziser Artikulation, seiner Partie das notwendige Gewicht der zentralen Rolle im ersten und dritten Akt gab. Beide Protagonisten feierte das Publikum absolut zurecht.

Ein rundum stark besetztes Ensemble in den weiteren Partien und die eindrucksvoll homogenen Chöre der Staatsoper trugen nicht minder ihren Teil dazu bei, dass diese intensiv gespielte und gesungene Wiederaufnahme zu einem großen Erfolg

Christian Schütte

 

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