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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper/Opernfestspiele: „LES VÊPRES SICILIENNES“

Jetzt auch mit erstklassigem Tenor

30.07.2018 | Oper


Bryan Hymel, Erwin Schrott, Rachel Willis-Sorensen. Copyright: Wilfried Hösl/Bayerische Staatsoper

Münchner Opernfestspiele: „LES VÊPRES SICILIENNES“, 29.07.2018

Jetzt auch mit erstklassigem Tenor

Die Opern-Begeisterung ist in München auch zum Ende der Festspiele noch ungebrochen. Trotz der hochsommerlichen, um nicht zu sagen tropischen Temperaturen war das Nationaltheater zur Vorstellung von Giuseppe Verdis„Les Vêpres Siciliennes“ in der etwas belanglosen Inszenierung von Antú Romero Nunes nahezu ausverkauft (parallel fand im Prinzregententheater eine weitere, ebenfalls ausverkaufte Vorstellung von „Orlando Paladino“ statt). Die Zuschauer erlebten eine mitreißende Aufführung, was vor allem an der hervorragenden musikalischen Gestaltung durch Sänger, Dirigent und Orchester lag.

Die Besetzung war fast dieselbe wie in der Premierenserie im März, mit einer Änderung: Endlich konnte nun auch Bryan Hymel in der anspruchsvollen Tenorpartie des Henri sein ganzes Können zeigen, hatte er doch die Premiere im Frühjahr wegen einer Indisposition nicht zu Ende singen können und auch die folgenden Vorstellungen absagen müssen. Jetzt präsentierte er sich vollständig erholt und überzeugte mit einer kraftvollen, tragenden Stimme, großer Souveränität und emotionalem und leidenschaftlichem Spiel. Sein stark nasales Timbre ist vielleicht nicht jedermanns Geschmack, dennoch war er ein Gewinn für die Aufführung, da mit ihm in dieser Vorstellung nunmehr alle Hauptpartien erstklassig besetzt waren (Leonardo Caimi war in der Premierenserie seinen Kollegen doch nicht ganz ebenbürtig gewesen). Rachel Willis-Sørensen sang die Partie der Hélène mit großer Leichtigkeit und Virtuosität, gab dem Charakter aber auch die nötige Gefühlstiefe und machte die Zerrissenheit der jungen Frau zwischen ihrer Liebe und der Verpflichtung gegenüber dem Vaterland auf anrührende Weise deutlich. Erwin Schrott als Procida zeigte ebenfalls ein sehr differenziertes und nuancenreiches Rollenportrait des fanatischen Freiheitskämpfers, der für sein Ziel, die Befreiung Siziliens, auch das Leid seiner Freunde in Kauf nimmt. Dennoch vermochte Erwin Schrott es, bei den Zuschauern auch Sympathie für seinen Bühnencharakter zu wecken, indem er ihnen die fast zärtliche Liebe Procidas zu seinem Heimatland nahe brachte. Dies tat er nicht nur durch seine differenzierte schauspielerische Gestaltung, sondern auch durch seinen nuancenreichen, mal lyrisch gefühlvollen, mal mächtig kraftvollen Gesang. Seine Arie „Et toiPalerme“ gehörte zu den stärksten Eindrücken des Abends. Procidas Gegenspieler, der französische Gouverneur Guy de Montfort, wurde von George Petean wie auch schon in der Premierenserie hervorragend verkörpert. Seine wundervoll lyrisch und gefühlvoll gesungene Arie „Au sein de la puissance“ im dritten Akt und die darauffolgende leidenschaftliche Auseinandersetzung mit Henri waren weitere Höhepunkte der Vorstellung. Auch die Sänger der kleineren Partien hatten ihren Anteil am musikalischen Erfolg der Vorstellung, so etwa Helena Zubanovich als Ninetta, Matthew Grills als Danieli, Galeano Salas als Mainfroid, Callum Thorpe als Robert oder Johannes Kammler als Le Comte de Vaudemont. Das Bayerische Staatsorchester unter Omer Meir Wellber spielte Verdis Musik energiereich, temperamentvoll und eindringlich und brachte die verschiedenen Facetten der Partitur zum Klingen.


George Petean. Copyright: Wilfried Hösl

Eigentlich hätte das Publikum restlos begeistert sein müssen, wäre da nicht das schon berühmt berüchtigte Techno-Ballett zwischen viertem und fünftem Akt (Choreographie: Dustin Klein, Tänzer von der SOL Dance Company), das in jeder Vorstellung lautstarke Unmutsäußerungen, aber andererseits auch große Begeisterung auslöst. Am Ende aber doch heftiger Applaus für Sänger und Dirigenten. Die vereinzelten, aber hörbaren Buh-Rufe für Bryan Hymel waren absolut unverständlich.

Gisela Schmöger

 

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