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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: LES CONTES D’HOFFMANN

12.10.2019 | Oper

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Copyright: Bayerische Staatsoper

München: Bayerische Staatsoper: „LES CONTES D‘HOFFMANN“, 11.10.2019:

Richard Jones‘ phantasievolle und unterhaltsame Inszenierung von Jacques Offenbachs „Les Contes d’Hoffmann“ ist seit ihrer Premiere 2011 zu einem festen Bestandteil des Repertoires der Bayerischen Staatsoper geworden.

Das Münchner Publikum hatte schon Gelegenheit, viele hervorragende Sänger in den Hauptpartien zu erleben. Auch in der Vorstellung am 11.10. gab es viel Interessantes zu sehen und zu hören. Michael Spyres gestaltete die Hauptpartie und nahm die Zuschauer vor allem durch seinen klangvollen, warmen, kräftigen und leicht baritonal gefärbten Tenor für sich ein. Bis zum Schluss der anspruchsvollen Partie zeigte seine Stimme keinerlei Ermüdungserscheinungen, so dass vor allem auch seine Arie im vierten Akt zu einem mitreißenden Höhepunkt des Abends wurde. Lediglich bei manchen Spitzentönen verliert das Timbre etwas an Glanz und wird etwas matt. Dies trübte den positiven Gesamteindruck jedoch nur minimal, zumal Michael Spyres auch eine sehr sympathische Bühnenfigur kreierte, mit der man die drei Liebesgeschichten gerne durchlebte. Hoffmanns Gegenspieler in der Gestalt von Lindorf, Coppélius, Doktor Miracle und Dapertutto war Alex Esposito, der insbesondere darstellerisch eine hervorragende Leistung brachte. Er zeigte dem Publikum vier völlig unterschiedliche Persönlichkeiten, den überheblichen, in die Jahre gekommenen Gentleman, den windigen, spleenigen Puppenmacher, den dämonischen, todbringenden Arzt und den eleganten, skrupellosen Bordellbesitzer. Auch musikalisch konnte Alex Esposito mit seinem kernigen, frei strömenden Bassbariton voll überzeugen. Die weiblichen Protagonistinnen sangen auf hohem, wenn vielleicht auch nicht herausragendem Niveau. Nina Minasyan gestaltete die virtuose Arie der Olympia souverän. Ihre leicht metallische Stimme passte sehr gut zur mechanischen Puppe, die sie verkörperte. Den lyrischen, gefühlvollen Part der Antonia meisterte Sarah-Jane Brandon mit großer Emphase und viel Sensibilität. Simona Mihai war eine attraktive, selbstbewusste Giulietta mit klangvoller, aber ein wenig unpersönlicher Stimme. Michèle Losier gestaltete die Partie des Nicklausse mit warmem, frei strömendem Mezzosopran und engagiertem frischem und charmanten Spiel. Für ihre lebhafte Interpretation erhielt sie neben Michael Spyres den meisten Beifall des Abends.

Constantin Trinks dirigierte das Bayerische Staatsorchester sehr zupackend, was vor allem die großen Ensembleszenen sehr eindrucksvoll machte. Im Antonia-Akt wählte er ziemlich langsame Tempi, dennoch bestand vor allem wegen der faszinierenden Bühnenfigur von Alex Esposito nie die Gefahr der Langeweile. Die Sänger der vielen kleinen Partien wie Ulrich Reß als Spelanzani, Kevin Conners als Cochenille, Pitichinaccio und Franz sowie Martin Snell als Luther und Crespel hatten ebenfalls ihren Anteil am großen Unterhaltungswert der Vorstellung. Am Ende freundlicher Applaus eines angetanen Abopublikums.

Gisela Schmöger  

 

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