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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: HÄNSEL UND GRETEL

09.12.2018 | Oper

München: Bayerische Staatsoper: „HÄNSEL UND GRETEL“, 08.12.2018:

„Hänsel und Gretel“ ist für große und kleine Opernfans eine perfekte musikalische Einstimmung auf das Weihnachtsfest, und so waren auch in die Vorstellung am 08.12. wieder viele Eltern und Großeltern mit ihren Kindern und Enkeln ins Münchner Nationaltheater gekommen, um sich von der herrlichen Musik Engelbert Humperdincks und der phantasievollen Inszenierung von Richard Jones aus dem Jahr 2013 (Bühnenbild und Kostüme: John Mcfarlane) verzaubern zu lassen. Alle drei Akte spielen in dieser Produktion in einer Küche, der erste in der kargen, von Armut geprägten, leeren Küche von Peter Besenbinder und seiner Frau Gertrud, der zweite in einem unwirklichen, mit Blättern bemalten Raum, der von einem großen Esstisch beherrscht wird. Der Wald wird von Wesen, denen Zweige aus den Köpfen wachsen symbolisiert, zum Abendsegen wird der Tisch von einer Armee von Köchen gedeckt und ein Diener mit Fischkopf serviert den beiden Kindern allerlei köstliche Gerichte. Im dritten Akt herrscht Hexe Rosine Leckermaul in ihrer überdimensionalen Küche, in der sie bäckt und kocht, was das Zeug hält.

In dieser inspirierenden Umgebung hatten alle Sänger – viele ehemalige und aktuelle Mitglieder des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper – sichtlich viel Spaß an der Interpretation ihrer Partien. Hänsel und Gretel wurden von Rachael Wilson und Elsa Benoit mit viel Spielfreude und Temperament dargestellt. Das eine oder andere Mal übertrieb es Rachael Wilson sogar ein wenig, so dass ihre Figur manchmal ein wenig künstlich wirkte. Dafür überzeugte sie mit ihrem klaren, wohlklingenden Mezzosopran und ihrer deutlichen Aussprache. Elsa Benoit sang ihre Partie mit lyrischer, in der Höhe schön aufblühender Stimme. Die Hexe ist in dieser Produktion eine ältere Dame, die „eigentlich freundlich zu ihren kleinen Besuchern sein möchte, sie aber am Ende leider fressen muss, weil sie eben eine Hexe ist“ (so Premierendirigent Tomáš Hanus im Videomagazin der Staatsoper). Rosine Leckermaul ist also eine gepflegte und vordergründig liebenswürdige Dame, die aber zu robust und trampelig ist, um wirklich elegant zu sein und zu spießig und bösartig, um liebenswert zu sein. Das alles spielte John Daszak mit so viel (schwarzem) Humor, dass es eine Freude war, ihm zuzusehen. Das Elternpaar wurde von Helena Zubanovich als Gertrud und Milan Siljanov als Peter gesungen. Siljanov überzeugte vor allem durch seine klangvolle, angenehm timbrierte Stimme. Schauspielerisch hätte er noch etwas mehr aus seiner Partie herausholen können. Helena Zubanovich zeichnete ein überzeugendes Portrait einer gestressten, vom trostlosen Alltag frustrierten Frau, die erst am Ende ihre Warmherzigkeit und Liebe zu ihren Kindern wiederfindet. Anna El-Kashem und Anaïs Mejías komplettierten das Solistenensemble als Taumännchen und Sandmännchen. Dirigentin Eun Sun Kim war sehr bestrebt, die Musik nicht zu pathetisch klingen zu lassen, was sie vor allem durch sehr rasche Tempi zu erreichen suchte. Ein wenig Pathos kann die wunderbar romantische Musik von Engelbert Humperdinck an manchen Stellen allerdings schon vertragen, so zum Beispiel am Ende des zweiten Akts oder auch beim Triumph über die Hexe am Ende. Vor allem der Schluss geriet leider etwas beiläufig. Trotzdem war es insgesamt eine sehr sehenswerte Vorstellung und die vielen Kinder im Zuschauerraum spendeten begeisterten Applaus.

Gisela Schmöger

 

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