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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: LA FAVORITE

Eine Wiederaufnahme der Spitzenklasse

04.03.2018 | Oper


Mika Kares (Balthazar), Ludovic Tézier (Alphonse) und Clémentine Margaine (Léonor) mit Statisterie der Bayerischen Staatsoper. Copyright: Bayerische Staatsoper

München: Bayerische Staatsoper: „LA FAVORITE“ – eine Wiederaufnahme der Spitzenklasse, 03.03.2018

Gaetano DonizettisLa Favorite“ war in der vergangenen Spielzeit 2016/17 eine der Neuproduktionen an der Bayerischen Staatsoper. Die Inszenierung von Amélie Niermeyer (Bühne: Alexander Müller-Elmau) wurde hier bereits von Susanne Kittel-May anlässlich der Premierenserie eingehend vorgestellt (vgl. Bericht über die Vorstellung am 28.10.2016). Auf die aktuelle Wiederaufnahme dieser Produktion durfte man besonders gespannt sein, da vier der sechs Rollen mit neuen Sängern besetzt waren und auch die musikalische Leitung in neuen Händen lag. Am 03.03.2018, in der letzten Vorstellung der aktuellen Serie, kam das Münchner Opernpublikum in den Genuss einer Wiederaufnahme der Spitzenklasse.

Obwohl dieses Etikett für sämtliche Hauptrollen wie auch für die musikalische Gestaltung aus dem Orchestergraben gilt, verdient Matthew Polenzani, der die Rolle des Fernand bereits in der Premierenserie hochgelobt gesungen hatte, eine besondere Hervorhebung. Von der ersten Sekunde an lieferte er gesanglich und darstellerisch ein durch und durch packendes, emotional zutiefst ergreifendes Rollenportrait des Fernand, der sich als Novize im Kloster in eine Frau verliebt. Fernands anfängliche innere Zerrissenheit und Sehnsucht nach Léonor, woran sich seine Entscheidung gegen das Klosterleben anschließt, wurden ebenso intensiv erleb- und spürbar wie Fernands tiefe Enttäuschung und große Wut, als er erfährt, dass Léonor die Mätresse des Königs ist. Auch an Fernands anschließender Suche nach innerem Frieden durch eine Rückkehr ins Kloster konnte das Publikum ganz unmittelbar teilhaben und auch seine fortbestehende Liebe zu Léonor erkennen, die durch die Trauer um Léonors Tod schließlich in Fernands Sehnsucht nach dem eigenen Tod mündet. Matthew Polenzani brachte mit seinem klangschönen Tenor sämtliche Emotionen Fernands intensiv zum Ausdruck und begeisterte mit einer sehr eleganten Stimmführung sowie einer virtuosen dynamischen Gestaltung, wobei seine unglaublich schönen, zarten Piani eine besondere Erwähnung verdienen.


Matthew Polenzani (Fernand) und Clémentine Margaine (Léonor). Copyright: Bayerische Staatsoper

Ebenfalls eine fantastische Leistung bot Clémentine Margaine mit ihrem angenehm warmen und vollen Mezzosopran in der Titelpartie. In ihrer Rollengestaltung wurde deutlich, dass Léonor für Fernand tiefe Gefühle der Zuneigung und Liebe empfindet, während sie sich für ihre Rolle als Mätresse des Königs schämt und seit ihrer Begegnung mit Fernand versucht, dem spielerischen, lässigen Umgang des Königs mit ihr durch Kühle und Distanz zu begegnen. Diese spielerische Lässigkeit des Königs vermittelte Ludovic Tézier als Alphonse sowohl darstellerisch als auch mit seiner noblen, balsamischen, sehr schönen Baritonstimme. In der Rolle des Balthazar begeisterte Mika Kares wie schon in der Premierenserie mit seiner klaren, vollen, klangschönen Bassstimme, die nicht nur über eine prächtige Mittellage, sondern auch über eine satte Tiefe und eine glänzende Höhe verfügt. Erfrischend gestaltete Matthew Grills mit seinem hellen Tenor die Rolle des Don Gaspard. Als Inès komplettierte die junge Nachwuchssängerin Anna El-Khashem aus dem Opernstudio der Bayerischen Staatsoper die Riege der Solisten.

Giacomo Sagripanti am Pult des Bayerischen Staatsorchesters bot mit seiner musikalischen Gestaltung ein gegenüber der Premierenserie völlig neues, ganz wunderbares Hörerlebnis. Bei einem insgesamt recht flotten, jedoch nie gehetzt wirkenden Tempo sorgte er einerseits für hohe Transparenz und Detailreichtum, machte andererseits aber auch die großen musikalischen Linien und Bögen hörbar. Er leitete das Orchester wie auch den stimmgewaltigen Chor der Bayerischen Staatsoper präzise und war den Sängern ein umsichtiger Begleiter.

Am Ende großer Jubel für alle Beteiligten, und ganz besonders für Matthew Polenzani.

Martina Bogner

 

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