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MÜNCHEN/Bayerische Staatsoper/ Opernfestspiele: I MASNADIERI – Düsterer Verdi

22.07.2025 | Oper international

MÜNCHEN/Opernfestspiele: I MASNADIERI WA am 17. Juli 2025

 Düsterer Verdi

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Foto: Wilfried Hösl

 Als im Jahre 2020 das Melodramma tragico in vier Akten aus dem Jahre 1847, „I masnadieri“, von Giuseppe Verdi nach dem Drama des damals noch jungen Friedrich Schiller „Die Räuber“ im Libretto von Andrea Maffei zum ersten Mal an der Bayerischen Staatsoper in der Regie von Johannes Erath herauskam, wurde die Premiere mit geteilten Reaktionen aufgenommen. Es wurde, zumal in der düsteren und im Wesentlichen auf Schwarz-Weiß-Töne setzenden Inszenierung in Bühnenbild und Kostümen von Kaspar Glarner schnell klar, warum diese Nummern-Oper von Verdi nicht in den Mainstream seiner Werke gelangen konnte.

Im Mittelpunkt steht ein nach hinten fliehender hochherrschaftlicher Salon, in dem sich das Familiendrama um die beiden verfeindeten Söhne Carlo und Francesco des Hausherrn Massimiliano sowie der Kampf um die Verlobte Carlos, Amalia, entfaltet. Es beginnt gleich mit der Trauer um die verstorbene Mutter, bevor dann die drei Arien in klarer Nummernfolge von Carlo, Francesco und Amalia folgen. Charles Castronovo glänzt als Carlo mit fast dramatischen tenoralen Tönen und ist auch darstellerisch sehr einnehmend. Er wird sich ja später den Räubern anschließen. Alfredo Daza ist ein böser, gegen den Bruder intrigierender Francesco mit kraftvollem Bariton.

Den vokalen Höhepunkt liefert aber Lisette Oropesa als Amalia die, auch wenn man ihre Maria Stuarda bei den Salzburger Festspielen bedenkt, momentan im Zenit ihrer Karriere zu stehen scheint. Sie ist in ihrem Fach derzeit sicher eine der besten Sopranistinnen weltweit. Neben der stimmlichen Qualität und Eleganz besticht Oropesa auch durch ein intelligentes und mimisch genau dosiertes Spiel. Erwin Schrott ist ein Massimiliano auf Augenhöhe und spielt den an der Lage der Familie verzweifelnden Vater mit seinem exzellenten Bassbariton sehr überzeugend. Kevin Conners gibt den servilen und leicht die Fronten wechselnden Arminio. Tansel Akzeybek ist Rolla.

Im weiteren Verlauf kommt es kaum zu szenischen Höhepunkten. Mal steht ein Tisch in der Mitte des nun fast schwarzen Bühnenbildes oder riesige Porzellanhirsche und -rehe werden etwas unmotiviert hereingefahren. Auch tauchen immer wieder düstere Doubles von Carlo, Francesco und Amalia auf, nicht unbedingt hilfreich für das bessere Verstehen der ohnehin recht bizarren Handlung, die sich zudem weit von der Schiller’schen „Räubern“ entfernt.

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Foto: Wilfried Hösl

Musikalisch bietet die Oper schon mehr, wobei ein Höhepunkt gleich das Vorspiel mit einem langen Cello-Solo ist, welches hier von Jakob Spahn ausgeführt wird. Antonio Fogliani, ein ausgewiesener Verdi-Kenner, dirigiert das Bayerische Staatsorchester und den von Christoph Heil einstudierten stimmstarken Bayerischen Staatsopernchor mit ruhiger Hand und viel Liebe zum Detail. „I masnadieri“, ein durchaus interessantes Stück des großen Verdi, das man aber nicht immer wieder sehen muss.                                                     

Klaus Billand

 

 

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