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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: LA BOHÈME

19.12.2019 | Oper

München: Bayerische Staatsoper: „LA BOHÈME“, 18.12.2019

Mit der Aufführung am 18.12. begann die Weihnachtsserie von „La Bohème“ in der über 45 Jahre alten Inszenierung von Otto Schenk. Es macht immer wieder Freude, die gekonnte Personenregie, die auch nach so langer Zeit noch spürbar ist, sowie das geschmackvolle und wunderschöne Bühnenbild von Rudolf Heinrich zu erleben. Die Vorstellung war auch deswegen etwas Besonderes, weil die junge Sopranistin Selene Zanetti, bis Juli 2018 Mitglied des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper und dem Münchner Publikum bereits als Marie in „Die verkaufte Braut“ bekannt, zum ersten Mal in der Partie der Mimí zu erleben war.

Es war ein sehr gelungenes Debut. Selene Zanetti konnte mit ihrem warmen, vollen und wohltönenden Sopran für sich einnehmen. In der Höhe klingt ihre Stimme etwas schlanker, verliert jedoch nicht an Klangschönheit. Ihre Mimí war eine junge, liebenswerte, eigentlich lebenslustige Frau, in deren charmantes, offenes Wesen sich Rodolfo einfach sofort verlieben muss. Rodolfo war an diesem Abend Wookyung Kim. Er ließ sich zu Beginn der Vorstellung als erkältet ansagen, wovon im Verlauf der Vorstellung aber so gut wie nichts zu merken war. Sein klarer, durchsetzungsfähiger Tenor, der sowohl kraftvoll als auch lyrisch und weich klingen kann, sprach zu jeder Zeit leicht an, so dass ihm die Partie gesanglich keinerlei Probleme bereitete. Er gestaltete seine Bühnenfigur sehr sympathisch, zunächst als charmanten jugendlichen Liebhaber, später als verzweifelt Liebenden, mit dem man als Zuschauer großes Mitgefühl hatte. Ebenfalls ein sehr gelungenes Rollenportrait zeigte Elsa Benoit als Musetta. Einerseits elegant und verführerisch, andererseits aber auch mit einer gehörigen Portion Dreistigkeit verdrehte sie Marcello den Kopf und machte ihn mühelos wieder zu ihrem ergebenen Liebhaber. Musettas Arie im 2. Akt, virtuos und mit Leichtigkeit gesungen, war ein Höhepunkt der Vorstellung. Rodion Pogossov sang den Marcello mit kernigem, kraftvollem Bariton.

Auch Sean Michael Plumb als Schaunard und Callum Thorpe als Colline konnten voll überzeugen. Daniele Callegari und das Bayerische Staatsorchester schwelgten im üppigen Puccini-Klang und verlangten mit ihrem manchmal sehr lauten Spiel den Sängern einiges ab. Insgesamt war es eine schöne Repertoireaufführung, die insbesondere, aber nicht nur wegen des Debuts von Selene Zanetti sehenswert war.

Gisela Schmöger

 

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