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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: LOHENGRIN

21.03.2016 | Oper

München: Bayerische Staatsoper: „LOHENGRIN“, 20.03.2016

Fans von Klaus Florian Vogt haben es derzeit in München nicht leicht. Vor zwei Wochen musste er bereits zwei von drei geplanten Auftritten als Erik im „Fliegenden Holländer“ absagen, jetzt hatte es auch den Anfang der Lohengrin-Serie am 20.03. erwischt. Anstelle von Klaus Florian Vogt sang nun Burkhard Fritz die Titelpartie in der fragwürdigen Inszenierung von Richard Jones, in der Lohengrin und Elsa als fleißige Heimwerker gezeigt werden, deren höchstes Glück ihr gemeinsam gebautes Häuschen ist. In diese Umgebung fügte sich Burkard Fritz als sympathischer, zupackender junger Mann, dem man durchaus handwerkliches Talent zutraut, hervorragend ein. Auch musikalisch konnte er durchaus überzeugen. Er sang seine Partie mit lyrischer, angenehm timbrierter Stimme. An manchen Stellen am Ende des zweiten Akts und in der Gralserzählung schlichen sich kleine Unsicherheiten ein. Auch hätte man sich manche Passage etwas dynamischer und ausdrucksstärker gewünscht. Insgesamt bot Burkard Fritz aber eine sehr ansprechende Leistung. In Thomas J. Mayer als Friedrich von Telramund hatte er einen starken, charismatischen Gegenspieler, der selbstverständlich von seiner Führungsrolle im Kreis der brabantischen Edlen ausgeht und ausgehen darf. Die Niederlage im Gottesurteil gegen Lohengrin und der damit verbundene Verlust seiner Ehre entzieht Telramund die Existenzgrundlage, so dass er alles tut, um seine gesellschaftliche Stellung wiederherzustellen. Auch musikalisch gestaltete Thomas J. Mayer seine Rolle souverän. Edith Haller sang die Elsa mit klarem, ausdrucksstarkem Sopran. Die Inszenierung reduziert Elsa auf eine kleinbürgerliche Häuslebauerin, so dass für eine nuancierte Darstellung wenig Raum blieb.

Petra Lang hätte als Ortrud Gelegenheit zu einer faszinierenden Interpretation gehabt, beließ es aber bei stereotypen, hexenartigen Gesten. Ihre Stimme ist zwar voluminös und kraftvoll, klingt in der Höhe aber manchmal etwas schneidend. Günther Groissböck war ein junger, selbstbewusster und jovialer König Heinrich, der aber auch Sympathie und Mitgefühl für Elsas Schicksal empfand. Mit seinem noblen, profunden Bass ist er ein idealer Rollenvertreter. Martin Gantner bot in der gesanglich heiklen Partie des Heerrufers ebenfalls eine sehr ansprechende Leistung.

Lothar Koenigs und das Bayerische Staatsorchester betonten im Vorspiel zum ersten Akt noch den romantischen Charakter der Musik. Danach wurde es monumental und stellenweise auch sehr laut. Der Schlussapplaus für diese Abonnementvorstellung war kräftig, aber kurz und würdigte meiner Meinung nach die Einspringerleistung von Burkard Fritz und die hochkarätige Interpretation von Thomas J. Mayer zu wenig.

Gisela Schmöger

 

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