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MÜNCHEN/ BAYERISCHE STAATSOPER: MEFISTOFELE – Highway tohell

08.11.2016 | Oper

München: Bayerische Staatsoper: „MEFISTOFELE“, 07.11. 2016 – Highway tohell:

Roland Schwab, der Regisseur der Münchner „Mefistofele“ Produktion (Premiere am 24.10.2015), schätzt an dem Werk in erster Linie, dass Komponist und Librettist Arrigo Boito den Teufel und nicht Faust zur Hauptfigur gemacht hat. So könne auf der Bühne ein rasantes „Entertainment des Bösen“ stattfinden, ein regelrechter „Highway tohell“. Nach Roland Schwab muss es Mefisto gelingen, einerseits zu unterhalten, andererseits aber auch zu verstören und im Publikum den schaurigen Genuss des Bösen zu wecken. „Der Teufel darf alles, nur nicht langweilig sein“. Legt man dem Werk diese Gedanken zugrunde, so stand mit Erwin Schrott am 07.11. der ideale Interpret der Rolle auf der Bühne. Sein Mefistofele ist eine schillernde und faszinierende Persönlichkeit, einerseits dunkel, zynisch und bedrohlich, fast aggressiv, anderseits unglaublich temperamentvoll, mitreißend, elegant und charmant. Er hat das Publikum von der ersten Minute an auf seiner Seite und am Ende kann wohl jeder Mefistofeles Frust über die faden himmlischen Heerscharen nachvollziehen, die ihm sein diabolisches Spiel zunichte machen. Dabei brachte Erwin Schrott die verschiedenen Facetten seiner Rolle nicht nur schauspielerisch zum Ausdruck, sondern auch stimmlich. So klang sein Bassbariton mal schwarz, fast rau, dann wieder weich, warm und verführerisch. Seine musikalische Gestaltung war wie immer sehr pointiert und ausdrucksstark. Eine großartige Leistung, vor allem wenn man bedenkt, dass für diese Wideraufnahme nur sehr wenig Probenzeit zur Verfügung stand. Kongenialer Partner für Erwin Schrott war Joseph Calleja als Faust. Er begeisterte vor allem durch seine nuancenreiche musikalische Interpretation und die souveräne Beherrschung dieser anspruchsvollen Partie. Es war ein Genuss, seiner weich fließenden, raumfüllenden und klangvollen Stimme zuzuhören. Dass Calleja ein eher zurückhaltender Darsteller ist, war in diesem Fall sogar sehr passend. Zwei extrovertierte Vollblutschauspieler wären wohl des Guten etwas zu viel gewesen. Die männlichen Hauptrollen waren also in dieser Vorstellung hervorragend besetzt. Nicht ganz so viel Glück hatte man mit den Damen. Ausrine Stundyte spielte die Rolle der Margherita zwar mit viel Leidenschaft und großen Emotionen, konnte stimmlich aber nicht überzeugen. Vor allem in der Höhe ist ihr Sopran sehr vibratoreich und klingt auch recht scharf. Eine ausgefeilte Phrasierung war selten zu hören, eher die Aneinanderreihung einzelner Töne. Dagegen sang Karine Babajanyan die Partie der Elena mit tragender, gut geführter und angenehm klingender Stimme. Dirigent Paolo Carignani legte mehr Wert auf die düsteren und wuchtigen Teile der Partitur als auf die lyrischen Passagen, so dass das Orchester teilweise sehr laut und fast rustikal klang. Auch waren hie und da kleine Abstimmungsprobleme, vor allem zwischen Chor und Orchester zu hören. Insgesamt war es aber dank Erwin Schrott und Joseph Calleja eine großartige Aufführung, die vom Publikum auch mit langanhaltendem und begeistertem Applaus gefeiert wurde.

Gisela Schmöger

 

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