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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: LOHENGRIN

01.12.2019 | Oper


Klaus Florian Vogt, Karita Mattlila. Foto: Wilfried Hösl

München: Bayerische Staatsoper: „LOHENGRIN“, 30.11.2019

Die gedanklich wenig tiefschürfende Inszenierung von Richard Jones aus dem Jahr 2009 bewegt einen nicht unbedingt, eine Lohengrin-Vorstellung an der Bayerischen Staatsoper zu besuchen. Richard Wagners herrliche Musik und eine erstklassige Besetzung schon. So war auch diese Vorstellung ausverkauft und das Publikum wurde nicht enttäuscht. Klaus Florian Vogt wurde seinem Ruf als einer der besten Interpreten der Titelpartie mehr als gerecht. Mit seinem hellen, glanzvollen, höhensicheren und strahlenden Tenor vermittelte er den übernatürlichen, göttlichen Charakter der Partie optimal. Mit feiner musikalischer Gestaltungskunst und natürlichem, berührendem Spiel konnte er den Zuschauern aber auch die menschliche Seite Lohengrins, seine Sehnsucht nach weltlichem Glück und tiefe Enttäuschung über sein Scheitern nahe bringen. Als Elsa war Johanni van Oostrum für die erkrankte Anja Harteros eingesprungen, was sicher manchen aus dem Publikum zunächst enttäuscht hatte. Sie überzeugte jedoch mit einer musikalisch souveränen Gestaltung und einer innigen Interpretation. Ihr Sopran hat ein leicht metallisches, aber dennoch angenehmes Timbre. In der Höhe litt die Textverständlichkeit etwas, so dass man bisweilen froh über die Übertitel war. Elsas Gegenspielerin Ortrud wurde an diesem Abend von Karita Mattila gesungen. Was für ein fulminantes Rollenportrait! Mattilas Ortrud war eine hoch attraktive, temperamentvolle, teuflische Frau, deren gefährlichem Reiz sich Telramund auf keinen Fall entziehen kann und die auch Elsa mühelos um ihren Finger wickelt. Stimmlich bereitete ihr die Partie keine Probleme, auch wenn die tiefe Lage bei der Sopranistin nicht ganz so profund klingt. Dafür bewältigte sie die Spitzentöne mühelos. Wolfgang Koch zeigte als Telramund vom allem im ersten Akt eine interessante Charakterstudie. Seine Bühnenfigur war eine schmierige, falsche, von skrupellosem Ehrgeiz getriebene Person, der durchaus bewusst ist, dass seine Anschuldigungen gegen Elsa falsch sind. In den beiden Folgeakten konnte er diese Interpretation jedoch nicht mehr durchhalten, so dass er insgesamt etwas farblos wirkte.  Musikalisch überzeugte er mit seinem noblen, klangschönen Bariton. Christof Fischesser sang den König Heinrich mit eher hell timbriertem, weichem und leicht ansprechendem Bass. Martin Gantner war ein durch und durch souveräner Heerrufer. Das Dirigat von Lothar Koenigs war weniger glücklich. Das Vorspiel zum ersten Akt kam ziemlich nüchtern daher. Im weiteren Verlauf ließ er das Bayerische Staatsorchester oft zu laut spielen. Auch dem Chor der Bayerischen Staatsoper widmete er zu wenig Aufmerksamkeit, so dass nicht alle Passagen optimal gelangen. Trotz dieser Einschränkung war es eine sehr schöne Vorstellung, vor allem dank der größtenteils hervorragenden Solisten.

Gisela Schmöger

 

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